Es ist farblos, geruchs- und geschmacklos: Radon ist ein Edelgas, das im Erdboden durch den Zerfall von Uran entsteht. Zersetzt sich das Gas, setzt es radioaktive Strahlung frei. Abhängig von den geologischen Gegebenheiten entweichen regional unterschiedlich große Mengen aus dem Boden.

Video: RadonTec | Bundesamt für Strahlenschutz - Erklärfilm

An der Luft zerfällt das Radon in kurzer Zeit. Anders sieht es dagegen im Erdreich aus. Hausbesitzer in stark betroffenen Regionen, wie unter anderem dem Schwarzwald, der Sächsischen Schweiz, dem Erzgebirge oder dem Bayerischen Wald, können sich und ihre Familie schützen, indem sie ihr Gebäude gegen Radon abdichten.

Grenzwerte für Radonbelastung im Gebäude beachten

Die Gesundheitsbelastung aus dem Erdreich sollte man nicht unterschätzen. "Durch ungeschützte Fundamente oder Kellerwände kann Radongas ins Gebäude eindringen. Und hier kann es zum Problem werden, da seine Konzentration in schlecht belüfteten Räumen rasch steigt", erläutert Bautenschutzexperte Michael Bertels. Wird Radon eingeatmet, lagern sich seine Zerfallsprodukte in der Lunge ab und setzen radioaktive Strahlung frei. Dies erhöht messbar das Lungenkrebsrisiko.

Seit Dezember 2018 gilt in Deutschland ein neues Strahlenschutzgesetz, das Grenzwerte für die Belastung mit Radon in Gebäuden festlegt. So sollten in Wohn- und Arbeitsräumen im Mittelwert 300 Becquerel Radon pro Kubikmeter Luft nicht überschritten werden. Bei Neubauten sollte die Strahlenbelastung unter 100 Becquerel pro Kubikmeter im Jahresmittel liegen. Um die tatsächliche Radonbelastung festzustellen, sind mehrmonatige Messreihen erforderlich. Messungen können die Bewohner mit kleinen, handlichen Geräten leicht selbst durchführen.

Das Strahlenschutzgesetz informiert über Grenzwerte und erforderliche Maßnahmen

Das Edelgas Radon ist radioaktiv

Francesco Scatena/iStock/Getty Images Plus

Das geruch- und geschmacklose Edelgas Radon ist ein Zerfallsprodukt des Urans, alle seine Isotope sind radioaktiv.

Wie wird Radon gemessen?

Die Menge an Radon in der Luft lässt sich ausschließlich mittels eines Messgeräts bestimmen. Hierbei kommt ein Radon-Exposimeter zum Einsatz, das äußerst einfach funktioniert. Dieses Gerät besteht aus einer kleinen Kunststoffdose mit integriertem Filter und einem Detektor. Während der Messung benötigt das Radon-Messgerät keine Stromversorgung und verursacht keinerlei Geräusche. Qualitätsgesicherte Messlabore bieten Radon-Exposimeter an, die etwa 30-50 Euro kosten.

Auskunft erteilt das Bundesamt für Strahlenschutz

Für die Messung wird das Gerät für mindestens zwei bis maximal zwölf Monate an einem repräsentativen Ort im Raum platziert. Da die Radonkonzentration in der Regel von Stockwerk zu Stockwerk abnimmt, sind Radonmessungen besonders im Keller- und Erdgeschoss sinnvoll. Hierbei sollten häufig genutzte Räume wie Wohn- oder Schlafzimmer sowie Hobbyräume berücksichtigt werden. Während des Messzeitraums können die Räume wie gewohnt genutzt werden.

Nach Abschluss der Messung wird das Gerät an das Messlabor zurückgesandt. Dort wird das Exposimeter ausgewertet, und das Ergebnis wird dem Kunden übermittelt. Falls das Ergebnis den gesetzlichen Referenzwert für Radon überschreitet, wird empfohlen, Maßnahmen zum Schutz vor Radon zu ergreifen. In diesem Zusammenhang können Radonfachleute bei der Planung und Umsetzung behilflich sein.

Video: Baden-Württemberg: Vor Ort in Radongebieten

Radonvorsorgegebiete

Die Verteilung von Radon im Untergrund ist unterschiedlich. Es existieren Regionen, in denen aufgrund geologischer und bodenspezifischer Eigenschaften vermehrt Radon entsteht. Dieses kann in Gebäude eindringen und sich dort ansammeln. Solche Bereiche werden gemäß dem Strahlenschutzgesetz als Radonvorsorgegebiete ausgewiesen.

Die Länder haben dann die Aufgabe, solche Regionen zu ermitteln und festzulegen, in denen eine "beträchtliche Anzahl von Gebäuden" voraussichtlich den gesetzlich festgelegten Referenzwert für das radioaktive Gas Radon überschreiten wird. In diesem Zusammenhang hat das Umweltministerium Baden-Württemberg 29 Gemeinden als Radonvorsorgegebiete definiert. In diesen Gegenden ist eine besondere Vorsorge gegen Radon notwendig. Dennoch bleibt das Thema Radon auch außerhalb dieser Gebiete relevant.

