Ob zum Geburtstag oder Muttertag, zum Beglückwünschen oder Trost spenden – Blumen begleiten uns zu zahlreichen Anlässen. Sie duften, bringen Farbe ins Leben, holen ein Stück Natur ins Haus. Doch woher kommen unsere Schnittblumen eigentlich? Im Idealfall von einem Feld um die Ecke – am besten fair, regional und in Bioqualität.
Ein solches Feld bewirtschaftet Malin Lüth in der Nähe von Freiburg. Das Besondere: Die gelernte Gemüsegärtnerin baut hier sogenannte Slow Flowers an. Bei dieser Art des Anbaus wird Handarbeit großgeschrieben. Blumen werden nur saisonal angepflanzt es werden keine Pestizide eingesetzt – alles so natürlich wie möglich. Das bringt große Abhängigkeit von Umweltfaktoren mit sich: Der Frost ist mein Partner, mit dem ich zusammenarbeite, erzählt die Gärtnerin. Entsprechend gibt es ihre Blumen – bis auf einige Trockenblumen – nicht ganzjährig. Ihr Motto ist dabei: Die Fülle feiern, wenn sie da ist.
Blumen aus aller Welt
Dem saisonalen Anbau stehen oft die Verbraucher entgegen. Den Valentinstag feiern wir mit Rosen, aber wenn man mal rausguckt wachsen zu der Zeit gar keine Rosen so Lüth. Ein Widerspruch mit gravierenden Folgen. Viele Rosen werden aus Afrika nach Deutschland importiert, etwa aus Kenia. Zwar würden vor Ort Arbeitsplätze geschaffen, erklärt die Gärtnerin, allerdings gelten vollkommen andere Standards als bei uns, etwa mit Blick auf Arbeitsbedingungen oder auf die verwendeten Pestizide – viele davon sind in der EU verboten. Lüth kritisiert: Wir holen uns die Sachen, von denen wir hier gesagt haben, dass die viel zu giftig für uns und unsere Umwelt sind wieder ins Haus.
Mikroplastik vermeiden
Ein weiteres Problem in der Floristik ist die häufige Verwendung von Steckmoos. Hierbei entstehe viel Mikroplastik, welches nicht kompostierbar sei. Blumen gehörten daher nicht auf den Kompost, sondern in den Restmüll. Mit Kritik an konventionell angebauten Schnittblumen spart Lüth deshalb nicht: Man denkt, man holt etwas Schönes, weil man jemanden gern hat oder jemanden gern trösten möchte, aber letztlich sind das ziemliche Giftschleudern.
Wachsendes Interesse
Um diesen Problemen etwas entgegenzusetzen hat Malin Lüth 2019 die deutsche Slow-Flower-Bewegung mitgegründet – ein Netzwerk von professionellen und auch Hobbygärtnern die ihre Blumen saisonal biologisch und in Handarbeit anbauen. Das Interesse am Thema wachse stetig; von einst neun Gründungsmitgliedern gehe man mittlerweile auf 250 zu. Allerdings merkt Lüth an: Die wenigsten leben davon. Viele machen das nebenbei im Hausgarten oder in kleineren Parzellen. Denn um trotz der Schwierigkeiten mit dem saisonalen Anbau professionell und wirtschaftlich zu arbeiten braucht es kreative Konzepte.
Nordlicht im Süden
Aufgewachsen ist Lüth in der Nähe von Kiel. Ihre Gärtnerausbildung hat sie eigentlich im Gemüsebau gemacht, trotzdem habe es sie immer zu den Blumen hingezogen, so Lüth. Auf die Idee selbst in der Branche zu arbeiten kam sie durch einen Artikel über eine Österreicherin, die vom Schnittblumenanbau lebt. Durch einen zwischenzeitlichen Wechsel in die Milchviehhaltung landete sie schließlich in Baden-Württemberg, wo sie 2020 schließlich ihre Firma Wildling Blumen gründete.
Kreative Konzepte
Schon der Gründungszeitpunkt brachte einige Herausforderungen mit sich: Ich habe damals mitten in die Pandemie rein gegründet, erzählt die Gärtnerin. Das bedeutete damals: Kontaktbeschränkungen, geschlossene Blumenläden, fehlende Kundschaft. Um mit dieser Situation fertig zu werden, habe sie sich Tipps von ihrer Instagram-Community geholt. Heraus kam ein kleiner Online-Blumenhandel, der sich zu einem stabilen Standbein entwickelt hat. Alle Blumen werden dabei frisch geerntet und per Expressversand zugestellt. Das gibt es nicht so oft in Deutschland, erklärt Lüth stolz.
Blühwein
Ergänzt wird das Geschäft auch durch Veranstaltungen. Bei Blühwein finden beispielsweise Weinverkostungen auf ihrem Blumenfeld statt. Zum Angebot gehören aber auch Gärtnerworkshops oder Steckkurse. Wer will, kann gelegentlich auch bei einem Picknick Blumen selbst ernten. Vielen Kunden gefalle die idyllische Lage des Feldes. Mein Blumenfeld ist wunderschön gelegen zwischen Schwarzwald und Vogesen – man sieht keine Häuser von dort schwärmt die Gärtnerin es ist ein schöner Ort, der den Leuten guttut. Und um genau diese Schönheit gehe es ja auch bei Blumen wie Lüth auf den Punkt bringt: Blumen machen etwas mit den Menschen; sie helfen im Moment anzukommen und den Fokus auf das Schöne zu setzen.