Später Start bei der Altersvorsorge

Wie immer, wenn es um die Vorsorge geht, gilt: Besser früh anfangen. Idealerweise schon während des Studiums oder mit dem Eintritt ins Berufsleben. „Junge Menschen, die noch neu in der Arbeitswelt sind, sollten zuerst die existenziellen Risiken mit einer Haftpflicht- und Berufsunfähigkeitsversicherung absichern“, rät Vorsorgeexperte Oliver Horn. Anschließend können sie anfangen, Geld fürs Alter zur Seite zu legen. „Da reichen beispielsweise schon 50 Euro, denn auch das regelmäßige Einzahlen kleiner Beträge in eine private Altersvorsorge ist sinnvoll“, erklärt der Experte.

„Über die Jahre kommt so eine beträchtliche Zusatzrente zusammen.“ Um ihre Beitragshöhe nachträglich anpassen zu können, sollten Sparer flexible Verträge wählen. Tipp: Bei Gehaltserhöhungen haben Arbeitnehmer dann die Möglichkeit, das zusätzliche Einkommen direkt in die eigene Rente zu investieren. Sinvoll ist es, einen Finazplan für den Ruhestand zu erstellen.

Unkenntnis über die Versorgungslücke

37 Prozent der Befragten des ERGO Risiko-Reports geben an, dass sie nicht wissen, wie hoch ihre Rente ausfallen wird. Besonders groß ist die Unsicherheit bei Frauen und jungen Menschen. „Dabei ist die Berechnung der eigenen Rentenhöhe einfach“, so Horn. Wie groß die Lücke zwischen dem durchschnittlichen Nettoeinkommen und der Rente ausfallen wird und mit welchem Betrag Sparer privat fürs Alter vorsorgen sollten, können sie beispielsweise mithilfe des Rentenrechners des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) herausfinden. Eine Übersicht über ihre Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekommen Arbeitnehmer nach fünf Jahren Beitragszeit jährlich ab dem 27. Lebensjahr mit der sogenannten Renteninformation zugeschickt.

Junges Paar mit Finanzberater

Sam Edwards/ OJO Images

Fachkundige Beratung hilft, Versorgungslücken im Alter rechtzeitig vorzubeugen.

Fehlende Strategie für die Altersovorsorge

Doch das Wissen um die Versorgungslücke allein reicht noch nicht aus: Oft fehlt eine klare Strategie für die Vorsorge. „Fondsgebundene Rentenversicherungen bieten beispielsweise die Chance auf hohe Renditen und sind für Einsteiger eine interessante Wahl“, so der Experte. Wer hingegen keine lange Ansparphase mehr bis zur Rente hat, setzt meist besser auf Sicherheit und ein angemessenes Garantieniveau. Achtung: Häufige Wechsel zwischen unterschiedlichen Anlageformen können für den Sparer von Nachteil sein. Wer beispielsweise seine Kapitallebensversicherung oder seine private Rentenversicherung vorzeitig kündigt, hat unter Umständen mit finanziellen Verlusten zu rechnen. „Ist das Geld einmal knapp, ist es meist besser, den Vertrag für eine bestimmte Zeit beitragsfrei zu stellen“, rät Horn.

Alternativ ist es bei einigen Anbietern auch möglich, die Anlageform innerhalb eines Produktes ohne Kündigung zu wechseln. Versicherte, die ihre Riester-Rente vorzeitig kündigen, sind verpflichtet, die staatlichen Zulagen zurückzuzahlen. Das unabhängige Onlineportal „Ihre Vorsorge“ der Gesetzlichen Rentenversicherung informiert Interessierte über die unterschiedlichen Vorsorgeoptionen – und gibt Tipps für Berufsstarter, junge Paare, Singles, Frauen, Familien, Selbstständige und Menschen über 50.

Ungenutzte Unterstützung für die Altersvorsorge

Die Vorsorge fürs Alter muss niemand alleine stemmen: Es gibt zahlreiche staatliche Förderungen, die Sparer aber oft nicht nutzen: „Bei Riester-Verträgen profitieren Sparer beispielsweise von den staatlichen Zulagen beziehungsweise der steuerlichen Absetzbarkeit der Beiträge“, erläutert Horn. Die Basisrente bietet ebenfalls hohe Steuervorteile. Weitere unterschiedliche Förderungen bietet die betriebliche Altersversorgung (bAV): Wer sich zum Beispiel für eine Direktversicherung entscheidet, kann bis zu 276 Euro im Monat direkt vom Gehalt abführen, ohne dass dafür Sozialabgaben anfallen. „Im Rahmen der sogenannten Gehaltsumwandlung sind Beträge bis zu 552 Euro im Monat sogar steuerfrei“, ergänzt Vorsorgeexperte Herbert Nowak.

Stand 20.01.2020