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Vom 3. bis 5. Mai 2024

20. Landesbühnentage 2024: Ein Theaterfestival in Bruchsal

Theaterstück "Indien"

Björn Klein

Die Württembergische Landesbühne aus Esslingen präsentiert das Theaterstück "Indien".

Landestheater? Immer unterwegs – und diesmal auch als Festival! Das Wesen der Landestheater ist die Bespielung von allen Bühnen quer durch die Republik, es gibt keinen Landstrich, der nicht durch sie kulturell abgedeckt wird. Warum sollte ein Festival der Landesbühnen nicht diesem Gedanken folgen?

Genau deshalb finden die 20. Landesbühnentage 2024 (vom 3. bis 5. Mai 2024) erstmals dezentral an fünf verschiedenen Theatern in Deutschland statt. Anfang Mai macht die Badische Landesbühne Bruchsal zum Festivalmittelpunkt mit Vorstellungen der Landesbühnen aus Tübingen, Esslingen und Memmingen sowie zwei eigenen Produktionen.

Szene "Der kleine Ritter Trenk"

Manuel Wagner

Der kleine Ritter Trenk wird die Landesbühnentage in Bruchsal eröffnen.

Eine Geschichte von Träumen, Freundschaft und Mut

Zur offiziellen Eröffnung der 20. Landesbühnentage am 3. Mai um 18 Uhr sind alle Interessierten ins Obere Foyer des Bürgerzentrums eingeladen.

Bereits um 15 Uhr zeigt die Badische Landesbühne im Großen Haus die Premiere Der kleine Ritter Trenk nach dem Kinderbuch von Kirsten Boie. Trenks Geschichte von Freundschaft, großen Träumen und dem Mut, sich gegen starre Konventionen aufzulehnen, gibt es für alle ab 6 Jahren.

Szene aus "Kill Baby von Ivana Sokola"

LTT Martin Sigmund

Das Landestheater Tübingen zeigt Kill Baby von Ivana Sokola.

Poetisch und eindringlich

Abends um 20 Uhr spielt das Landestheater Tübingen (LTT) Kill Baby von Ivana Sokola: Tochter, Mutter, Großmutter - drei Generationen, eine Familie, eine Hochhauswohnung. Poetisch und eindringlich erzählt Ivana Sokola vom dichten Gewebe zwischen drei Generationen.

David Bowie-Liederabend

Peter Empl

Mit Loving the Alien kommen die Besucher in den Genuss eines David Bowie-Liederabends.

David Bowie und Im Westen nichts Neues

Am 4. Mai gibt es um 18.30 Uhr noch einmal die Chance Loving the Alien, den beliebten David-Bowie-Liederabend der Badischen Landesbühne zu sehen und zu hören. Um 20 Uhr folgt das Gastspiel des Landestheaters Schwaben aus Memmingen. Statt wie ursprünglich geplant  "Heute weder Hamlet" wird der Literaturklassiker "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque auf die Bühne gebracht.

Remarques Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues" zeichnet ein scharfes Bild der traumatischen Erlebnisse, denen Paul Bäumer im Ersten Weltkrieg ausgesetzt ist und lässt uns erfahren, was Krieg mit dem Wesen eines Menschen macht. Paul hat gerade die Schule beendet. Euphorisch und voll patriotischem Tatendrang meldet er sich, so wie viele seiner Klassenkameraden, freiwillig zum Kriegsdienst. An der Westfront angekommen, lässt die Unmenschlichkeit des Schützengrabens sie bald am Sinn des Lebens zweifeln. Selbst kurze Momente der Freundschaft, der Ruhe und manchmal sogar des Glücks werden durch Geschützfeuer, Bomben und Schüsse schnell wieder zunichte gemacht.

Auf Heimaturlaub wird klar, wie sehr Paul der ‚Normalität‘ zuhause mittlerweile entfremdet ist. Das Schlachtfeld, auf das er bald zurückkehren wird, ist ihm weit mehr zur Gewohnheit geworden. Eine Gewohnheit, die ihm nach und nach alle alten Freunde nimmt. Bis auch Paul, im Oktober 1918, kurz vor Kriegsende, stirbt.

