Die auch als Wunderbaum bekannte Pflanze fällt besonders durch ihre roten, stacheligen Früchte und ihre eindrucksvollen Blätter auf. Ursprünglich aus den Tropen Afrikas stammend, fand der Rizinus seinen Weg vor bald 500 Jahren nach Mitteleuropa. Im Botanischen Garten Karlsruhe wird schon seit 1825 Rizinus gezogen.

Ein lebendiger Garten und seine Tradition: Der Botanische Garten Karlsruhe

Der Botanische Garten Karlsruhe ist ein Ziel für viele Menschen – nicht nur aus Karlsruhe. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die für die Präsentation der historischen Gartenanlage zuständig sind, bieten daher viele Führungen an, bei denen zum einen die zwei Jahrhunderte Gartengeschichte in Karlsruhe sichtbar werden. Zum anderen aber geht es immer wieder darum, das Natur- und Gartenerlebnis für die Menschen in der Großstadt zu erschließen.

Die Bepflanzung des Gartens orientiert sich dabei weitgehend an dem, was aus dem 19. Jahrhundert minutiös dokumentiert ist: Denn die für den großherzoglichen Botanischen Garten zuständigen Hofgärtner erfassten alle ihre Pflanzen.

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Auch der Rizinus lässt sich so nachweisen: In fünf Spielarten gab es den „Wunderbaum“ schon 1825 im Karlsruher Garten. Und im umfangreichen Gartenführer von 1888 ist er ebenfalls genannt.

Wunder für den heimischen Garten

Ob bei Hobby-Gartenfans oder bei den Profis im Botanischen Garten Karlsruhe: Die Staude ist ein beliebter „Hingucker“ und verblüfft durch ihr enormes Wachstum. Bis zu drei Meter schießt der Wunderbaum, ausgesät nach den letzten Frösten, in einer Saison in die Höhe. Er setzt dekorative Akzente ebenso in heimischen Blumenbeeten wie in einer anspruchsvollen Anlage wie dem Botanischen Garten. Auffällig sind die großen handförmigen Blätter und vor allem die rote Spielart des Rizinus setzt mit ihren intensiv rosa leuchtenden Blüten und dem dunkelroten Laub dramatische Effekte.

Die Blüten des Rizinus zeigen sich in leuchtendem Rot.

Thomas Huber/ssg

Die Blüten des Rizinus zeigen sich in leuchtendem Rot.

Den Rizinus kannten schon die Ägypter

Schon vor 4.000 Jahren kannten die Ägypter die medizinische Wirkung des Rizinus. Über Griechenland gelangte die Pflanze, die eigentlich aus den südlichen Regionen Äthiopiens stammt, nach Mitteleuropa. Der Arzt Hieronymus Bock beschrieb 1539 als erster neuzeitlicher Naturwissenschaftler die Pflanze und warnte vor der Giftwirkung. Erst im 18. Jahrhundert entdeckte man den medizinischen Nutzen des Öls wieder, das sich aus den großen, dekorativen Samen pressen lässt. Rizinusöl wurde als Abführmittel allgemein bekannt. Aber das Öl ist vielseitig verwendbar. Naturkosmetik-Fans schwören auf Rizinusöl zur Haut- und Haarpflege. Verblüffend: Eine bekannte Motorölmarke heißt nach der Pflanze: Castrol. Der Name geht zurück auf die englische Bezeichnung für Rizinusöl, Castor Oil. Das bekannte Schmierfett ist eine Mischung aus reinem Rizinusöl und Ethanol. Den Rohstoff für das medizinische und das technische Öl liefern große Rizinusplantagen in feuchtheißen Ländern.

Tipps für den Hobbygärtner

Der Botanische Garten Karlsruhe zieht schon seit 1825 Rizinuspflanzen – fünf verschiedene Sorten waren es damals. 1888 erwähnt der Gartenführer den Wunderbaum unter den Medizinpflanzen.
„Wer im Garten Rizinuspflanzen ziehen will, braucht vor allem Platz, Sonne und Wasser“, sagt Thomas Huber. „Die Pflanze ist aber absolut unkompliziert“. Innerhalb von wenigen Monaten erreicht die wuchsfreudige Pflanze zwei Meter Höhe – manchmal auch mehr. Auch pralle Sonne schadet der Tropenpflanze nicht. „Der Rizinus ist perfekt, um in Beeten zusammen mit niedriger wachsenden bunten Sommerblumen oder anderen Stauden einen Akzent zu setzen“, erläutert Thomas Huber. „Und mit seinem dekorativen Laub und den auffallenden Blüten ist er eine echte Schönheit“.

Im Botanischen Garten Karlsruhe sind es in jedem Jahr acht bis zehn Pflanzen, die die Beete schmücken.

Achtung, Rizinus ist giftig!

Sogar die Samen des Rizinus, getigerte und gefleckte große Bohnen, sind dekorativ. Aber die Warnung des Botanikers Bock aus dem 16. Jahrhundert hatte ihren guten Grund: Die Früchte enthalten das hochgiftige Rizin – tatsächlich eine tödliche Gefahr für Menschen und Tiere. Doch auch daraus lässt sich ein Erfolg machen: Der Rizinus wurde 2018 zur Giftpflanze des Jahres gekürt.