Nur ganz wenigen Gebäckstücken ist ein eigener Ehrentag gewidmet. Die Mutschel ist eines davon. Bereits im 13. Jahrhundert wurde der sogenannte Mutscheltag ins Leben gerufen. Er findet jeden ersten Donnerstag nach Dreikönig statt – dieses Jahr also am 11.1. Das witzig klingende Wort kommt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet so viel missratener Brotlaib oder Brot aus Teigresten. Ein Bäcker, welcher oft missratenes Brot buk, wurde früher daher oft Mutschelbek genannt. Traditionell ist das Gebäck ein achtzackiges Backwerk aus mürben Hefeteig. Doch mittlerweile gibt es zahlreiche Weiterentwicklungen des ursprünglichen Rezeptes wie die Pizzamutschel, die Lebkuchenmutschel oder die Laugenmutschel.

Beim Mutschelbackwettbewerb der Stadt Reutlingen werden die schönsten und kreativsten Mutscheln sogar mit einem Preis ausgezeichnet.

Reutlinger Mutscheltag

Video: Mutscheln selbst nachbacken

Herstellen lassen sich klassische Mutscheln aus wenigen, einfachen Zutaten. Für einen Teig reichen meist Hefe, Mehl, Ei, Butter, Milch, Butter und etwas Salz. In Reutlingen und Umgebungen sind sie schon Wochen vor dem Mutscheltag in Bäckereien zu kaufen. Früher zählte das sogenannte "Preisschießen" zu den Traditionen am Ehrentag. Der Schütze, der bei diesem Schießen am besten abschneidet, gewinnt eine Mutschel oder Lebkuchen.

Eine besondere Tradition ist auch das "Mutscheln". Das heißt, es werden am Ehrentag des Gebäcks Karten gespielt und der Gewinner erhält eine Mutschel. Einige dieser Spiele werden nur am Ehrentag des Gebäcks gespielt. Beispiele dafür sind "Der Wächter bläst vom Turme", "Langer Entenschiss" oder "Nacket´s Luisl". Noch heute findet in Reutlingen in zahlreichen Gaststätten das öffentliche Mutscheln statt.

Video: Besuch bei einem Reutlinger Bäcker am Mutscheltag

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