Salomon de Caus war ein 1576 in der Normandie geborener Architekt und Ingenieur. Seine ausgedehnten Reisen inspirierten ihn zu einzigartigen Schöpfungen, denen der Einfluss von italienischen und französischen Höfen anzumerken war. Seit 1610 hielt er sich am englischen Königshof auf. Vom Thronfolger Henry Stuart erhielt de Caus den Auftrag, die Wasserversorgung in den königlichen Gärten zu verbessern. Doch sein Auftraggeber starb, viel zu früh, schon zwei Jahre später.

Henrys Schwester Elisabeth heiratete 1613 den pfälzischen Kurfürsten Friedrich V. – dieser suchte seiner anspruchsvollen Ehefrau ein standesgemäßes Zuhause zu schaffen. So fand Salomon de Caus einen neuen Auftraggeber: 1614 beauftragte ihn der Kurfürst mit der Anlage eines kunstvollen Gartens in seiner Residenz, Schloss Heidelberg.

Video: Hortus Palatinus und Schloss Heidelberg

In Heidelberg sollte Salomon de Caus ein wahres Wunderwerk an dem steilen Hang östlich des Schlosses schaffen. Er entwarf ein System von ineinander geschachtelten Terrassen in unterschiedlicher Höhe. Ausgeklügelte Treppenaufgänge verbanden sie miteinander. Raffiniert war die unterschiedliche Gestaltung der Terrassen durch Haine, Beete, Gartenkabinette und Grotten.

Unterhaltung für die höfische Gesellschaft

Der „Hortus Palatinus“ war als Gesamtkunstwerk geplant. Begeistert widmete sich Salomon de Caus der Konstruktion von Maschinen, die durch Sonnenkraft, Luft oder Wasser angetrieben wurden. Dazu zählte beispielsweise der Entwurf mechanischer Musikinstrumente. Figuren in Grotten, die sich wie von Geisterhand bewegten, oder ein vermeintlich lebloser Holzvogel, der doch zwitschern konnte, wurden von ihm konstruiert. Solche überraschenden Effekte sollten die höfische Gesellschaft immer wieder aufs Neue unterhalten.

Es verwundert nicht, dass de Caus‘ Gartenkunstwerk unter den Zeitgenossen als „achtes Weltwunder“ gerühmt wurde. Seine „magischen Maschinen“ dienten zwar der Unterhaltung, doch sie beinhalteten zugleich Technik und Ingenieurswissen, welches zu den fortschrittlichsten seiner Zeit gehörte.

Zeitgenössische Darstellung von Hortus Palatinus und Schloss Heidelberg

Andrea Rachele/SSG

Zeitgenössische Darstellung von Hortus Palatinus und Schloss Heidelberg

Bis 1620 blieb Salomon de Caus als Hofbaumeister des Kurfürsten Friedrich V. in Heidelberg. Er starb am 6. Juni 1626 in Paris.

Der Hortus Palatinus blieb unvollendet: 1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus und führte zu einer ersten Verwüstung der Kurpfalz. Mangelnde Pflege des Gartens ließ ihn allmählich verfallen. Nach einer Nutzung als Gemüsegarten im 18. Jahrhundert pflanzte man im folgenden Jahrhundert botanische Raritäten.

Luftbild von Schloss Heidelberg und Hortus Palatinus

Achim Mende/SSG

Der Hortus Palatinus (im Vordergrund)

Im heutigen Schlossgarten lassen sich die Ideen de Caus nur noch teilweise entdecken. Zudem ist unklar, wieviel von den Plänen überhaupt realisiert worden war. Die Terrassen- und Treppenanlagen blieben erhalten. Einige Wasserspiele wie beim „Vater Rhein“ sprudeln heute noch. Grundmauern und Säulenstümpfe der Gartenkabinette und Grotten konnten gesichert werden.