Balkone sind für viele Menschen, besonders in städtischen Gebieten, ein zentraler Bestandteil ihres Wohnraums, erhöht ein Balkon doch in erheblichem Maße die Wohnzufriedenheit und Lebensqualität. Manch einer nutzt diesen Schwellenraum zwischen Drinnen und Draußen als wahre Wohlfühloase, manch einer als erweiterte Abstellkammer. Doch wie auch immer Sie Ihren Balkon nutzen: Balkone können mehr!
Als künstliche Grünoasen inmitten von Betonwüsten können Balkone als Lebensraum und wertvolle Nahrungsquelle verschiedensten Tier- und Pflanzenarten eine Heimat bieten und so die Biodiversität und Artenvielfalt erhalten.
Wie Sie Ihren Balkon in ein Paradies für Flora und Fauna verwandeln? Ganz einfach!
1. Mehr Grün schaffen
Pflanzen auf dem Balkon sind nicht nur schön anzusehen, wenn Sie vom Frühstückstisch aus auf Goldmarie, Himbeere und Glockenblume schauen, sondern sind auch entscheidend für den Arten- und Naturschutz. Tiere brauchen Pflanzen zum Überleben, dienen sie ihnen doch als wertvolle Futter- und Wasserquelle, Versteck vor Fressfeinden und sicheres Plätzchen, um den Nachwuchs aufzuziehen.
Graue Balkonmauern und leblose Edelstahlbalustraden können mithilfe von Kletterpflanzen oder Pflanzenkörben im Handumdrehen in strahlendes Grün verwandelt werden. Das wertet den Balkon nicht nur optisch auf, sondern bietet Kleinstlebewesen einen wertvollen Lebensraum. Ein mit Efeu verkleideter Balkon macht kaum Arbeit, sieht wunderschön aus und die im Frühjahr erscheinenden Blüten ziehen zahlreiche Insekten an. Diese wiederum dienen als wertvolle Proteinquelle für Vögel. Und so entsteht im Handumdrehen auf Ihrem Balkon ein kleines, sich selbst regulierendes Biotop.
2. Heimische Pflanzen wählen
Damit sich Tiere an Ihrem Balkon erfreuen können, sollten Sie heimische Pflanzen anstelle von bunten Exoten für Ihren Balkon wählen. Heimische Pflanzen bieten den Vorteil, dass sie besser an unsere Klimazonen angepasst sind und auch mal einen heißen Sommer und kalten Winter aushalten, während Pflanzen, deren Heimat der schwülwarme Regenwald ist, in Deutschland zu kämpfen haben.
Ein weiterer Vorteil von heimischen Pflanzen besteht darin, dass sie eine wertvolle Futterquelle für Tiere darstellen. Idealerweise wählen Sie Pflanzen mit reichlich Pollen und Nektar, welche idealerweise von März bis in den Herbst hinein blühen. Gefüllte Blüten von exotischen Pflanzen sehen zwar zweifellos wunderschön aus, bieten den Tieren aber kaum einen Mehrwert. Die Staubblätter, die für die Produktion von Pollen verantwortlich sind, werden durch Zucht in Blütenblätter verwandelt. Dadurch sieht die Blüte wunderbar voll aus, ist aber für die Tierwelt als Futterquelle verloren.
3. Kräuter, Beeren und Obst pflanzen
Pflanzen Sie auf dem Balkon Gemüse, Naschobst und Kräuter, wird nicht nur Ihr morgendliches Müsli um eine bunte Vielfalt bereichert, sondern auch die Tiere auf Ihrem Balkon haben etwas zu futtern. Teilen Sie Ihr Frühstücksbuffet mit den kleinsten Lebewesen.
Gerade auf Südbalkonen lassen sich wunderbar Erdbeeren, Stachelbeeren und Himbeeren anpflanzen, die den Tieren nicht nur als wertvolle Nahrungsquelle dienen, sondern durch ihren hohen Wasseranteil auch den Durst der Tiere stillen können.
