Radfahren ist gut für die Gesundheit, schont das Klima und macht Spaß. Das hat auch der ADFC-Fahrradklima-Test wieder bestätigt, dessen Ergebnisse am 16. März vorgestellt wurden. Im Vergleich zur letzten Umfrage 2018 hat sich allerdings bei der Gesamtbewertung nichts geändert: sie liegt immer noch bei Schulnote 3,9.

Am wichtigsten ist nach wie vor die Sicherheit, gefolgt vom Wunsch nach Akzeptanz durch andere Verkehrsteilnehmer sowie nach einem konfliktfreien Miteinander von Fahrrädern und Kfz. Was Radfahrer wissen müssen, lesen Sie hier.

Familie beim Fahrradausflug

Polka Dot Images/Polka Dot/Thinkstock

Radeln ist eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, denn es macht einfach Spaß.

Die insgesamt fahrradfreundlichste Stadt liegt in Baden-Württemberg

Karl Drais wäre stolz: Karlsruhe hat am besten abgeschnitten, dort wurde das Fahrrad- und Verkehrsklima mit 2,7 und die Infrastruktur des Radverkehrsnetzes mit 2,1 bewertet, als Gesamtnote gab es eine glatte 3,0.

Was ist der ADFC-Fahrradklima-Test?

Beim ADFC-Fahrradklima-Test handelt es sich um eine regelmäßige Umfrage, bei der Radfahrer die Situation in ihren Städten und Gemeinden bewerten. Sie wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans gefördert und ist die größte Befragung ihrer Art weltweit. Die 30 Fragen umfassen Themen wie Spaß beim Radfahren, Verkehrssicherheit, Radwege und vieles mehr.

ADFC-Fahrradklima-Test: So viele Teilnehmer wie nie zuvor

Vom 1. September bis zum 30. November konnten Radler in Deutschland wieder über das Fahrradklima in ihren Städten und Gemeinden abstimmen. 230.000 Menschen haben sich an der Umfrage beteiligt – so viele wie nie zuvor. Im Vergleich zur letzten Umfrage 2018 ist das eine Steigerung von 35%. Insgesamt wurden 1.024 Städte und Gemeinden hinsichtlich der Fahrradfreundlichkeit bewertet. In Gemeinden im ländlichen Raum mit Einwohnerzahl unter 20.000 hat sich die Teilnahme verdoppelt. Dies zeigt, dass sich immer mehr Menschen fürs Radfahren interessieren.

Dabei liegt E-Mobilität im Trend: 24% der Teilnehmer nutzen ein Pedelec, in Gemeinden unter 20.000 Einwohnern sind es sogar 30% – ein Anstieg um 60% im Vergleich zu 2018. Sie wollen auch aufs E-Bike umsteigen? Dann brauchen Sie diese Tipps für E-Umsteiger!

Im Corona-Jahr ist der Anteil an Freizeitradlern stark gestiegen: im Vergleich zu 2018 um 27%, sie machen ungefähr ein Zehntel der Stichprobe aus. Dagegen ist der Anteil derjenigen, die täglich Rad fahren, um 11% gesunken. Die Autoren der Studie machen die Corona-Situation (Wegfall des Pendlerverkehrs, vermehrt Homeoffice) dafür verantwortlich.

Dazu später mehr, zunächst wollen wir uns darauf konzentrieren, wie Städte in Baden-Württemberg bei der Umfrage abgeschnitten haben.

Wiwilíbrücke in Freiburg im Breisgau mit Herz-Jesu-Kirche

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Freiburg im Breisgau hat im bundesdeutschen Gesamtvergleich in seiner Ortsgrößenklasse den 3. Platz geholt.

Wie haben Städte in Baden-Württemberg beim ADCF-Fahrradklima-Test abgeschnitten?

Im Gesamtranking bei den Städten zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner liegen Karlsruhe auf Platz 1 und Freiburg im Breisgau auf Platz 3. Heidelberg, Konstanz und Rutesheim sind in ihrer Einwohnergrößen-Klasse jeweils auf Platz 3 im bundesweiten Vergleich gelandet, in der Kategorie "Aufholer" liegt Böblingen auf Platz 1.

Unsere Landeshauptstadt Stuttgart hat es im Städteranking in der Klasse der 14 Städte über 500.000 Einwohner mit der Gesamtnote 4,16 leider nur auf Platz 11 geschafft.

