Im ZDF läuft die Serie „Denver Clan“, Christian und Julia sind die beliebtesten Babyvornamen und Sony führt den ersten tragbaren CD-Player ein: Willkommen in den 80ern! An deren Ende steht bekanntlich der Mauerfall, der ein Jahrzehnt voller politischer und gesellschaftlicher Krisen beschließt, sich aber auch nachhaltig auf die Popkultur auswirken sollte.

Das Badische Landesmuseum hat seinen Sitz im Schloss Karlsruhe und widmet sich mit einer besonderen Ausstellung den 80ern. Die Fächerstadt scheint für dieses Thema prädestiniert zu sein, schließlich gründeten sich hier 1980 „Die Grünen“ als Bundespartei, vier Jahre später kam die erste E-Mail an der Universität Karlsruhe an.

Öffentlichkeit, Leben, Privates

Explizit als Erlebnisausstellung konzipiert, werden Besucher durch drei Bereiche geleitet, die sich unterschiedlichen Aspekten des bewegten Jahrzehnts widmen. Im ersten Teil, der bewusst grau gehalten ist, geht es um das öffentliche Leben auf den Straßen, das im zweiten Bereich in die bunte Konsum- und Medienwelt führt, bis im dritten Raum in das Privatleben der Menschen von damals geschaut wird. Dabei widmet sich die Ausstellung bewusst der deutsch-deutschen Geschichte und zeigt Ausschnitte der BRD- sowie der DDR-Gesellschaft und deren Themen der Zeit: Politische Unruhen, Umwelt- und Friedensbewegungen, neue Reisemöglichkeiten, aber auch musikalische und sportliche Ereignisse werden beleuchtet.

Telefonzelle vor einem Kiosk

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Nur 80 Prozent aller BRD-Haushalte hatte einen Telefonanschluss; noch schlechter sah die Versorgung in der DDR aus. Öffentliche Telefonzellen hatten daher Hochkonjunktur.

300 Exponate auf 900 Quadratmetern

Auf 900 Quadratmetern gibt es ca. 300 Exponate zu entdecken, die teilweise interaktiv sind und zum Mitmachen einladen. „Die Zeitungen am Kiosk sollen bewusst herausgenommen und gelesen werden“, sagt Brigitte Heck, Kuratorin und Projektleiterin. „Sie spiegeln die Themen der Zeit eindrücklich wider.“ Darunter fällt auch eine Reihe mit 95 Schallplatten-Covern, zu der an einer Stele mit Display Hintergrundinformationen abgerufen werden können. „Alle sind eingeladen, sich in den Bereichen zu beteiligen. Das Sich-selbst-Erinnern soll im Fokus stehen“, betont Heck.

Goldmedaille von Steffi Graf

Etwa 150 Leihgaben befinden sich unter den Exponaten, unter anderem von Frank Elstner und den Scorpions. Heinz Rudolf Kunze stellte seine Gitarre bereit, Thomas Anders von Modern Talking den Bravo-Otto, Steffi Graf ihre Goldmedaille von Seoul. Die evangelische Landesbischöfin berichtet in einem Begleitheft über ihre Kindheit in den 80ern, als nach dem AKW-Unfall Freizeiten mit Kindern aus Tschernobyl im Schwarzwald stattfanden und sich dort eine Bürgerbewegung gegen Atomkraft formierte. Zwei T-Shirts zeugen von dieser Aktion.

Leihgaben von Prominenten

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Udo Lindenbergs Shirt vom Auftritt im Palast der Republik in Ost-Berlin 1983, der wegen Unruhen nach einer halben Stunde abgebrochen wurde, ist hier genauso zu sehen wie die Gitarre von Heinz Rudolf Kunzes DDR-Tournee und der Bravo-Otto für Modern Talking von 1985.

Udo Lindenberg leiht Gitarre

Im November folgt ein weiteres Highlight von Udo Lindenberg: die Gitarre mit der Aufschrift „Gitarren statt Knarren“, die der Sänger 1983 an Erich Honecker überreichte, findet dann ihren Weg nach Karlsruhe. Um die Kontakte zu den Leihgebern kümmerte sich hauptsächlich Martin Wacker, der als Gastkurator fungierte. „Als mich Museumsdirektor Prof. Dr. Eckart Köhne im Sommer 2021 im Zug anrief und mir von der Idee erzählte, war ich sofort begeistert“, berichtet Wacker.

In der Stadt präsent

„Mir war klar, dass das Thema 80er-Jahre nicht hinter den Schlossmauern bleiben durfte, sondern in der Gesamtstadt präsent sein muss.“ So wird sich eine Show der Schlosslichtspiele im Sommer (16. August bis 17. September) dem Thema „80er-Flash“ widmen. „Konkret realisiert wurde die Ausstellung ab letztem Sommer, was ein sportlicher Zeitplan ist“, erklärt Ortrun Vödisch, Wissenschaftliche Mitarbeiterin. „Der vierte Bereich am Ende, ein Event- oder Clubraum, kann für Veranstaltungen gebucht werden, lädt zum Aufenthalt oder zum Spielen am Pacman-Automaten ein.“

Weitere Impressionen in der Foto-Show:

95 Plattencover sind ebenfalls ausgestellt.

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95 ausgewählte Plattencover (li.) erzählen die musikalische Vielfalt der 1980er. Auf der rechten Seite steht eine Vitrine in Kassetten-Form mit Objekten der Heidelberger Hip-Hop-Kultur.
Ein Blick ins Wohnzimmer der 80er.

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Ein Blick ins Wohnzimmer zeigt den Stand der damaligen Unterhaltungstechnik.
Bürgerbewegung zum Thema "Rettet den Wald"

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Neben der Partei „Die Grünen“ bildeten sich Bürgerbewegungen, die sich u.a. für die Rettung des Waldes einsetzten.
Plastikstühle vor eine Graffiti-Wand

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Neben einem Kiosk laden diese Stühle zum Lesen und Verweilen ein.
Die Figur des Außerirdischen E.T.

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Die Figur von E.T. zeigt auf eine Auswahl an Filmen, die in den 80ern Kult waren und teilweise noch sind.
Drehscheiben-Telefone an der Wand

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„Nach Hause telefonieren“: damals meist noch mit Drehscheibe am Telefon. Träume für die Zukunft gabs auch schon (siehe schwarz-weiß Bild rechts).
Karte von Europa mit der UdSSR und einem geteilten Deutschland.

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Mit dem Wohlstand der Gesellschaft wuchsen auch die Reisemöglichkeiten. Besucher können Ihre Erinnerungen an dieser Magnetwand festhalten.
Plakat InterRail: Mit dem Zug durch Europa

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Aktionen der Bahn für junge Menschen gab es schon in den 80ern.
Computer, Game Boy, Ghettoblaster und Trivial Pursuit.

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Accessoires der Spiele- und Unterhaltungsindustrie, die Erinnerungen wecken.
Cover der Zeitschriften Spiegel und Stern

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Medien griffen die Themen Holocaust und Nazi-Zeit auf. Vergangenheitsbewältigung fand bis in die 80er nur sehr mäßig statt.
Schwarz-weiß-Porträts zeigen Menschen, die Musik hören

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Schallplatten, Kopfhörer, Punk: Wie hörte man damals Musik? Einige großformatige Porträts zeugen davon.
Eine ABC-Alarmsirene ist ebenfalls zu sehen.

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Kinder der 80er erinnern sich noch an die regelmäßigen ABC-Probealarme, die in Zeiten des Kalten Krieges zum Alltag gehörten.
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