Sie sind nahezu blind, taub und stumm, haben weder Beine noch Arme – trotzdem bewältigen Regenwürmer geschickt die Herausforderungen des Lebens unter der Erde. Und nicht nur das: Sie verdienen sich den Titel „Gartenmitarbeiter des Monats“, da sie die Erde düngen und auflockern. Anlässlich des „Tags des Regenwurms“ am 15. Februar beantwortet NABU-Landwirtschaftsreferent Jochen Goedecke drei Fragen zu diesem faszinierenden Bodenbewohner.

Wofür sind Regenwürmer gut?

„Ein Regenwurm ist Tag und Nacht im Einsatz“, erklärt Jochen Goedecke. „Er vertilgt pro Tag etwa die Hälfte seines Eigengewichts und hinterlässt dabei Kothäufchen. Diese enthalten wichtige Pflanzennährstoffe, wie Stickstoff, Phosphor und Kalk, und dienen als hochwirksamer, hochkonzentrierter Gartendünger.“ Gleichzeitig durchzieht, lockert und durchlüftet sein Kanalsystem den Boden, was Pflanzenwurzeln und anderen Bodenorganismen zugutekommt.

Der Lumbricus terrestris – auch Tauwurm genannt – gräbt bis zu drei Meter tiefe Gänge.

NABU/Andreas Hurtig

Der Lumbricus terrestris – auch Tauwurm genannt – gräbt bis zu drei Meter tiefe Gänge.

Was brauchen Regenwürmer für ein gutes Leben?

„In einem luftigen, feuchten Boden fühlen sich Regenwürmer am wohlsten. Werden Böden durch schwere Maschinen stark verdichtet, suchen sie das Weite“, sagt der NABU-Experte. „Auf ihrem Speiseplan stehen Blätter, abgestorbene Pflanzenreste und Mikroorganismen.“ Daher ist auch eine ganzjährige Bodenbedeckung sehr wichtig. Diese durchwurzelt den Boden zusätzlich und stellt Schatten und Nahrung für die Regenwürmer zur Verfügung.

Was wurmt den Regenwurm?

Ob es Regenwürmern im Boden gut geht, hängt von Faktoren wie Niederschlagsmenge, Bodenart und Vegetation ab. Wie sich der Klimawandel auf die Population der Regenwürmer auswirkt, ist noch offen. Extreme Wetterereignisse, wie Starkregen und Trockenheit, stellen für Regenwürmer zunehmend eine Herausforderung dar. „Neueste Forschungen zeigen, dass Regenwürmer grundsätzlich in gefluteten Gängen überleben können. Höhere Temperaturen könnten dazu führen, dass die Würmer früher im Jahr aktiv werden und länger im Winter graben und fressen können. Trockene Sommer mit ausgetrockneten Böden machen ihnen jedoch das Leben und Überleben schwer, weil die notwendige Umgebungsfeuchtigkeit fehlt und sie schlechter Nahrung finden", sagt Goedecke.

Hintergrund: Wurm ist nicht gleich Wurm

•    In Deutschland kommen 46 Regenwurmarten vor, 31 davon sind auch für den Südwesten nachgewiesen. Am bekanntesten bei uns sind der Gemeine Regenwurm, auch Tauwurm genannt, sowie der Kompostwurm.
•    Der Tauwurm (Lumbricus terrestris) ist 12 bis 30 Zentimeter lang, hat ein rötlich gefärbtes Vorderende und ein blasses Hinterteil. Er lebt in Wiesen, Gärten und Obstanlagen, gräbt bis zu drei Meter tiefe Gänge und durchwühlt den Boden sehr intensiv.
•    Der rote Kompost- oder Mistwurm (Eisenia foetida) mit gelblichem Körperring ist mit vier bis 14 Zentimetern etwas kürzer. Vor allem ihm haben wir es zu verdanken, wenn im Kompost aus Küchenabfällen fruchtbare Erde wird.
•    Der Badische Riesenregenwurm (Lumbricus badensis) kommt nur in den Fichtenwäldern des Hochschwarzwalds rund um den Feldberg vor und ist mit bis zu 60 Zentimetern Länge und einem Alter von bis zu 20 Jahren wohl der Superlativ aller heimischen Regenwürmer. Seine Färbung ist dunkelviolett bis dunkelrotbraun.

Wird bis zu 60 Zentimeter lang und kann 20 Jahre alt werden: Der Badische Riesenregenwurm (Lumbricus badensis) kommt nur in den Fichtenwäldern des Hochschwarzwalds rund um den Feldberg vor.

Tobias Krause/naturgucker.de

Wird bis zu 60 Zentimeter lang und kann 20 Jahre alt werden: Der Badische Riesenregenwurm (Lumbricus badensis) kommt nur in den Fichtenwäldern des Hochschwarzwalds rund um den Feldberg vor.