Kräuter wie Brennnessel und Basilikum stehen bei Vögeln hoch im Kurs. Ihre Samen und Blätter werden sehr gerne angenommen. Ebenso die jungen Triebe von Löwenzahn. Johanniskraut zieht Insekten magisch an und Giersch punktet bei Vögeln mit seinem hohen Gehalt von Vitamin A und C, sowie vielen Mineralien, die das Überleben der Tiere in Krisenzeiten sichern kann.
4. Ranksäulen nutzen
Haben Sie wenig Platz auf dem Boden, lassen Sie Ihre Pflanzen einfach mittels einer Ranksäule in die Höhe wachsen. Eine Ranksäule kann zum Beispiel mit Clematis, Efeu, Traubenwein oder Kletterrosen begrünt werden und bietet somit nicht nur einen wunderschönen Anblick, sondern auch ein Versteck für Vögel und Insekten. Diese können im dichten Blattwerk zur Ruhe kommen, sich an den Beeren laben und dabei automatisch ihren Durst stillen.
Eine Ranksäule auf dem Balkon ist eine schnelle und einfache Alternative zu einem Baum. Sie schützt die Tiere vor Nässe und Hitze, lässt sich auf nahezu jedem Balkon in einer freien Ecke platzieren und schafft Lebensraum für Pflanzen- und Tiere.
5. Tränken aufstellen
Plätscherndes Wasser auf dem Balkon ist nicht nur für Großstadtmenschen eine Wohltat in den Ohren. Insekten und Vögel finden insbesondere in den Städten in den trockenen und heißen Sommern nur schwer ausreichend Wasserquellen. Flüsse und Bäche sind von Trockenheit bedroht, Hitzeperioden dauern mitunter mehrere Wochen an. Für die kleinsten Lebewesen oftmals eine Katastrophe.
Abhilfe schaffen können Sie mit einer Tränke, einem kleinen Brunnen oder einem künstlichen Wasserbecken, das Sie auf dem Balkon aufstellen können. Hier können die Tiere ihren Durst stillen und sich erfrischen. Und für eine solche Tränke braucht es nicht viel. Ein Untersetzer, ein Deckel, ein alter Teller oder eine ausrangierte Suppenschüssel erfüllen den Zweck vollauf. Wer die Wahl hat, sollte raues Material für seine DIY-Tränke verwenden, etwa Sandstein, Ton oder Terracotta, da hier die Krallen der Tiere beim Landen leichter Halt finden und die Tiere nicht Gefahr laufen, auszurutschen.
Achten Sie darauf, die Tränke mehrmals die Woche auszuwaschen und mit Frischwasser zu befüllen. Insbesondere wenn die Tiere die Tränke auch als Badestelle nutzen, kann die Wasserstelle sonst schnell zum Infektionsherd für andere Tiere werden.
6. Auf künstliches Licht verzichten
Ein naturnaher Balkon sollte immer auch die Kreisläufe in der Natur nachahmen. Ein beleuchteter Balkon ist zwar wunderschön anzusehen und lädt zum abendlichen Kartenspielen ein, ist für Nachttiere aber höchst störend. Das, was Sie durch Pflanzen und Wasserstellen auf Ihrem Balkon tagsüber an Positivem für die Tiere erwirkt haben, können Sie nachts durch zu viel Licht wieder zerstören. Denn die Tiere halten das künstliche Licht für den Mond und kreisen um die künstliche Lichtquelle – oftmals bis zum Tod.
Um den Tieren auf Ihrem Balkon einen natürlichen Lebensraum zu bieten, schalten Sie das Licht entweder aus oder verwenden Sie eine Lichttemperatur unter 3000 Kelvin. Das entspricht einem orangefarbenen Licht, das eine zauberhafte Atmosphäre auf dem Balkon schaffen kann und Insekten, anders als weißliches oder bläuliches Licht, nicht so stark anzieht.
