Petra Hauser, geboren 1950 in Karlsruhe, studierte Germanistik und Anglistik und arbeitete 30 Jahre als Lehrerin an Gymnasien und in der Erwachsenenbildung. Sechs Romane hat sie seit 2009 geschrieben. 2020 erschien ihr Buch „Ein herrliches Vergessen“. Lokalmatador hat mit ihr gesprochen. 

Hier geht es zur Buchbesprechung "Ein herrliches Vergessen"

Lokalmatador (LM): Wie kommen Sie auf Ihre Romanthemen?

Petra Hauser: „Das Glück ist aus Glas“ und „Die Tage vor uns“ folgen der Lebensgeschichte meiner mütterlichen Großmutter. In „Die Ewigkeit ist nur ein Augenblick“ geht es um meinen Vater Richard. „Ein herrliches Vergessen“ basiert auf der Lebensgeschichte meines Schwiegervaters.

LM: Was fasziniert Sie besonders an Familiengeschichten? 

Hauser: Das familiäre Gefüge ist der Raum, in dem jeder die meisten Impulse bekommt für seine Menschwerdung. Das zu beobachten und einzuordnen, hat mich schon als Kind fasziniert.  

Petra Hauser mit Fotos vom Kino Luxor

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Petra Hauser zeigt Fotos vom Kino Luxor im Buch "Kino" von Gerhard Bechtold.

LM: Welche Bedeutung haben die geschichtlichen Verläufe für Sie?

Hauser: Das eigentliche Thema des Romans ist ja der Mensch in seiner Umwelt. Dazu gehören der Ort und die historische Zeit, deshalb recherchiere ich die geschichtlichen Verläufe als Hintergrundfolie immer gründlich. Ich interessiere mich für den Weg eines Menschen durchs Leben, seine Möglichkeiten, sich seine Träume zu verwirklichen, seinen Kampf gegen die Widrigkeiten des Schicksals und seine Fähigkeit zum Glücklichsein. 

LM: Leben Sie selbst in einem großfamiliären Umfeld?

Hauser: Ich bin als Einzelkind zwischen acht Erwachsenen aufgewachsen. Mein Mann und ich haben drei Töchter und sechs Enkelkinder. Wir haben immer alleinstehende Tanten und Onkel und gute Freunde in unseren engen Familienkreis um unseren Tisch mit einbezogen. Meine Töchter leben in ähnlichen Familienszenarien, in die wir als Großeltern einbezogen sind. So fühle ich mich wirklich sehr glücklich.  

LM: Wie sind Sie mit Kino in Berührung gekommen?

Hauser: Ich bin schon als Sechsjährige von meiner Großmutter mitgenommen worden ins Rüppurrer Kino, vor allem deshalb, weil dort erst ab vier Zuschauern gespielt wurde, also waren wir schon mal zu zweit. Sie war eine Kino-Närrin und hat mich infiziert. Ich liebe Filme immer noch sehr. 

Außenaufnahme des Karlsruher Filmpalastes am ZKM

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Ob Willy Hauser sich hätte vorstellen können, dass es einmal große Filmpaläste geben wird?

LM: Was trieb Ihren Schwiegervater an?

Hauser: Mein Schwiegervater war Film- und Kino-Liebhaber, Kaufmann und Unternehmer. Er glaubte fest daran, dass die Menschen das Kino brauchen. Seine Leidenschaft für die Traumfabrik war ebenso groß wie sein Wunsch, die Zuschauer im Kino glücklich zu machen. Deshalb entwarf er damals schon Konzepte, etwa im Resi-Kino in den 1960er-Jahren erste Matineen für türkische „Gastarbeiter“ oder die „Filmkunsttage“. Da wurde jeden Tag ein anderer Film gespielt. Er musste dafür hart mit den Verleihern verhandeln!  

LM: Welche Art Filme und Schauspielern sehen Sie besonders gern?

Hauser: Ich habe keine Präferenzen. An einer Schauspielerin und einem Schauspieler schätze ich vor allem ihre Vielseitigkeit und ihr Einfühlen in eine ihnen fremde Identität. Ein politisch oder historisch informativer Film kann genauso wichtig sein wie ein reiner Unterhaltungsfilm. Filme und Literatur dienen der Horizonterweiterung oder auch mal einem „herrlichen Vergessen“ eigener Probleme und Sorgen.