In der ‚Zwei-Personen-Fassung’ werden die Mechanismen, Schrecken und Folgen für den einzelnen diskutiert und die (jungen) Zuschauer für die Auseinandersetzung mit dem Thema sensibilisiert.

Das Landestheater Schwaben präsentiert Remarques Klassiker "Im Westen nichts Neues".

Jürgen Bartenschlager

Das Landestheater Schwaben präsentiert Remarques Klassiker "Im Westen nichts Neues".

Kult, Komödie und Tragödie zugleich

Die Württembergische Landesbühne aus Esslingen präsentiert am 5. Mai um 17 Uhr "Indien" von Alfred Dorfer und Josef Hader. Die beiden österreichischen Kabarettisten haben Anfang der 1990er-Jahre ein Theaterstück geschrieben, das Kult, Komödie und Tragödie zugleich ist: „ein Wunderwerk des komischen Schreckens“.

Vorstellungen des Bürgertheaters der Badischen Landesbühne, Podiumsdiskussionen, Lesungen, Workshops und Partys runden das Festival-Wochenende ab. 

Bedeutung und Verpflichtung der Landesbühnen

„Es gibt viel zu erleben in diesen drei Tagen. Die Landesbühnen freuen sich auf den Austausch mit ihrem Publikum“, teilt Wolf E. Rahlfs, seit der Spielzeit 2023/24 künstlerischer Leiter an der Badischen Landesbühne (BLB), mit und blickt bereits voraus: im nächsten Jahr feiert die Badische Landesbühne Bruchsal ihr 75-jähriges Bestehen mit einem Festwochenende vom 4. bis 6. April. Wolf E. Rahlfs, der vor 20 Jahren seine erste Premiere als Schauspieler für die Badische Landesbühne feiern durfte, zur Bedeutung und Verpflichtung der Landesbühnen für Kultur und Gesellschaft: „Unser gemeinnützig anerkannter Verein, der aus 16 Mitgliedsgemeinden von Bruchsal und Bad Friedrichshall bis nach Walldürn und Wertheim besteht, geht mit dem mobilen Stadttheater überall hin, auch außerhalb der Ballungsräume, denn wir sind ein Theater mit einer großen Bandbreite und kulturellen Bildung für Stadt und Land. Wir machen Theater für unsere Gegenwart“.

Veränderung seit Corona-Zeit

Den Trägerverband bildet die Sitzstadt Bruchsal. „In nicht einfachen Zeiten und während Corona war eine gewisse Verunsicherung im ganzen Kultursystem spürbar, doch zwischenzeitlich kann man viele Erholungstendenzen sehen“. Veranstaltungen seien wieder gut besucht und oftmals sogar ausverkauft. „Was wir merken ist, dass es ein verändertes Verhalten des Publikums in Bezug auf den Zeitpunkt gibt, wann ein Ticket gekauft wird. Alles wird sehr kurzfristig entschieden“. Dabei werde eher auf lustige Formate als auf ernste Unterhaltung zugegriffen.

Rahlfs: „Ich glaube, man merkt zurzeit sehr deutlich, dass die Menschen auf bestimmte Themen wert legen“. Stücke wie „Reichsbürger“ oder den im KZ Kislau durch die Nazis ermordeten Ludwig Marum würden gut angenommen, da sie einen lokalen Bezug hätten. „Wir möchten auch in Zukunft ein breit gefächertes Repertoire und eine gewisse kulturelle Grundversorgung anbieten und unser Publikum auf beste Weise unterhalten“, teilt Wolf E. Rahlfs letztlich mit.

Dabei sei man offen auch für neue Zuschauergruppen, ohne das langjährige Stammpublikum und die Abonnenten außer acht zu lassen. „Zudem ist uns auch das Amateur- und Kindertheater wichtig“.

Wolf E. Rahlfs

hjo

Wolf E. Rahlfs ist seit 2023/24 künstlerischer Leiter an der Badischen Landesbühne.

Das ausführliche Programm zu den 20. Landesbühnentagen gibt es auf der ► Webseite der Badischen Landesbühne

Kartenvorverkauf

Karten gibt es im Vorverkauf über die Badische Landesbühne sowie die Touristinformation H7.