7. Nisthilfen verwenden
Eine weitere Möglichkeit, die Artenvielfalt auf dem Balkon zu unterstützen, ist das Bereitstellen von künstlichen Nisthilfen. Hier haben Sie oftmals die Qual der Wahl und können zwischen verschiedenen Modellen wählen: von den klassischen Nistkästen bis hin zu Halbhöhlen, Nisthöhlen oder Niströhren.
Die Sicherheit der Nisthilfen sollte dabei stets mitbedacht werden. Wenn Sie zum Beispiel eine Katze haben, die ebenfalls auf den Balkon darf, sollte der Nistkasten mindestens 2 Meter hoch an der Balkonwand montiert werden, um sicherzustellen, dass Ihre Fellnase ihn nicht erreichen kann. Auch der Standort sollte bedacht werden, um die Brut vor Wind, Sonne und Regen zu schützen.
Nisthilfen können dazu beitragen, dass sich Vögel auf Ihrem Balkon ansiedeln und vermehren. Durch das Beobachten und Lauschen der Tiere können Sie die Natur hautnah erleben und dabei einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten.
8. Auf Chemie verzichten
Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, aber Chemikalien sollten auf Ihrem naturnahen Balkon nichts zu suchen haben. Chemikalien und Pflanzenschutzmittel können nämlich nicht nur direkt schädlich für die Tiere sein, sondern auch, etwa durch das Fehlen von vermeintlichen Schädlingen, die Nahrungskette in Ihrem Kleinstbiotop durcheinanderbringen.
Wählen Sie für Ihren Balkon heimische Pflanzen, können Sie auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Chemie in der Regel verzichten, da heimische Pflanzen von Natur aus eine Widerstandskraft aufweisen. Blattläuse können dann zwar auftreten, schaden den Pflanzen aber nicht und ziehen stattdessen diverse Vogelarten an, die sich von den Insekten ernähren und Ihre Pflanzen so auf natürliche Weise von den ungebetenen Gästen befreien. Lassen Sie der Natur also einfach Ihren Lauf. Das natürliche Gleichgewicht stellt sich auch auf Ihrem Balkon von ganz alleine her.
9. Im Winter zufüttern
Mit Sonnenblumenkernen, Haferflocken, Nüssen und Rosinen können Sie Vögeln durch den Winter helfen. Auch Fettfutter, wie die klassischen Meisenknödel oder Erdnussbutter, können hilfreich sein, um den Tieren schnell, viel Energie zu liefern. Gerade ab Herbst, wenn die Temperaturen sinken und der Winter vor der Tür steht, haben es die meisten Tierarten schwer, ausreichend Futter zu finden. Die Nahrungskette in der Natur wird unterbrochen und viele Tiere können ihren hohen Energiebedarf nicht decken.
Entscheidend für das Füttern ist, dass das Futter regelmäßig und in kleinen Mengen bereitgestellt wird, um ein Verderben des Futters und die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden. Zudem sollten Sie die Futterspender mehrmals wöchentlich säubern. Durch das Zufüttern im Winter können Sie nicht nur Erste Hilfe leisten, sondern auch dazu beitragen, dass die Tiere überleben und sich im Frühjahr wieder erfolgreich vermehren können.
Fazit
Wie Sie sehen können, ist es erstaunlich einfach, den Balkon in einen bunten, arten- und pflanzenreichen Lebensraum für Tiere zu verwandeln. Auch kleine Maßnahmen können einen positiven Effekt haben. Nur ein paar Quadratmeter Raum, mehr braucht es nicht!
Sie haben nicht nur einen Balkon, sondern auch einen Garten? Umso besser! Für noch mehr Tipps und Tricks, wie Sie Ihren Garten und Ihre Terrasse in ein kleines Paradies für Vögel verwandeln können, schauen Sie gerne diesen Ratgeber zum vogelfreundlichen Garten (extern) an.