In der Ortsgrößenklasse 200.000 bis 500.000 Einwohner sieht es für Baden-Württembergische Städte gut aus (insgesamt 26 Plätze):

  • Karlsruhe Platz 1 mit 3,07
  • Freiburg im Breisgau Platz 3 mit 3,35
  • Mannheim Platz 6 mit 3,90

In der Ortsgrößenklasse 100.000 bis 200.000 Einwohner gibt es insgesamt 41 Plätze und das Ergebnis für Baden-Württemberg sieht folgendermaßen aus:

  • Heidelberg Platz 3 mit 3,53
  • Ulm Platz 10 mit 3,88
  • Heilbronn Platz 11 mit 3,89
  • Reutlingen Platz 27 mit 4,19
  • Pforzheim Platz 38 mit 4,61

110 Plätze gibt es in der Ortsgrößenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner, davon entfallen 12 auf Baden-Württemberg:

  • Konstanz Platz 3 mit 3,18
  • Tübingen Platz 6 mit 3,39
  • Ludwigsburg Platz 16 mit 3,61
  • Böblingen Platz 17 mit 3,62
  • Friedrichshafen Platz 24 mit 3,69
  • Baden-Baden Platz 44 mit 3,93
  • Göppingen Platz 51 mit 4,00
  • Villingen-Schwenningen Platz 63 mit 4,06
  • Waiblingen Platz 64 mit 4,06
  • Schwäbisch-Gmünd Platz 75 mit 4,17
  • Esslingen am Neckar Platz 81 mit 4,19
  • Sindelfingen Platz 95 mit 4,34

In der Ortsgrößenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner wurden 415 Städte bewertet. Aus Platzgründen haben wir uns entschlossen, diese am Ende des Artikels aufzuführen. So viel sei schon mal verraten: der am besten bewertete Ort in Baden-Württemberg in dieser Ortsgrößenklasse ist Stutensee auf Platz 15 mit Note 3,26 und am schlechtesten hat Rottweil auf Platz 404 mit 4,55 abgeschnitten.

Hier finden Sie noch die besten 6 aus Baden-Württemberg in der Ortsgrößenklasse unter 20.000 Einwohner, dann geht es mit einigen allgemeinen Ergebnissen weiter:

  • Rutesheim Platz 3 mit 2,22
  • Sasbach Platz 22 mit 3,12
  • Ötigheim Platz 25 mit 3,17
  • Holzgerlingen Platz 29 mit 3,19
  • Renningen Platz 36 mit 3,24
  • Bad Boll Platz 43 mit 3,33

Warum Radfahren?

  • 80% der Befragten nutzen das Fahrrad zur Gesundheitsförderung.
  • 70-85 % von ihnen ist der Umweltaspekt sehr wichtig (das gilt insbesondere bei den Befragten aus Freiburg).
  • Für 70-75% spielt der Spaß eine wesentliche Rolle.
  • Insbesondere in Großstädten schätzen 80% die Flexibilität des Radfahrens (bei kleineren Kommunen sind es nur noch 40%).
  • In den fahrradfreundlichsten Städten wird aus Pragmatismus Rad gefahren: Flexibilität, Zeit, Kosten, Parksituation und Bequemlichkeit sind die Hauptgründe, warum das Fahrrad genutzt wird.

Welche Fahrrad-Trends und Botschaften lassen sich ableiten?

Der ADFC fragt, ob es sich um einen vorübergehenden Corona-Effekt oder eine echte Trendwende handelt. Es gebe noch viel Luft nach oben, aber es tue sich etwas in vielen deutschen Städten. Der Durchbruch bei den großen Themen Infrastruktur und Verkehrssicherheit scheint noch nicht erreicht zu sein. Großstädte über 500.000 Einwohner sind aber im leichten Aufwärtstrend: Das Sicherheitsgefühl und der Spaß beim Radfahren verbessern sich dort leicht.

Folgende Kernaussagen werden gemacht:

  • Das Fahrradklima ist insgesamt mit einer Durchschnittsnote von 3,9 noch unbefriedigend (die Note hat sich im Vergleich zu 2018 nicht geändert), aber
  • der Abwärtstrend scheint gestoppt – insbesondere in den Großstädten über 500.000 Einwohner (hier liegt die Durchschnittsnote bei 4,02, 2018 bei 4,08).

Die Fahrradförderung in jüngster Zeit und die Werbung für das Radfahren wurden 2020 weit positiver bewertet als noch vor zwei Jahren. Insbesondere in den Großstädten spüren die Menschen den Aufbruch, aktuell aber nur bei den kurzfristigen und von ihnen als weniger wichtig erachteten Themen (z. B. öffentliche Fahrradverleihsysteme oder die Möglichkeit, Einbahnstraßen für den Radverkehr zu öffnen).

