Zugegeben, die Berufsbezeichnung Buchhalter hat in Deutschland ein etwas angestaubtes Image. Zu Unrecht, denn das Rechnungswesen hat sich im Rahmen der Digitalisierung in den letzten Jahren sehr deutlich verändert. Der Buchhhalter ist für Finanz- und Rechnungswesen verantwortlich und sorgt nicht zuletzt auch dafür, dass am Ende des Monats alle ihr Gehalt auf dem Konto haben.
Erstaunlich: Die Berufsbezeichnung "Buchhalter" ist in Deutschland nicht geschützt und Buchhalter in allen Variationen kein Ausbildungsberuf.
Digitalisierung in der Buchhaltung
Es ist noch gar nicht lange her, da gehörten Taschenrechner, Papier, Stift und Aktenordner zum Rüstzeug eines Buchhalters. Doch in den letzten Jahren hat die Digitalisierung bei Steuerberatern und in den Finanzabteilungen der Betriebe sehr viele Prozesse deutlich verändert: Rechnungen werden heute nicht mehr in Aktenordern und Kartons gesammelt, sondern gescannt und digital zur Auswertung und Ablage weitergeleitet. Gleiches gilt für Verträge, Dokumentationen oder Notizen, die immer häufiger digitalisiert der Buchhaltung übergeben werden. Kein Wunder also, dass heute auch im Rechnungswesen Flexibilität und Umdenken gefragt sind.
Hierzu Jörg Sennhenn, Manager Spezialisierung Finance bei einem Personaldienstleister: „Die Ansprüche an die digitale Kompetenz im Rechnungswesen steigen permanent. Viele Rechenvorgänge, die früher aufwendig per Hand durchgeführt wurden, laufen heute automatisiert ab. Das kann aber nur funktionieren, wenn die Daten entsprechend sorgfältig eingepflegt wurden. Und wenn jemand die teilweise hochkomplexe Software richtig bedient.“
Entsprechend gut sind die Zukunftsaussichten für Buchhalter. Wer sich weiter spezialisiert, beispielsweise zum Bilanzbuchhalter oder Controller, muss sich um seine berufliche Zukunft keine Sorgen machen.
Gute Aussichten als Bilanzbuchhalter
Sie gelten als die Wunderkinder im Rechnungswesen: IHK-geprüfte Bilanzbuchhalter werden in vielen deutschen Unternehmen händeringend gesucht. Wer Spaß an Zahlen, Betriebswirtschaft und steuerlichen Sachverhalten hat, sollte über eine entsprechende Weiterbildung nachdenken. Denn es gibt keine klassische Berufsausbildung.
Um von der IHK zur Prüfung zugelassen zu werden, sind jedoch bestimmte Bedingungen zu erfüllen. „Bewerber müssen eine dreijährige Berufsausbildung in einem kaufmännischen oder verwaltenden Beruf mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung, alternativ ein Studium mit zweijähriger Berufspraxis oder aber eine sechsjährige Berufspraxis im kaufmännischen Bereich vorweisen“, sagt Jörg Sennhenn. Die Weiterbildung selbst erfolgt berufsbegleitend, oft als Fernstudium. Doch die Mühen lohnen sich, denn IHK-geprüfte Bilanzbuchhalter können mit richtig guten Verdienstmöglichkeiten rechnen.
Biltroller - ein neuer Beruf
Mal ganz ehrlich: Wer hat schon einmal vom Biltroller gehört? Die wenigsten kennen diesen neuen Beruf, der entstanden ist, weil Bilanzbuchhaltung und Controlling immer mehr zusammenrücken. „Während sich der Buchhalter um die Jahresabschlüsse kümmert, schaut der Controller vorwärts und plant die Zukunft des Unternehmens. Beide sind auf das Wissen des anderen angewiesen. Wen wundert es also, dass gerade Mittelständler versuchen, Angestellte zu finden, die beides können“, so Jörg Sennhenn. Er rät: „Bilanzbuchhalter sollten die Weiterbildung zum Controller anstreben - und umgekehrt. Denn der Biltroller ist ein Beruf mit Zukunft.“
Wie kann man Buchhalter werden?
„Grundlegende Kenntnisse werden in kaufmännischen Berufen erlernt, doch eine Weiterbildung mit abschließender Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer steigert die Jobaussichten enorm,“ weiß Jörg Sennhenn.
Folgende Varianten bauen auf den vorher erworbenen Kenntnissen auf:
- Geprüfte Buchhalter führen die Bücher, kümmern sich um Rechnungsein- und -ausgänge.
- Finanzbuchhalter regeln das betriebliche Rechnungswesen, sind für Monats-, Quartals- und Jahresabschlüsse zuständig.
- Bilanzbuchhalter haben den großen kaufmännischen Überblick und kennen die finanzielle Gesamtsituation des Unternehmens.
- Controller: Bei ihnen laufen die Daten des Rechnungswesens zusammen, die überwacht, geprüft und gelenkt werden müssen.
Die Weiterbildungen dauern meist nicht länger als zwei Jahre und werden als Vollzeit-, Teilzeit- oder Fernunterricht angeboten. Zugangs- und Prüfungsbedingungen variieren je nach Anbieter und Bundesland. Mehr über Fortbildung mit Familie lesen Sie hier.