Man muss es sich einmal vorstellen: Da spaziert man mitten im Ländle übers Feld und plötzlich rast ein Hundeschlitten vorbei – in der Nähe von Schwäbisch Hall kommt das tatsächlich vor. Denn hier lebt Mario Osti zusammen mit seinem Husky Rudel. Sein Unternehmen „Lauft meine kleinen Wölfe“ bietet verschiedene Husky-Touren an: Egal ob ein Spaziergang, eine Wanderung, ein Kindergeburtstag, oder auch eine Fahrt mit dem Hundegespann – das Angebot ist vielfältig.

Arbeitshunde

Im Zentrum stehen dabei immer die Huskys. Sie sind mal größer, mal kleiner, haben unterschiedliche Fellfarben und sehen im Grunde vollkommen verschieden aus. „Der Großteil meiner Hunde sind nicht die klassischen Siberian Huskys, wie es die meisten kennen, sondern Alaskan Huskys“, erklärt Osti. Bei der Zucht ginge es weniger um die Optik und mehr darum, bestimmte Verhaltensweisen der Hunde zu verstärken. „Das sind Arbeitshunde. Sie sind sehr ursprünglich und so versuche ich sie auch zu halten“, erzählt er. Deshalb schlafen die Huskys draußen auf dem kleinen Grundstück rund um das Haus ihres Halters.

Ein grauer Husky schaut eindringlich in die Kamera

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Der Hund Neo bestimmt, wo es im Rudel langgeht. Kämpfe um die Führung gibt immer wieder – gelegentlich mit Verletzten.

Wilder und ursprünglicher als man es von Haushunden kennt – diesem Eindruck kann man sich schwer entziehen, wenn Osti seine Huskys nach und nach zu den Gästen lässt. Die Hunde rangeln miteinander, knurren und springen die Gäste zur Begrüßung an. „Viele Menschen mit Haushunden sind da auch überfordert“, gibt Osti zu. Doch nach kurzer Zeit beruhigen sich die kontaktfreudigen Hunde und werden sehr umgänglich – Huskys gehören schließlich zu den menschenfreundlichsten Hunderassen.

Ungeheure Zugkraft

Wer eine Husky-Wanderung gebucht hat, bekommt nach der Kennenlernphase einen Hüftgurt angelegt, an dem die Hundeleine befestigt wird. Dann bekommt man die volle Kraft der Huskys zu spüren. Die Zugkraft eines trainierten Alaskan Huskys beträgt das Sechs- bis Zehnfache seines Körpergewichts. Es ist eine Besonderheit dieser Husky-Wanderungen, „dass man am eigenen Körper spürt, welche Kraft die Hunde haben“, so der Hundehalter. Auch für erfahrene Wanderer wird eine solche Tour schnell anstrengend. Meistens laufe man zwei bis drei Kilometer, bis sich Hund und Wanderer einigermaßen gefunden haben.

Ein Trainingswagen mit Rädern fürs Hundeschlittentraining

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Wenn kein Schnee liegt, ist Mario Osti mit seinem Trainingswagen unterwegs. Dieser muss auch mal eine Zugkraft von zwei Tonnen aushalten.
Mario Osti

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Der Wunsch nach einem Hund kam eigentlich von seiner Tochter. Mittlerweile lebt Mario Osti mit einem ganzen Huskyrudel zusammen.
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Bei einer Husky-Wanderung kann man nur erahnen, welche enorme Kraft die Hunde bei einer Fahrt mit einem Achter- oder sogar Zehnergespann aufbringen. Da kann es auch mal zu einer Zugkraft von zwei Tonnen kommen und zu Spitzengeschwindigkeiten von 35 km/h. Wenn kein Schnee liegt, ist Osti nicht mit dem Schlitten, sondern mit seinem Trainingswagen auf Rädern unterwegs. Auch seine Gäste können das bei einem Mushing-Workshop ausprobieren. Dabei sitzen zwei Personen im Wagen und steuern diesen auch, Osti fährt mit dem Mountainbike nebenher und gibt den Hunden Kommandos.