Tabelle der Radonvorsorgegebiete in Baden-Württemberg

Gemeindekennziffer und Gemeinde Landkreis
8315014 Bollschweil Breisgau-Hochschwarzwald
8315056 Horben Breisgau-Hochschwarzwald
8315130 Münstertal Breisgau-Hochschwarzwald
8315084 Oberried Breisgau-Hochschwarzwald
8315102 Schluchsee Breisgau-Hochschwarzwald
8336004 Aitern Lörrach
8336010 Böllen Lörrach
8336025 Fröhnd Lörrach
8336106 Häg-Ehrsberg Lörrach
8336107 Kleines Wiesental Lörrach
8336079 Schönau im Schwarzwald Lörrach
8336080 Schönenberg Lörrach
8336087 Todtnau Lörrach
8336089 Tunau Lörrach
8336090 Utzenfeld Lörrach
8336094 Wembach Lörrach
8336096 Wieden Lörrach
8336103 Zell im Wiesental Lörrach
8317039 Gutach (Schwarzwaldbahn) Ortenau
8325036 Lauterbach Rottweil
8325051 Schiltach Rottweil
8326055 Schonach Schwarzwald-Baar
8337027 Dachsberg Waldshut
8337045 Häusern Waldshut
8337049 Herrischried Waldshut
8337059 Ibach Waldshut
8337090 Rickenbach Waldshut
8337097 Sankt Blasien Waldshut
8337108 Todtmoos Waldshut

Welche Auswirkungen haben Radonvorsorgegebiete?

In Radonvorsorgegebieten wird besonderes Augenmerk auf den Schutz vor Radon gelegt. Bei neuen Gebäuden muss dort von vornherein eine entsprechende Vorkehrung eingeplant werden. So sind etwa Arbeitgeber in Radonvorsorgegebieten verpflichtet, an Arbeitsplätzen im Erd- und Kellergeschoss Radonmessungen durchzuführen. Falls erforderlich, müssen Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten durchgeführt werden.

Erste Maßnahmen

Wird der Referenzwert überschritten, sollte man als schnelle Sofortmaßnahme regelmäßig intensiv lüften. Durch den Luftaustausch sinkt die Radonkonzentration im Haus. Um das Problem jedoch an der Wurzel zu fassen, sollten die Eintrittsstellen im Keller identifiziert und abgedichtet werden. Schützen können sich Hausbewohner durch eine fachgerechte Bauwerksabdichtung mit radondichten Produkten. Diese verhindert nicht nur das Eindringen von Radongas durch die Gebäudehülle, sondern schützt zudem noch gegen Feuchtigkeit.

Gebäude sollten mit speziellen Materialien vor Radon geschützt werden

djd/Saint Gobain Weber GmbH/Frank Krueger Boesing

Hilfe vom Fachmann: Eine Abdichtung der erdberührten Wände und Bodenplatten mit geprüft radondichten Produkten schützt vor dem Eindringen von Radongas und Feuchtigkeit.

Schutz bei Neubauten

Wer einen Neubau plant, muss nach dem Strahlenschutzgesetz dafür sorgen, dass der Zutritt von Radon in das Gebäude von vornherein verhindert oder erheblich erschwert wird. Das gilt insbesondere für Regionen mit hoher Radonbelastung. In Gebieten mit Radonvorsorge (siehe Tabelle) werden vermehrt Gebäude erwartet, die den gesetzlichen Grenzwert überschreiten. Daher sind in diesen Regionen für neue Bauwerke bautechnische Maßnahmen vorgeschrieben, um sicherzustellen, dass:

  • die Radonkonzentration unter dem Gebäude reduziert wird,
  • die Rissbildung in erdberührenden Wänden und Böden begrenzt wird,
  • Radon an Randfugen oder Abdichtungen abgesaugt wird,
  •  Baustoffe (z.B. Beton) mit ausreichender Dicke verwendet werden, um das Eindringen von Radon durch undichte Stellen der Gebäudehülle zu erschweren oder zu verhindern,
  • der Luftdruckunterschied zwischen dem Gebäudeinneren und der Bodenluft an der Außenseite von erdberührenden Wänden und Böden gezielt beeinflusst wird.

Bei Sanierungsmaßnahmen ist auf den Luftaustausch zu achten

Renovierungen wie energetische Sanierungen können in einigen Fällen den Luftaustausch verringern. Wenn beispielsweise Fenster und Türen zusätzlich abgedichtet werden, gelangt weniger Luft durch Fugen ins Gebäude. Eine Messung zeigt, ob die Radonkonzentration in den Innenräumen den gesetzlichen Grenzwert überschreitet. Falls dies der Fall ist, können die oben genannten Radonschutzmaßnahmen dazu beitragen, den Wert zu senken.

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