Bei einem Knalltrauma handelt es sich um eine Form des akustischen Traumas. Von einem akustischen Trauma spricht man bei der Schädigung der Haarzellen im Corti–Organ des Innenohrs. Diese Schädigung kommt zustande durch Einwirken eines erhöhten Schalldrucks auf das Ohr. Übersteigt der Schalldruck eine gewisse Schwelle, kann das Ohr sich nicht mehr adaptieren und wird geschädigt. Ein Knalltrauma entsteht vor allem, wenn der schädigende Schall sehr kurz (ca. 1-2 ms) einwirkt.

Kann ein Hörgerät bei einem Knalltrauma helfen?

Dauert das Knalltrauma weiter an, führt das in der Regel zu Hörschäden im Hochtonbereich. Dies kann besonders in lauteren Umgebungen störend für die betroffene Person sein. Bei einem permanenten Knalltrauma hilft daher meist ein Hörgerät:

  • Die nicht mehr zu hörenden hohen Töne können wieder wahrgenommen werden
  • Verbesserung des Hörens insbesondere in lauteren Umgebungen
  • Steigerung der Lebensqualität

Knalltrauma Ursachen und Symptome

Die Ursachen für ein akustisches Trauma können vielfältig sein. Beispiele sind Schüsse, Knallkörper, Airbags, Sprengungen, Blitzeinschläge, aber auch ein kräftiger Schlag aufs Ohr. Diese Stressoren führen zu einer Schädigung der Haarzellen durch eine Störung in deren Stoffwechsel. Es kommt zu einem Mangel an Sauerstoff und der Bildung freier Radikale, es kann aber auch eine mechanische Schädigung erfolgen. Betroffen ist zuerst der basale Bereich der Schnecke und damit der Hochtonbereich.

Die Patienten klagen über ein Gefühl, als sei das Ohr verstopft sowie über einen Hörverlust auf dem betroffenen Ohr. Weitere mögliche Symptome sind Tinnitus (Ohrgeräusche) und Hyperakusis (Geräuschüberempfindlichkeit), Schwindel und Gleichgewichtsstörungen.

Das Knalltrauma betrifft meistens nur eine Seite und die Beschwerden bessern sich in den ersten Tagen. Es ist generell keine Verschlimmerung der Symptome zu erwarten.

Anpassung eines Hörgeräts

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Hörgeräte können helfen, die Lebensqualität nach einem Knalltrauma wieder zu verbessern.

Knalltrauma – Diganose

Hat man die o.g. Symptome, sollte man umgehend einen HNO-Arzt aufsuchen. Zur Diagnose eines Knalltraumas fertigt dieser eine Hörkurve an. Anhand dieses Audiogramms kann eine Schallempfindungsschwerhörigkeit erkannt werden. Es findet sich entweder eine Senke bei 4.000 Hz oder ein Abfall der Kurve bei Tönen mit hohen Frequenzen. Der SISI-Test (Short Increment Sensitivity Index) fällt positiv aus. Es liegt also ein positives Recruitment vor. Dies bedeutet, dass die Spanne zwischen Hörschwelle und Unbehaglichkeitsschwelle des Hörbereiches geringer ist als bei Normalhörenden. Dieser schnellere Lautheitsanstieg ist zu erklären durch die Schädigung der äußeren Haarzellen.

Bei Gesunden modifizieren die äußeren Haarzellen den Schall. Sie verstärken leise Töne und schwächen Laute Töne ab, sodass es möglich ist, ein sehr breites Spektrum an Tönen wahrzunehmen. Die Modifikation fällt bei Patienten mit geschädigten Haarzellen aufgrund eines Knalltraumas weg. Im geschädigten Frequenzbereich können keine otoakustischen Emissionen (spontane Schallabstrahlungen aus dem Innenohr) gemessen werden. Auch diese Emissionen beruhen auf der Funktion der äußeren Haarzellen und fallen daher bei Patienten mit Schädigung der Haarzellen im entsprechenden Frequenzbereich weg.

Dieser Test wird aufgrund seiner zusätzlichen Lärmbelastung jedoch erst 1 Woche nach dem traumatischen Ereignis durchgeführt.

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Therapie und Prognose bei einem Knallrauma

Als therapeutische Erstmaßnahme wird (wie beim Hörsturz) eine hämorheologische Infusionstherapie mit HAAES (Hydroxyethylstärke) und Procain angewandt. Des Weiteren kann Kortison verabreicht werden. Sollten diese beiden Therapien versagen, ist eine hyperbare Sauerstofftherapie angezeigt.

Knalltrauma – sofort zum Arzt!

In jedem Fall ist ein frühzeitiger Therapiebeginn entscheidend für die Prognose. Die Prognose eines Knalltraumas ist generell sehr gut. In der Regel erfolgt innerhalb von 6 Wochen nach dem Ereignis eine Besserung der Beschwerden – oft bis zur vollständigen Wiederherstellung. Beschwerden, die nach 6 Wochen noch immer bestehen, haben jedoch eine schlechte Prognose und können dann häufig nicht mehr therapiert werden.

Je früher die Therapie begonnen wird, desto geringer ist das Risiko für bleibende Schäden.
Eine operative Therapie wird nur durchgeführt, wenn eines oder beide Fenster im Innenohr beschädigt sind, oder sich eine Perilympfistel ausgebildet hat. Hierbei handelt es sich um eine krankhafte Verbindung des Perilymphraumes (die Sinneszellen des Hörorgans umgebend) mit dem Mittelohr. Zur Sanierung wird eine Trommelfelleröffnung (Tympanotomie) durchgeführt und beschädigte Fenster oder eine vorhandene Fistel repariert.