Wenn der Frühling in Deutschland Einzug hält, merkt man das zuallererst in Baden-Württemberg. Wir im Süden sind einfach näher dran an der Sonne. Bereits im Februar blühen in der Region um Freiburg die ersten Frühlingsboten, spätestens im März sind sie dann im ganzen Land zu sehen.
Ab in die Krokusstadt
Ein besonderer Blickfang in dieser Zeit sind die Zavelsteiner Krokuswiesen bei Bad Teinach-Zavelstein im Landkreis Calw. Hier bringt die warme Frühlingssonne Krokusse zum Blühen. Gelegen inmitten der Schwarzwaldidylle, breitet sich der blau-violette Blütenteppich über etwas mehr als 5 Hektar aus.
15 Millionen Krokusblüten, grob geschätzt, recken ihre Köpfchen dann gen Frühlingshimmel. Ein Naturschauspiel, das dem Ort deutschlandweiten Ruhm eingebracht hat. Seit Oktober 2022 trägt der Ortsteil Zavelstein sogar den Beinamen Krokusstadt. Auch eine Krokusstraße gibt es. Und ab Ende Februar, zu Beginn der Blütezeit, strömen Touristen scharenweise in das Schwarzwaldörtchen.
Seltenheitswert
Lange Zeit hielt man den Zavelsteiner Krokus für einen sogenannten crocus neapolitanus. Nach genetischen Untersuchungen kam man aber zu dem Schluss, dass es sich in Zavelstein um den crocus neglectus handelt – eine Art, die 2014 erstmals beschrieben wurde. Der crocus neglectus kommt – im Gegensatz zum Frühlingskrokus (crocus vernus) – nördlich der Alpen eher selten vor. Seine Blütenblätter sind violett, die Narbe gelb bis orange – Safran kann aber nicht aus ihm gewonnen werden. Beheimatet ist er eigentlich im nördlichen Italien, etwa in der Toskana, in Ligurien oder in der Emilia-Romagna.
Einreise ungeklärt
Wie der wilde Krokus über die Alpen nach Deutschland gelangte, ist nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich soll er Anfang des 17. Jahrhunderts importiert und zunächst in Burggärten angepflanzt worden sein. Vermutet wird, dass der württembergische Diplomat Benjamin Bouwinghausen von Wallmerode die Krokusknollen um 1620 von einer Auslandsreise mitbrachte und im Zavelsteiner Schlossgarten anpflanzen ließ.
Von dort aus nahm dann die Ausbreitung des Krokus in die Zavelsteiner Bauerngärten ihren Lauf: Krokussamen gelangten ins Tierfutter und schließlich auch unverdaut in den Dung. Dieser wurde unter anderem rund um Zavelstein ausgebracht und führte damit zur Blütenpracht, wie wir sie heute kennen. Auch in den umliegenden Gemeinden nimmt die Anzahl der Frühlingsboten in den Gärten und auf den Feldern inzwischen spürbar zu.
Einmal mittendurch
Zur Erkundung des Naturschutzgebiets gibt es mit dem Zavelsteiner Krokusweg einen 38 Kilometer langen Rundweg. Die leicht zu bewältigende Tour beginnt am S-Bahnhof Zavelstein, führt kurz durch den Ort und schließlich quer über die Krokuswiesen. Unterwegs finden Besucher sieben Erklärtafeln, worauf sie mehr über die violetten Frühlingsboten erfahren. Zum Schluss führt der Weg noch um die Burgruine Zavelstein, einem weiteren Highlight der Tour.
Wer etwas weiter laufen möchte, kann auch die große Runde machen: Auf 104 Kilometern führt der ebenfalls leichte Wanderweg über das gut 52 Hektar große Naturschutzgebiet. Start und Ziel ist die Sommenhardter Schule, von wo aus es mit tollem Ausblick auf die Burgruine und die mittelalterliche Altstadt und beeindruckenden Weitblicken bis zur Schwäbischen Alb durch die Krokuswiesen nach Lützenhardt und zurück zum Ausgangspunkt geht.