Der Oldtimer-Sammler Winfried Seidel hätte sich wohl keinen besseren Standort für sein Automuseum aussuchen können. Bertha Benz durchquerte Ladenburg auf ihrer Pioniersfahrt, ihr Mann Carl baute hier eine Autofabrik – beide liegen auf dem Ladenburger Friedhof begraben. Als die alte Benzfabrik im Jahr 2004 frei wurde, hat Seidel zugeschlagen. Mithilfe des Mercedes-Konzerns renovierte er die Fabrik und gab seiner Sammlung ein passendes Zuhause.

Den ersten Wagen hat er aus Mitleid gekauft

Die Ausstellung umfasst rund 120 Fahrzeuge, davon ca. 50 Automobile. Eine so umfangreiche Sammlung aufzubauen, wäre für Seidel bei den heutigen Preisen nicht mehr möglich. Vor 50 Jahren sah das anders aus: „Das war noch eine Zeit, in der man solche Autos auf dem Autofriedhof für ein paar Mark finden konnte“, erzählt er.

Winfried Seidel, Besitzer des Museums, steht vor einem Oldtimer in seinem Museum.

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Seit mehr als einem halben Jahrhundert sammelt Winfried Seidel Oldtimer. Eine solche Sammlung könnte er heutzutage aber nicht mehr aufbauen.

Angefangen habe es damals mit einem Adler Trumpf Junior, Baujahr 1939. „Ich habe den Wagen im Winter entdeckt, das Dach war eingebrochen und mit Schnee bedeckt – ich habe ihn aus Mitleid gekauft“, führt Seidel aus. Nachdem er das Auto selbstständig restauriert hatte, folgte der Kauf eines 1970er Mercedes Benz und schließlich immer weitere Oldtimer, die er der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte.

Auch das Fahrrad wird abgebildet

Heute soll das Museum die Geschichte der motorisierten Mobilität in der Rhein-Neckar-Region möglichst abdecken. Dazu gehören etwa Nachbauten der ersten Benz Patent-Motorwagen. Auch eine nachgestellte Werkstatt soll zeigen, in welchem Umfeld Carl Benz seinerzeit die ersten Autos entwickelte.

Nachbau des Benz Patent-Motorwagens

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Auch ein Nachbau des ersten Autos – dem Benz Patent-Motorwagen – findet sich im Museum. Das Original befindet sich im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München.
Fahrradsammlung im Automuseum Ladenburg

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Auch das Fahrrad ist ein essenzieller Teil der Mobilitätsgeschichte. Vor über 200 Jahren wurde es in Mannheim Fahrrad erfunden.
Sportwagen im Automuseum Ladenburg

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Sportwagenfans kommen in einer separaten Halle, die ganz dem Motorsport gewidmet ist, auf ihre Kosten.
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Herzstück der Ausstellung ist die „Autobiografie“, eine 40 Meter lange Leuchtwand, die die Geschichte des Autos erzählt. Daneben lassen sich auf der „Mercedes-Allee“ zahlreiche Wagen von Mercedes-Benz aus verschiedenen Epochen betrachten. Auch Rennwagen, Motorräder und historische Fahrräder werden in eigenen Abteilungen abgebildet.

Sammlung im Wesentlichen abgeschlossen

Besonders spannende Ausstellungsstücke sind zwei originale Wagen der Firma C. Benz Söhne. „Von den 300 Autos, die in der Ladenburger Fabrik gebaut wurden, sind heute noch drei erhalten. Und zwei davon haben wir hier im Museum“, berichtet Seidel stolz. Im Wesentlichen ist seine Sammlung abgeschlossen, in Sonderausstellungen bekommen Gäste aber regelmäßig Neues präsentiert. Vor einiger Zeit wurden beispielsweise historische Bobschlitten ausgestellt, ein andermal der echte Wagen des Fußballweltmeisters von 1954, Fritz Walter.

Außenansicht der ehemaligen Benzfabrik im Gründerstil.

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Im Jahr 1908 rollten die ersten Automobile der Marke „C. Benz Söhne“ in der Ladenburger Fabrik übers Band. Bis ins Jahr 1924 wurden hier Autos produziert, danach arbeitete das Unternehmen als Reparatur- und Zuliefererbetrieb.
Oldtimer Sammlung im Automuseum Ladenburg

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Rund 120 Fahrzeuge befinden sich in Winfried Seidels Sammlung. Darunter historische Automobile, Motorräder, Rennwagen und auch Fahrräder.
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Faszinierende Geschichte

Auch nach Jahrzenten des Oldtimer-Sammelns hat Seidels Interesse an der Automobilgeschichte nicht nachgelassen. „Der Blick zurück ist deshalb so spannend, weil man viele Jahre lang die Entwicklung des Automobils anhand der Fahrzeuge sehr deutlich beobachten konnte, was heute durch die ganze Elektronik gar nicht mehr möglich ist“, erzählt. Gerade das Wiederbeleben dieser alten Technik, in die man sich reindenken müsse, sei besonders faszinierend.

Entsprechend empfinde er die Zeit als die spannendste, in der man die Fahrzeuge wieder fahrbar macht. Klar, auch das Fahren von Oldtimern habe seinen Reiz. Dennoch gilt für den Sammler: „Das ist nicht so spannend, wie das Erfahren der Lösungen, die man damals parat haben musste, um ein Automobil weiterzubringen“.