Es müssen noch weitere Stühle aufgestellt werden, denn der Bürgersaal im Rathaus Durlach füllt sich schnell. „Wow, ich bin geehrt“, freut sich der Referent Matthias Meier über die vielen Zuhörer*innen. Der Maschinenbauingenieur und Journalist spricht für den „Freundeskreis Pfinzgaumuseum — Historischer Verein Durlach e. V.“ über „Wie Durlach Anschluss fand - auf der Suche nach dem ersten Bahnhof“.
Die Suche beginnt 1808. Da sei es, so Matthias Meier, dem Erfinder und Ingenieur Richard Trevithick gelungen, eine erste, im Kreis laufende, einfache Hochdruckdampfmaschine als Dampflok-Fahrgeschäft auf die Schiene zu bringen.
1825 in England
Die erste öffentlich zugängige Dampflok habe es 1825 auf der Strecke zwischen Darlington und Stockton im Nordosten Englands gegeben. Dann sei alles sehr schnell gegangen und 1835 sei die erste deutsche Strecke zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet worden.
Breitspur-Anpassung
Bereits 1833 habe es den Vorschlag gegeben, eine Bahnlinie am Rhein zu errichten. „Der Startschuss fiel am 29.03.1838“, berichtet Matthias Meier. „Da beschloss die Badische Ständeversammlung, eine Eisenbahn zwischen Mannheim und Basel zu bauen.“ Die gewählte Spurbreite von 1.600 Millimetern habe sich später als ungünstig erwiesen, weil alle anderen Bahnen mit Normalspur 1.435 Millimeter gebaut worden seien. Innerhalb eines Jahres, 1854, sei die komplette badische Breitspur dann angepasst worden.
Keine Schiene ohne Bahnhof
Die Bahn brauche jedoch nicht nur Schienen, sondern auch Bahnhöfe. „Zum Leiter des Hochbaus für die Bahn wurde der Professor für Bauwesen Friedrich Eisenlohr aus Karlsruhe ernannt“, berichtet Matthias Meier. „Er hat die Bahnhöfe an der ganzen Strecke geplant.“ Damals seien die Stationen direkt an die Städte heran gebaut worden, bis man gemerkt habe, dass mit der Bahn auch Dreck und Lärm verbunden seien. Viele Gebäude seien deshalb wieder abgerissen und verlegt worden, weshalb kaum noch Eisenlohr-Bahnhöfe erhalten seien.
1843 in Durlach
Auch der heutige Durlacher Bahnhof steht nicht mehr an dem Standort, an dem sein Vorgänger gestanden hatte. Er war an der badischen Strecke nach den Bahnhöfen Mannheim, Heidelberg und Bruchsal 1843 errichtet worden. Er lag am westlichen Stadteingang, dort, wo heute die Bäume vor der Post in der Gritznerstraße stehen.
1911 neuer Bahnhof
„Die Bahnlinie zerschnitt den wichtigen Weg nach Karlsruhe“ berichtet Matthias Meier. „Als der Verkehr immer mehr zunahm und dadurch der Weg mehrmals am Tag abgeriegelt wurde, hat man eine Fußgängerbrücke gebaut.“ Ursprünglich sei das Bahnhofsgebäude einstöckig gewesen. Es sei jedoch später aufgestockt worden.
Weiterentwicklung
Dass es eine Veränderung geben müsse, habe sich spätestens bei einem Bahnunglück im Bahnhof am 2. Juli 1905 gezeigt. „Am 9. Dezember 1911 wurde ein neuer Bahnhof am heutigen Standort eröffnet“, so der Referent. „1813 wurde der erste Bahnhof dann abgerissen.“
Badische Urschiene
Passend zum Thema hat Matthias Meier zwei Ausflugstipps bereit. Der Erste führt zur „Badischen Urschiene“, also der Breitspurschiene für 1.600 Millimeter Spurbreite. Ein Stück davon sei im Technoseum für Arbeit und Technik in Mannheim zu sehen. Ein anderes Stück sei jedoch an einer der Brücken über die Oos an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden verbaut. Der zweite Ausflug führt nach Ettlingen. „Das alte Stationsgebäude vom Bahnhof Ettlingen West ist vermutlich noch einer der besten Eisenlohrer Bahnhöfe auf der gesamten Strecke“, so Matthias Meier. (rist)