„Wir sind stille Beobachter“, beschreibt Sabrina Reimann ihre und die Arbeit ihrer Kollegen mit Wölfen, Luchsen und Bären. Sie ist Projektleiterin im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald. Oft mit körperlichen und seelischen Verletzungen aus Privathaltungen oder dem Zirkus gerettet, finden die Vertreter der drei Tierarten hier einen Zufluchtsort.
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„Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, unsere drei großen Beutegreifer, die in Europa heimisch sind – Wölfe, Bären und Luchse – aus schlechter Haltung zu retten und ihnen bei uns ein naturnahes Zuhause zu geben“, so Reimann. Ziel ist es, in ihnen wieder die Instinkte zu wecken.
Das Tierschutzprojekt Alternativer Wolf- und Bärenpark Schwarzwaldwurde vor elf Jahren von der Stiftung Bären bei Bad Rippoldsau-Schapbach gegründet. Neun Bären, fünf Wölfe und zwei Luchse leben auf zehn Hektar Fläche in Einklang und können sich dort relativ frei bewegen, verstecken, Höhlen graben, Winterruhe halten, im Totholz nach Insekten wühlen. Lediglich ein Zaun umgibt den Park, der in vier Sektionen aufgeteilt ist. Flache Ebenen, Hänge, Bäche, Gebüsche – viel Abwechslung auf einem großflächigen Gebiet, um auch für die nötigen Bewegungsabläufe zu sorgen
Tierische Therapeuten
„Wir können entscheiden, wie die „WGs“ zusammengesetzt sind“, erzählt Reimann. Bären und Wölfe sowie Luchse und Bären leben jeweils zusammen in einer „WG“. Diese Gemeinschaftshaltung soll für die nötige Abwechslung sorgen und ist im Prinzip auch Teil der Therapie. „Es hilft den Tieren aus ihren alten Verhaltensmustern herauszufinden. Wölfe und Luchse sind Therapeuten für unsere Bären und andersherum.“
Ein naturnahes Zu Hause
Reimann und ihr Team greifen nur wenig in den Alltag ein, sondern beobachten vor allem, achten auf Kleinigkeiten, ob es Anzeichen für Krankheiten gibt oder wie die Tiere miteinander zurechtkommen. „Wir schauen immer, wer passt gerade zu wem“, meint Reimann.
Wenig Verletzungsrisiko
Größere Verletzungen gibt es kaum unter den „Bewohnern“. „Tiere treten normalerweise sehr respektvoll dem Anderen gegenüber auf. Wildtiere wollen das Verletzungsrisiko sehr gering halten. Sie schätzen ganz genau ab, was der andere kann und wie weit sie gehen können“, betont Reimann. Zur Sicherheit gibt es dennoch für die jeweils schwächeren Tiere einer WG einen Rückzugsort.
Klassische Fütterungen wie sie viele aus dem Zoo kennen, gibt es hier nicht. Die Nahrung wird zu unterschiedlichen Zeiten über die ganze Anlage verteilt, auch mal in Büsche geworfen, so dass die Tiere aktiv nach ihr suchen müssen. „Die Tiere wissen nie genau, wann und wo es Futter gibt“, erklärt Reimann.
Viele Attraktionen in und um den Park
Wer den Alternativen Wolf- und Bärenpark besuchen möchte, für den hat die Projektleiterin noch einen Ratschlag: „Man muss sich bewusst sein, dass es was anderes ist als ein Zoo. Man muss die Tiere aktiv entdecken.“ Denn die Tiere können sich wie in der freien Natur gut verstecken. Da kommt es auch mal vor, dass es sich ein Bär oben im Baum gemütlich gemacht hat. Also den Blick nicht nur gerade aus richten, sondern auch immer nach oben.
Die Belohnung für die Besucher: „Man kommt in der Natur an, wird geerdet und kommt zur Ruhe. Effekt Nummer zwei: Man erlebt wunderschöne Beobachtungen und kann Interaktionen zwischen Bären und Wölfen und Bären und Luchsen erleben, die es so im konventionellen Zoo nicht gibt“, so Reimann weiter.
Doch auch abseits der Tiere gibt es viel Spannendes, seien es ein naturnaher Spielplatz mit Indianer-Tipi, Klettergerüst und Sandkasten oder der „Forscherpfad, wo es über Brücken durch den Wald geht und Tierspuren versteckt sind“, berichtet Reimann. Mietbare Grillplätze und ein Bistro mit vorrangig regionalen Produkten sorgen für die richtige Stärkung. „Man kann sich wirklich den ganzen Tag bei uns aufhalten“, betont die Projektleiterin.
Bewegende Hintergrundgeschichten
Mit einem grünen Klassenzimmer oder dem Bärenforschertag wird in und für Schulen Aufklärung zum Artenschutz betrieben. Ferienprogramme für Kinder oder an jedem ersten Samstag im Monat die „Nacht der glühenden Augen“ (wo sich alles um das Thema Wolf dreht), gehören zum abwechslungsreichen Programm. Führungen mit Blick hinter die Kulissen, bei denen mehr über die oft bewegenden Hintergrundgeschichten der Tiere erfahren werden kann, runden das Angebot ab. „Das sind Schicksale, die gehen unter die Haut“, meint Reimann.
Einblicke in den Park
Eines dieser Schicksale ist das der Bärin Jurka, die Mutter des später als „Problembär“ bekannt gewordenen Braunbärs Bruno. Sie wurde von Menschen angefüttert und kam daher auch immer wieder in Siedlungen, um nach Futter zu suchen. „Dieses Verhalten hat sie auch an ihre Nachkommen weitergegeben, unter anderem eben Bruno, der dann später erschossen wurde“, berichtet Reimann. Jurka hingegen konnte gerettet werden und fand im Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald ein neues Zu Hause.
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