Auch die Gäste müssen anpacken

Anders als eine Pferdekutsche lässt sich ein Hundegespann nur über Sprache lenken. „Viele stellen sich das romantisch vor, wenn man da auch dem Schlitten steht, aber das ist auch harte Arbeit“, erklärt Osti, schließlich gehe es auch mal etwas steiler bergauf, wobei alle beim Schieben des Schlittens anpacken müssen. Dennoch sei eine solche Tour ein Erlebnis: „Es ist immer faszinierend, wenn die Gäste anfangs sehen, wie wild die Hunde sind und irgendwann wird das dann ganz harmonisch.“

Eine Frau läuft mit einem Husky an der Leine über ein schneebedecktes Feld.

Mario Osti

Erst bei Schnee und Kälte fühlen sich die Huskys richtig wohl. 100 Kilometer am Stück sind dann für sie kein Problem.
Spaziergänger mit Huskys im Schnee

Mario Osti

Bei einer Huskywanderung bekommt man die geballte Kraft der Schlittenhunde zu spüren.
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Während seine Gäste nur einige Kilometer mit den Hunden unterwegs sind, legt Osti mit ihnen jährlich rund 6.000 bis 8.000 Kilometer zurück. „Sie könnten aber auch mehr schaffen, wenn man sie lassen würde“, sagt er. Bei Schnee und Kälte wären auch Schlittentouren von über 100 Kilometer am Stück für die Hunde kein großes Problem. Dass er mal mit einem Hundeschlitten unterwegs sein würde, stand nicht schon immer fest. Vor neun Jahren habe sich seine Tochter einen Hund gewünscht, erzählt er. Weil Osti selbst viel Sport gemacht hat und mit dem Hund auch weitere Strecken laufen wollte, fiel die Wahl auf einen Husky.

Das Rudel wächst

Der zweite und dritte Hund folgte recht bald, schließlich sind Huskys Rudeltiere. „Da habe ich gemerkt, mit drei Hunden kann man nicht mehr joggen, dann kam der vierte und dann habe ich mich mir gedacht, da kann man schon ein kleines Gespann machen. Dann kam der fünfte, der sechste und schließlich die Idee, Wandertouren anzubieten, um die Futterkosten wieder reinzuholen“, erzählt Osti. So wuchs das Rudel allmählich auf neunzehn Hunde an. Die Arbeit mit den Hunden dokumentiert er auf seinem YouTube-Kanal. Hier gibt er Einblicke ins Training, Übernachtungstouren oder Reisen nach Lappland.

Mit einem Rudel dieser Größe stößt Osti allerdings auch zunehmend auf Probleme. So wird es schwieriger, einen geeigneten Standort zu finden, an dem er mit seinen Hunden in der Nähe zur Natur wohnen kann. Kein Wunder – die Anforderungen sind wegen der Hunde groß. Aktuell ist er auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück, auf dem er längerfristig wohnen kann.

Video: Wintertraining in Nordschweden

Mittlerweile hat Mario Osti auch schon wieder neue Pläne. Er besitzt ein kleines Haus nah am Wald in Nordschweden. Hier will er künftig in den Wintermonaten Urlaube und Expeditionen mit dem Hundeschlitten anbieten: „Der Höhepunkt könnte dann sein, dass man auch mal ein oder zwei Tage raus in die Wildnis fährt, auch mit Übernachtung. Das ist dann schon eine Grenzerfahrung.“ Gerade in solchen Situationen sei es wichtig, gut mit den Hunden zusammenzuarbeiten: „Die Hunde müssen die Fähigkeiten haben, im Notfall selbst zu entscheiden“, erzählt er.

Einmal sei er zum Beispiel an einem nebligen Tag falsch abgebogen und mit dem Gespann vom Weg abgekommen. Als der Leithund die Verunsicherung seines Herrchens spürte, habe dieser sofort übernommen und das Gespann zurück auf den Weg geführt. Für Mario Osti ist es deshalb eine „ganz wichtige Eigenschaft in Grenzsituationen, wenn man in der Wildnis unterwegs ist, einfach den Hunden zu vertrauen. Die Hunde spüren das sofort, wenn man verunsichert ist. Dann fangen sie an, ihr eigenes Ding zu machen – und die haben den besseren Instinkt als der Mensch.“ Letztendlich mache das den Reiz an der Arbeit mit den Huskys aus: „Einem Tier zu vertrauen ist einfach etwas ganz ganz Schönes.“