Der negative Langzeittrend bei Spaß, Sicherheitsgefühl, Konflikten mit Kfz sowie Breite und Oberfläche der Radwege hält an. Das zeigt laut ADFC, dass manche Städte nichts oder nur wenig tun, während sich bei denen, die sich schon auf den Weg gemacht haben, häufig Planungsvorläufe und Mangel an Personal schnelle, sichtbare Umsetzungsergebnisse bei der Radverkehrsinfrastruktur verzögern.

Fahrradweg

Taku/iStock/Getty Images Plus

Viele Städte sind mit ihrer Radweg-Politik auf einem guten Weg und die Radler wissen es zu schätzen.

Bewertungen beim ADCF-Fahrradklima-Test im Überblick

Am besten bewertet wird die Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Fahrrad mit Note 2,9, die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung mit 3,0 und die Nutzung des Fahrrads durch Jung und Alt mit 3,1.

Die schlechtesten Noten gab es beim Umgang mit Falschparkern mit 4,8: Die Kontrolle von falsch geparkten Fahrzeugen auf Radwegen ist für 75 % das größte Problem in deutschen Städten.

Eine 4,7 gab es jeweils für schlechte Baustellenführung und zu schmale Radwege. Ganze 80 % der Befragten sagen, dass die Radwege in ihrer Stadt oft zu schmal sind und somit den Anforderungen an die Infrastruktur nicht entsprechen. Auch das Fahren auf Radwegen/Radfahrstreifen und das Fahren im Mischverkehr mit Kfz wird schlecht bewertet.

Der Bedarf nach sicherer und komfortabler Infrastruktur wird immer deutlicher.

Was ist den Radlern am wichtigsten?

  • gutes Sicherheitsgefühl (81 %)
  • Akzeptanz durch andere Verkehrsteilnehmer (80 %)
  • konfliktfreies Miteinander von Rad- und Autoverkehr (79 %)

Wichtiger geworden ist den Teilnehmern auch die Medienberichterstattung (+ 41 %), Aktionen und Kampagnen zum Radfahren (+ 24 %) sowie eine systematische Überwachung was Falschparken betrifft (+ 11 %).

Besonders die großen und größeren Städte gehören bereits mit nur befriedigenden Bewertungen Schulnote 3 bis 3,9 zu den Besseren. In einigen Städten hat der Radverkehr deutlich zugenommen, der Ausbau an Infrastruktur kommt jedoch noch nicht hinterher.

Wie wirkt sich Corona aufs Radfahren aus?

Weil viele im Homeoffice sind, ist Fahrraddiebstahl weniger wichtig geworden (- 21% im Vergleich zu 2018). Auch die zügige und direkte Erreichbarkeit von Zielen (-20%) sowie die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder (-16%) haben an Bedeutung verloren. Hier wird ein Corona-Effekt vermutet, der keine Rückschlüsse auf tatsächliche Verbesserungen und Langzeiteffekte zulässt.

Die Bedeutung des Fahrrads ist während der Corona-Krise gestiegen, dieser Aussage stimmen 66 % zu, in den Metropolen 82 %. Die meisten Städte haben aber während der Corona-Krise nicht mit Verbesserungen für den Radverkehr reagiert.

Frau in der Stadt fährt E-Bike

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Radfahren in der Stadt: Wenn es keine Radwege gibt, muss man auf der Straße fahren. Hier ist die Politik in der Pflicht.

Es fehlen handfeste Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit während der Corona-Zeit. Die Frage wurde mit 5,3 am schlechtesten bewertet. Nur bei Großstädten wie Berlin oder München wurden konkrete Maßnahmen für den Radverkehr in den vergangenen Monaten wirklich wahrgenommen (2,6 und 3,0).

Mut, politischer Wille und aktives Handeln der Verwaltung werden von den Befragten belohnt. Auch punktuelle Verbesserungen wurden hier positiv bewertet. Besonders in den Großstädten wie Berlin und München war die Corona-Pandemie ein wichtiger Grund für die Nutzung des Fahrrads. Bei den unter 30-Jährigen war Corona als Motiv zum Radfahren am weitesten verbreitet.

Die Attraktivität des Nahraums gewinnt an Bedeutung. So gab über die Hälfte der Befragten an, dass sie und die Menschen in ihrem Umfeld während der Corona-Zeit neue Ziele in der näheren Umgebung mit dem Rad entdeckt haben.

