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Heidelberger Schloss wurde gesprengt

Zerstörung vor 330 Jahren – als die Residenz zur Ruine wurde

Der am 6. September 1693 von französischen Soldaten gesprengte Pulverturm liegt noch genau so da, wie vor 330 Jahren.

SSG / Petra Schaffrodt

Der am 6. September 1693 von französischen Soldaten gesprengte Pulverturm liegt noch genau so da, wie vor 330 Jahren.

Das Schloss wurde quasi „ruiniert“ – noch immer treten die Spuren der Sprengung deutlich vor Augen. Doch die Ruine entwickelte sich allmählich zum Sehnsuchtsort und zur Sensation für Reisende aus der ganzen Welt.

Riesiges Stück rutschte in den Burggraben

Der gesprengte Pulverturm zählt zu den Wahrzeichen von Schloss Heidelberg. Seine dicken Mauern sind markant, zudem steht er am höchsten Punkt des Schlossareals und ist daher schon von Weitem sichtbar. Doch bekannt ist er vor allem wegen seiner Trümmer: Ein Stück der äußeren Schale brach aus der Wand und rutschte in den Burggraben – dort liegt es noch immer und trotzt Sonne, Regen und Schnee. Die Entstehungsgeschichte hinter dem romantischen Kleinod ist tragisch und liegt im Pfälzischen Erbfolgekrieg, der von 1688 bis 1697 tobte. Mitten im Konflikt – am 6. September 1693 – sprengten die Soldaten des französischen Königs Ludwig XIV. das Heidelberger Schloss und setzten die Stadt in Brand. Das weltbekannte Monument, das über dem Neckar thront, ist eine steinerne Erinnerung an die Ereignisse.

Truppen des "Sonnenkönigs" marschierten in der Kurpfalz ein

Der französische König Ludwig XIV. beanspruchte die Kurpfalz im Namen seines Bruders Philipp. Denn der Herzog von Orléans war der Ehemann von Elisabeth Charlotte, besser bekannt als Liselotte von der Pfalz. Sie war eine Tochter des pfälzischen Kurfürsten Karl I. Ludwig. Das Erbe des Vaters trat ursprünglich ihr Bruder an. Doch Kurfürst Karl II. starb kinderlos – und der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. sah eine günstige Chance, die Macht Frankreichs weiter auszubauen. 1688 marschierten seine Truppen in die Kurpfalz ein, ein Jahr später nahm er Heidelberg, Mannheim, Speyer, Worms und viele andere Orte ein. 

Video: Die Zerstörung des Heidelberger Schlosses (engl.)

Heidelberg kam zunächst glimpflich davon

Erst vier Jahre später ereignete sich die Tragödie. Der mächtige Gesprengte Turm war damals als „Krautturm“ (Pulverturm) bekannt, da hier das „Kraut“, Schießpulver, lagerte. Am 6. September 1693 zündeten Soldaten 38 Minen, geladen mit 27.000 Pfund Pulver. Doch davon waren über zwei Drittel feucht geworden. Deren Sprengung entfaltete daher nur eine verhältnismäßig geringe Wirkung. Der Kommandant von Philippsburg berichtete über die Lage am „Gesprengten Turm“: „Die Hälfte des Turmes und die Traverse sind in den Graben gestürzt. Die Gewölbe sind zerstört“ – das Bild von damals bietet sich auch noch heute. Die Kurfürsten von der Pfalz verloren bald vollständig das Interesse an der stark beschädigten Anlage.

Dichter & Denker erweckten die Ruine zu neuem Leben

Mitte des 19. Jahrhunderts erwachte die Ruine jedoch zu neuem Leben. Dichter, Denker und Maler feierten Schloss Heidelberg als Monument der Vergänglichkeit in Bildern, Gedichten und Reiseberichten. Heute zählt es zu den bedeutendsten und weltweit bekanntesten Kulturdenkmälern in Deutschland.