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Platz für die scheue Waldbewohnerin

Wildkatzen in Sternfels: BUND schafft neuen Lebensraum

Ein neuer Lebensraum für Wildkatzen ist bei der Gemeinde Sternenfels entstanden (v.l.): Dominic Hahn (BUND), Rolf Esslinger (Revierförster Sternenfels), Michael Gerster (stv. Forstamtsleiter Enzkreis), Antonia Walch (Bürgermeisterin Sternenfels), Leon Rommel (Forstamt Enzkreis), Dietmar Gretter (Geschäftsführer Naturpark Stromberg-Heuchelberg) und Dr. Andrea Lehning (BUND)

Max Horn/BUND Baden-Württemberg

Ein neuer Lebensraum für Wildkatzen ist bei der Gemeinde Sternenfels entstanden (v.l.): Dominic Hahn (BUND), Rolf Esslinger (Revierförster Sternenfels), Michael Gerster (stv. Forstamtsleiter Enzkreis), Antonia Walch (Bürgermeisterin Sternenfels), Leon Rommel (Forstamt Enzkreis), Dietmar Gretter (Geschäftsführer Naturpark Stromberg-Heuchelberg) und Dr. Andrea Lehning (BUND)

Bessere Lebensräume für Wildkatzen – das will der BUND Baden-Württemberg im bundesweiten Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ schaffen. Wie das geht, zeigte der Verband am Dienstag (19.03.2024) gemeinsam mit Partnern und Unterstützern auf einer Waldfläche der Gemeinde Sternenfels. Anfang dieses Jahres wurde dort auf einer Länge von 900 Metern der Waldrand aufgelichtet. So können mehr heimische Sträucher wachsen, die den Wildkatzen Versteckmöglichkeiten bieten. Antonia Walch, Bürgermeisterin der Gemeinde Sternenfels, Rolf Esslinger, Revierförster der Gemeinde Sternenfels, Leon Rommel, Trainee des Forstamt Enzkreis, Michael Gerster, stellvertretender Forstamtsleiter Enzkreis, Dietmar Gretter, Geschäftsführer des Naturpark Stromberg-Heuchelberg sowie Projektleiterin Dr. Andrea Lehning und Projektkoordinator Dominic Hahn vom BUND Baden-Württemberg erklärten, was sie vor Ort für die seltene Wildkatze umgesetzt haben.

Naturnaher Waldrand mit vielen Versteckmöglichkeiten

"Am Waldrand haben wir Platz und Licht für heimische Sträucher geschaffen, sodass diese besser wachsen. Die scheue Wildkatze nutzt diese gerne als Verstecke auf dem Weg zur Mäusejagd auf den daneben liegenden Streuobstwiesen. Von den Blüten, Beeren und Nüssen dieser Sträucher profitieren außerdem Vögel, Kleinsäuger und Insekten. Durch die Aufschichtung von großen Totholzhaufen finden die Wildkatzen außerdem Ruheverstecke und Plätze für die Jungenaufzucht“, erläutert Dominic Hahn, Projektkoordinator beim BUND Baden-Württemberg, die Maßnahmen.

„Mit dem Projekt des BUND konnten wir uns sofort identifizieren. Die Gemeinde Sternenfels hat mit ihren Streuobstwiesen, dem Weinbau und den alten Eichenwäldern einen besonderen Schatz. Bereits in der jüngeren Vergangenheit haben wir dort Wildkatzenhöhlen errichtet und Lockstock-Aktionen durchgeführt. Wir hoffen, dass die Wildkatze bei uns im schönen Sternenfels einen neuen Lebensraum findet“, betont Antonia Walch, Bürgermeisterin der Gemeinde Sternenfels.

Die Wildkatze im Blick

Das hofft auch Revierleiter Rolf Esslinger: „Wir haben bei der Waldbewirtschaftung seit langem die Wildkatze mit im Blick. Waldbewirtschaftung und Artenschutz gehen bei uns Hand in Hand und sind kein Widerspruch.“ Michael Gerster (Forstamt Enzkreis) ergänzt: „Die Struktur der Wälder im Stromberg ist ideal für die Wildkatze. Die Maßnahme bringt aber nicht nur für sie Vorteile. Durch die gezielte Entnahme von Ästen aus den Baumkronen, werden die alten Bäume gepflegt und die angrenzenden Wiesen bekommen mehr Sonnenlicht.“

Faszinierende Leitart

Naturparkgeschäftsführer Dietmar Gretter hält den Nachweis der Wildkatze im Naturpark vor rund 13 Jahren für einen Glücksfall: „Der Nachweis einer so faszinierenden Leitart ist sowohl Anerkennung als auch eine tolle Motivation, sich gemeinsam weiter für den Erhalt unserer naturnahen Wildkatzen-Wälder einzusetzen. Denn wo es der Wildkatze gutgeht, finden auch weitere Waldarten wie Baummarder, Schwarzstorch, Spechte oder Hirschkäfer einen geeigneten Lebensraum.“

Gute Lebensbedingungen

Baden-Württemberg liegt am Rande der Verbreitung der Europäischen Wildkatze in Deutschland. Bislang ist das Vorkommen nur auf einzelne Gebiete beschränkt. Eine kleine Population gibt es im Stromberg-Heuchelberg. Die vielen Laubmischwälder und die vergleichsweise geringe Zerschneidung dieser Wälder durch Straßen, Siedlungen und Äcker bieten gute Voraussetzungen für die gefährdete Tierart. Das größte Vorkommen besteht entlang der Rheinebene. Im Odenwald konnte der BUND Baden-Württemberg 2022 zum ersten Mal gesicherte Nachweise der Wildkatze erbringen. Der Stromberg-Heuchelberg ist ein wichtiger Trittstein, um der Wildkatze die weitere Ausbreitung in den Schwäbisch-Fränkischen Wald oder den Schwarzwald zu ermöglichen.

Unterstützung für weitere Maßnahmen gesucht

In den kommenden drei Jahren sollen weitere Maßnahmen in den beiden Projektregionen Stromberg-Heuchelberg und Odenwald gute Lebensbedingungen für die Wildkatze schaffen. Neben der naturnahen Gestaltung von Waldrändern gehören dazu auch, Versteckmöglichkeiten im Wald für Wildkatzen zu schaffen oder Gefahrenquellen wie zum Beispiel Knotengitterzäune abzubauen. An Waldrändern können Brachen oder Blühflächen auf Äckern angelegt oder Wiesen extensiv genutzt werden. Der BUND Baden-Württemberg sucht dazu noch nach weiteren Projektpartnern aus dem Bereich Forst oder Landwirtschaft.

BUND-Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“

Mit dem bundesweiten Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ sollen in ganz Deutschland Waldflächen und angrenzende landwirtschaftliche Flächen wildkatzengerecht gestaltet werden. Daher setzt der BUND zusammen mit Projektpartnern  in Baden-Württemberg und neun weiteren Bundesländern Maßnahmen im Wald so um, dass die Wildkatze geeignete Lebensräume findet. Dazu arbeitet der BUND mit Waldnutzenden sowie Entscheidungsträgern aus Forst, Landwirtschaft, Jagd, Grundbesitz, Verwaltung, Kommunen und Kirche zusammen.

Aber nicht nur Wildkatzen profitieren von strukturreichen, laubholzgeprägten Wäldern. Die Wildkatzenwälder von morgen sind besser vor Stürmen und Austrocknung geschützt, robuster gegenüber dem Klimawandel und wiederstandfähiger gegen das Artensterben.

Der Wildkatze in Baden-Württemberg auf der Spur