Fahrrad in der Stadt abschließen mit Fahrradschloss

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Sichere Stellplätze sind zwar wichtig, scheinen aber an Bedeutung verloren zu haben - wahrscheinlich, weil weniger Menschen mit dem Rad zur Arbeit fahren (Corona-Effekt).

Weitere Ergebnisse aus Baden-Württemberg

Wie oben versprochen, haben wir hier noch die besten aus Baden-Württemberg in der Ortsgrößenklasse 20.000 bis 50.000 Einwohner (bei gleicher Benotung wurde die Stadt besser gerankt, die sich im Vergleich zur letzten Umfrage verbessert hatte):

  • Stutensee Platz 15 mit 3,26
  • Ettlingen Platz 16 mit 3,28
  • Filderstadt Platz 19 mit 3,33
  • Bietigheim-Bissingen Platz 31 mit 3,43
  • Radolfzell am Bodensee Platz 37 mit 3,46
  • Oberkirch Platz 40 mit 3,47
  • Bühl Platz 41 mit 3,47
  • Schwetzingen Platz 44 mit 3,48
  • Emmendingen Platz 45 mit 3,49
  • Eislingen/Fils Platz 63 mit 3,56
  • Crailsheim Platz 66 mit 3,56
  • Kirchheim unter Teck Platz 84 mit 3,63
  • Remseck am Neckar Platz 86 mit 3,64
  • Tuttlingen Platz 88 mit 3,65
  • Lörrach Platz 90 mit 3,66
  • Kehl Platz 93 mit 3,66
  • Singen (Hohentwiel) Platz 94 mit 3,66
  • Rheinstetten Platz 95 mit 3,66
  • Leinfelden-Echterdingen Platz 96 mit 3,67
  • Mühlacker Platz 110 mit 3,69
  • Biberach an der Riß Platz 111 mit 3,70
  • Ditzingen Platz 116 mit 3,70
  • Fellbach Platz 118 mit 3,71
  • Rottenburg am Neckar Platz 119 mit 3,71
  • Kornwestheim Platz 133 mit 3,74
  • Metzingen Platz 141 mit 3,77
  • Weil am Rhein Platz 142 mit 3,78
  • Herrenberg Platz 143 mit 3,78
  • Lahr/Schwarzwald Platz 145 mit 3,78
  • Rastatt Platz 156 mit 3,18
  • Hockenheim Platz 169 mit 3,84
  • Wertheim Platz 170 mit 3,84
  • Rheinfelden (Baden) Platz 175 mit 3,85
  • Wiesloch Platz 178 mit 3,85
  • Bruchsal Platz 182 mit 3,86
  • Vaihingen an der Enz Platz 183 mit 3,86
  • Öhringen Platz 187 mit 3,87
  • Ostfildern Platz 208 mit 3,92
  • Geislingen an der Steige Platz 223 mit 3,95
  • Gaggenau Platz 224 mit 3,95
  • Viernheim Platz 225 mit 3,95
  • Weingarten Platz 229 mit 3,96
  • Achern Platz 233 mit 3,96
  • Weinstadt Platz 234 mit 3,97
  • Ellwangen (Jagst) Platz 240 mit 3,98
  • Waghäusel Platz 241 mit 3,99
  • Heidenheim an der Brenz Platz 258 mit 4,02
  • Weinheim Platz 264 mit 4,03
  • Schorndorf Platz 278 mit 4,06
  • Winnenden Platz 280 mit 4,06
  • Nürtingen Platz 284 mit 4,08
  • Mosbach Platz 285 mit 4,08
  • Schwäbisch Hall Platz 286 mit 4,08
  • Bad Waldsee Platz 290 mit 4,09
  • Nagold Platz 298 mit 4,10
  • Backnang Platz 309 mit 4,15
  • Leonberg Platz 326 mit 4,20
  • Sinsheim Platz 327 mit 4,20
  • Mössingen 331 mit 4,22
  • Leimen Platz 371 mit 4,35
  • Laupheim Platz 373 mit 4,36
  • Bretten Platz 376 mit 4,36
  • Überlingen Platz 400 mit 4,51
  • Rottweil Platz 404 mit 4,55

Alle Ergebnisse

Das komplette Ranking mit allen deutschen Städten ist hier einsehbar. Alle Ergebnisse aus allen deutschen Städten mit genauer Aufschlüsselung der Noten finden Sie direkt hier beim ADFC.

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Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Spaß beim Radfahren in Baden-Württemberg!