Eliszis Jahrmarktstheater: Clown im Höhenpark Killesberg

Ist es endlich wieder so weit? Dreht sich das Karussell wieder, erwacht das Spiegelzelt zum Leben? Seit vier Jahrzehnten macht Eliszi auf dem Stuttgarter Killesberg Kinder glücklich – eine Clownin und ihre Berufung.

Der kleine Jahrmarkt ist wirklich klein. Aber er hat alles, was dazugehört. Ein Karussell, eine Wurfbude, eine Schiffschaukel und natürlich die Klänge der Drehorgel. Beim Näherkommen werden sie stärker und lauter und das innere Kind erwacht.

Ein wohliges Gefühl und Erinnerungen kommen auf. Die Kinder lieben die süßen Waffeln, weil es sie eben nur hier gibt, genau wie das Theater im Spiegelzelt.

Vor allem aber gibt es nur hier Eliszi. Sie hat den Jahrmarkt ins Leben gerufen und ihm ihren Namen gegeben.

Zirkuswagen mit Baby an Bord

Die zierliche Frau steht am Rand, ohne Schminke, ohne bunte Kleidung oder eine rote Nase. Eher zurückhaltend, ein Lächeln im Gesicht. Eliszi ist eine der wenigen weiblichen Clowns, eine Clownin. Schon das ungewöhnliche Wort macht klar, dass es sehr selten gebraucht wird.

„Schon als Kind habe ich den Zirkus geliebt“, sagt Eliszi lächelnd, „ich habe immer geweint, wenn wir nach Hause gingen.“ Sie mochte alles, die Pferde, die Seiltänzer und natürlich die Clowns, die Manege faszinierte sie.

Auf der Waldorfschule entwarf und baute sie im Werkunterricht Kasperl-Puppen und spielte eigene Stücke. Ihre Jahresarbeit an der Schule machte sie quasi über Nacht berühmt: „Ein Mädchen will Clown werden“ hieß die Dokumentation des Bayerischen Rundfunks, der darin Eliszi bei der Entwicklung und Aufführung ihres ersten Clown-Stücks begleitete.

Das war der Beginn einer Berufung.

Sie tourte von Mannheim bis München, spielte auf Theaterfestivals. Später war sie mit ihrem ersten Clownspartner als „Eliszi und Elujo“ unterwegs in der Region. Vor 35 Jahren wurde ihr erster Sohn Vanesco geboren, vier Jahre später Nino. Sie war damals mit einem alten Zirkuswagen unterwegs, der als Kulisse und Bühne diente, immer mit „Baby an Bord“.

Auch nach der Geburt von Tochter Fabia 1995 – manchmal hielt eine Zuschauerin das Baby, während sie spielte. Im gleichen Jahr bekam Eliszi die Gelegenheit, ein erstes kleines Karussell günstig zu erwerben. Sie wurde „sesshaft“ am Killesberg, der Start von „Eliszis Jahrmarktstheater“.

Immer mehr Attraktionen kamen dazu, zwischenzeitlich gab es sogar ein Kettenkarussell. „Aus Platzgründen können wir es leider nicht mehr aufstellen“, verrät die heute 62-Jährige. Damals bekamen sie die Auflage von der Stadt, den ganzen Sommer über jeden Tag zu öffnen.

Die Kinder wuchsen quasi auf dem Jahrmarkt auf. Bei einem „Breakdance Battle“ entdeckte der Große seine Leidenschaft für den damals neuen Sport und steckte den jüngeren Bruder Nino damit an. Heute ist Nino Tänzer und Mitglied einer Tanzkompanie in Freiburg. Den Sommer über ist er Eliszis Clownspartner. Jedes Jahr entwickeln sie ein neues Stück zusammen. „Zwei Clowns stehen Kopf“ war ihr erstes, inzwischen haben sie ein halbes Dutzend davon im Repertoire.

… zwischen Weinen und Lachen

„Viele Stücke sind alterslos“, sagen beide. Es ist berührend und faszinierend, sie zusammen spielen zu sehen: Sie nähern sich an, sie spiegeln sich, vollkommen eingespielt, ergänzen sie sich. „Zu zweit hat man mehr Möglichkeiten“, meint Eliszi. Dazu gehört viel Pantomime, „man braucht oft gar nicht so viel Sprache“, verrät die erfahrene Clownin.

Wenn die kleinen Besucher mitfiebern, weiß sie, dass es funktioniert. Dann macht ihr Beruf besondere Freude. „Von Kindern kommt immer viel zurück.“ Zum Beispiel, wenn sie lauthals loslachen im nostalgischen Spiegelzelt, in dem die Aufführungen seit Jahren stattfinden. Auch die Clownskurse haben ihr immer sehr viel Spaß gemacht. In einem davon hat Nino sein Talent als ruhiger Spaßmacher für sich entdeckt.

„Die Clownsrolle ist wie ein warmes Schaumbad“, meint Eliszi auf die Frage, was das Spielen für sie bedeutet. „Es ist ein Teil der eigenen Seele, die rauskommen darf.“ Rund eine halbe Stunde braucht sie für die vollständige Verwandlung, mit Schminke, drei Zöpfen und ihrem Kleid mit Strumpfhosen. Eigentlich sei sie schüchtern, meint sie. „Mit Maske ist es einfacher“, sagt sie und lächelt, „da kann ich unbedarft sein wie ein kleines Kind.“ Die ganze Bandbreite der Gefühle zeigen, zwischen Weinen und Lachen.

Es gibt nur eine Sache, die anstrengend ist: „Die ganze Büroarbeit“, meint Eliszi. „Die Kommunikation“, sagt Nino. Zum Glück kümmert sich der große Bruder Vanesco um Homepage und Newsletter, Schwester Fabia als Modedesignerin schneidert die Kostüme – ein Familienunternehmen, immer noch.

Inzwischen lebt Eliszi aber das ganze Jahr über in ihrem Theaterwagen auf dem Killesberg. Dazu gehören noch Küchen- und Bürowagen, Wagen für Requisite, Garderobe und als Lager. Die Clownin hat ihre Bestimmung gefunden. „Ich war nicht gut in der Schule, das war nicht meins“, sagt sie mit einem Schulterzucken und lächelt. „Ich verstehe vieles nicht.“ Aber eines versteht sie wie keine andere: die Herzen zu öffnen – und Groß und Klein zum Lachen und Staunen zu bringen. Jahr für Jahr.