Die Wochen vor Weihnachten gelten als die besinnliche Zeit des Jahres. Und kaum eine Zeit bietet mehr Anlass zum kreativ werden: Wenn es schon am Nachmittag dunkel wird und die ersten Kerzen brennen, ist genau die richtige Atmosphäre, um zu backen, zu basteln und die Wohnung weihnachtlich zu dekorieren.

Anregungen holt man sich am besten bei Adventsausstellungen, dort findet man die angesagten Dekotrends und vieles, was das weihnachtlich gestimmte Herz begehrt. Klassisches Symbol für die Adventszeit und dekorativer Vorbote für das Weihnachtsfest ist der geschmückte Adventskranz – und das, obwohl dieser weitverbreitete Brauch noch gar nicht so alt ist.

Weihnachtsbräuche in Baden-Württemberg

Adventskranz: Wer hat ihn erfunden?

Im Unterschied zu anderen Ritualen der Vorweihnachtszeit gibt es den Adventskranz erst seit dem 19. Jahrhundert, genau gesagt seit 1839. Damals hatte der evangelische Theologe und Pädagoge Johann Hinrich Wichern die Idee, seinen Schützlingen im Hamburger „Rauhen Haus“, einem Erziehungsheim für Jungs, die Wartezeit bis zum Weihnachtsfest zu verkürzen. Auf einem hölzernen Wagenrad befestigte er 19 kleine und vier große Kerzen. Vom ersten Advent an wurde jeden Tag eine neue Kerze angezündet - eine kleine rote für die Werktage, eine große weiße für die Adventssonntage - und die Kinder zählten eifrig und voller Vorfreude die Tage bis Weihnachten.

Klassich rot-grüner Adventskranz mit goldenen Verzierungen

francv/iStock/Getty Images Plus

Adventskränze in klassischem Grün und Rot mit Gold werden nie aus der Mode kommen und sehen immer gut aus.

Dekorativer Weihnachtsbote

Erst später wurde der Lichterkranz mit Tannengrün geschmückt und die Anzahl der Kerzen auf die vier der Adventssonntage reduziert. Einzug hielt der Brauch zunächst in evangelischen Kirchen und Privathaushalten. In der katholischen Kirche taucht ein Adventskranz erstmals 1925 in Köln auf und nach dem Zweiten Weltkrieg eroberte der dekorative Weihnachtsbote endgültig die Haushalte nicht nur in Deutschland, sondern (fast) weltweit. Entsprechend vielgestaltig ist heutzutage sein Erscheinungsbild. Ganz gleich, ob selbst gebastelt oder kunstvoll vom Floristen dekoriert, der klassische Adventskranz hat Tannengrün als Basis und trägt vier rote Kerzen begleitet von Zapfen, Beeren oder Zierrat.

Inzwischen sind aber der Fantasie keine Grenzen mehr gesetzt und selbst der Adventskranz folgt wechselnden Moden. Die Auswahl ist groß, es gibt sowohl fertige Arrangements als auch die Einzelteile, um selbst kreativ werden zu können.

Video: Adventskranzbinden - Tipps von der Floristin

Im Trend liegen nach wie vor edle Kontraste, schimmernde Farben und Natürlichkeit. An der Haustür ein Kranz aus duftenden Tannenzweigen, brennende Kerzen in einem hübsch dekorierten Gesteck auf dem Tisch, weihnachtlich dekorierte Pflanzen auf der Fensterbank – die Adventszeit ist „die“ Zeit für stimmungsvolle Wohnungsdekoration.

Es braucht nur wenige Materialien, um eine sinnliche Atmosphäre zu zaubern. Aber wer möchte, kann darin auch schwelgen und mit einem festlich geschmückten Haus die Adventszeit verschönern und Besucher willkommen heißen. Ob mit eher traditionellen Kombinationen in Rot, Grün und Gold oder Materialien aus der Natur – erlaubt ist, was gefällt.

Weihnachtliches Flair schon von Weitem dank Türkranz

Marilyn Nieves/iStock/Getty Images Plus

Ein weihnachtlicher Türkranz sorgt schon von Weitem für Weihnachtsstimmung.

Viele Gestaltungsvarianten

Der gärtnerische Fachhandel ist die ideale Anlaufstelle für Dekoliebhaber und Kreative – vor allem zur Adventszeit. Es gibt Kerzen in vielen Farben und Formen, duftende Tannenzweige und fertig gebundene Kränze.

Vom traditionellen Adventskranz geblieben sind die vier Kerzen für die Adventssonntage und ausgehend von dieser Ursprungsidee ergeben sich heutzutage unendlich viele Gestaltungsvarianten. Jeder vierarmige Kerzenständer kann im Grunde als Adventskranz dienen, in Verbindung mit Zweigen von Buchs, Konifere und Co. lassen sich daraus originelle Adventsideen zaubern.

Video: Ungewöhnliche Kreation zum Selbermachen

Statement vom Floristen

Auf die Frage, welche Art von Weihnachtsfloristik besonders im Trend liege, hat Christopher Ernst (Deutscher Meister der Floristen 2022) eine klare Meinung:

"Im Grunde genommen ist alles erlaubt, was gefällt. Aber ich finde, es sollte schon ein bisschen extravagant sein, eben ein echter Hingucker oder eine kleine Besonderheit. Kurzum: keine Standard-Arrangements. Auch in Sachen Floristik kann man sich schon mal was trauen. Ein Adventskranz sieht nicht nur in seiner klassischen Form schön aus, sondern wird beispielsweise in einer exzentrischen Deichform zu einem echten Deko-Highlight. Klassisches Tannengrün kann man auch mal mit locker-leichten Gräsern und Wurzelgeflecht verbinden und daraus eine fast schwebend anmutende Tisch- oder Sideboard-Dekoration fertigen.“

Natürlichkeit ist Trumpf: Alles, was Wald und Wiese hergeben, darf in die vorweihnachtliche Ausstattung Einzug halten, aber ohne Glanz und Glitter geht es dann doch nicht.

Weihnachtsdeko mit Naturmaterialien mit Glitzer verziert

Wicki58/iStock/Getty Images Plus

Glitzer darf auch bei natürlichem Dekomaterial nicht fehlen, denn er sorgt für tolle Reflexe besonders bei Kerzenschein oder gedimmtem Licht.

Doch egal, ob klassisch oder stylish, der kunstvoll arrangierte Adventskranz sollte die Adventszeit in ursprünglicher Pracht überstehen. Bei trockener Heizungsluft und inmitten von Alltagstrubel ist das nicht selbstverständlich garantiert.

Tipps zu Haltbarkeit und Brandschutz

Zur Halbzeit im Advent empfiehlt die Aktion Das sichere Haus (DSH), Hamburg, einen genaueren Blick auf den Adventskranz. "Trockene Tannenzweige und schon weit heruntergebrannte Kerzen sind ein häufiger Grund für Brände in der Adventszeit", erläutert Dr. Susanne Woelk, Geschäftsführerin der DSH. Besonders gelte diese Vorsichtsmaßnahme für Kränze, die bereits Anfang November gekauft und in Innenräumen gelagert wurden. Sie könnten schon anfangen zu nadeln.

So bleibt der Adventskranz länger haltbar und sicher

  1. Stellen Sie den Adventskranz nachts nach draußen, in den Keller oder an einen anderen kühlen Ort.
  2. Auch tagsüber sollte der Kranz möglichst an einem kühlen Ort stehen. In geheizten Räumen mit trockener Raumluft verliert er schnell an Feuchtigkeit.
  3. Besprühen Sie den Kranz ab und zu mit etwas Wasser, am besten aus einem Zerstäuber.
  4. Achten Sie darauf, brennbares Dekomaterial nicht in der Nähe der herunterbrennenden Kerzen zu platzieren.
  5. Alternativ Deko aus Metall, Ton, Glas oder anderen nicht brennbaren Materialien verwenden.
  6. Tauschen Sie weit heruntergebrannte Kerzen rechtzeitig aus.
  7. Sind kleine Kinder oder Haustiere in der Nähe, sollten keine "echten" Kerzen verwendet werden

Fazit

Der Adventskranz ist alljährlich der zentrale, weil traditionelle Schmuck zum Advent. Symbolisiert er doch das Warten und die Vorfreude auf die Ankunft des Herrn auf unverwechselbare Weise. Und das, obwohl dieser Brauch seit seiner Entstehung im Jahre 1839 stets wechselnden Moden unterworfen war und ist. Advent, Advent ein Lichtlein brennt …