Eine Begrünung von Dach, Fassade und Vorgarten – auch Vertical Gardening genannt – hat eine Vielzahl positiver Wirkungen. Das belegen seit vielen Jahren wissenschaftliche Untersuchungen. Anpassung an Klimaveränderungen, Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt, Baustein im Regenwassermanagement, Lärm- und Feinstaubschutz sind nur einige der Vorteile. Und das beste dabei: Oft sind solche Begrünungen ausgesprochen pflegeleicht.

Hitze-, Schall- und Staubschutz - das alles leistet eine Dachbegrünung

Ob auf dem Hausdach, Schuppen oder Garage und Carport - eine Dachbegrünung ist nicht nur optisch ein Gewinn. Zusätzlich zur klassischen Schutzfunktion eines Daches übernimmt ein Gründach noch vielfältige andere Aufgaben, die auch den Bewohnern zugutekommen:

  • Wärme- und Hitzeschutz und damit ein deutlich verbesserter Wohnkomfort im Sommer
  • Speicherung von Regenwasser und damit Entlastung der Kanalisation
  • Verbesserung des Klimas in der Umgebung und der Luftqualität
  • Lärmreduktion und Schallschutz

Dachbegrünung und Fassadenbegrünung können das Stadtklima verbessern

Es sieht erst einmal unspektakulär aus: Auf einem Gründach mit extensiver Begrünung wachsen vor allem Moose, Gräser und Kräuter. Doch die haben es in sich! Denn die Dachbegrünung kann pro Quadratmeter und Jahr bis zu 8,8 Gramm Feinstaub binden und 300 Gramm Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln. So können Dachbegrünungen einen wichtigen Beitrag zur Luftreinhaltung leisten. Auch grüne Fassaden machen sich bezahlt: Sie mindern an verkehrsreichen Straßen den Lärm und kühlen durch die Verdunstung von Wasser an heißen Sommertagen die Luft.

Video: Begrünte Dächer - Grün statt Dachziegel

Bei Flachdachsanierung an Dachbegrünung denken

Steht also für das Flachdach eine Sanierung an, sollten Eigentümer auch unbedingt über eine Dachbegrünung nachdenken. Denn gut gedämmt und richtig aufgebaut, lässt sich mit dem Gründach nicht nur das Klima in der Umgebung positiv beeinflussen, sondern auch der Hitzeschutz des eigenen Hauses erheblich verbessern und die Lebensdauer der Dachabdichtung verlängern. Außerdem spielt die Dachbegrünung nicht nur im Sommer während Hitzeperioden ihre Stärken aus, sondern kann auch in regenreichen Zeiten Wassermassen auf dem Grundstück eindämmen. Alternativ kommt das Gründach natürlich auch für Carport und Garage infrage.

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Erhalt der Artenvielfalt

Typische Kletterpflanzen für die Fassadenbegrünung sind Efeu und wilder Wein. Beide Pflanzen sind anpassungsfähig und trockenheitsverträglich. Der neueste Trend bei der Dachbegrünung ist die Entwicklung zum Biodiversitätsdach: Mit Wasserbecken, Steinen, Grobkies und einheimischen Pflanzen wird dabei auf dem Dach die natürliche Landschaft der Region nachgebildet. Mit insektenfreundlichen Pflanzen legt das den Grundstein für eine arten- und blütenreiche Pflanzengesellschaft und ein breites Nahrungsangebot für Vögel und Insekten.

Video: Dachbegrünung - Gartentipps von Volker Kugel

Mit Fassadenbegrünung gegen den Hitze-Insel-Effekt

Nicht weniger positiv ist die Wirkung einer Fassadenbegrünung. Auch hier haben Untersuchungen gezeigt, dass die Begrünung ein gutes Mittel gegen Hitze, Feinstaub und Stickoxide ist. Selbst mit Efeu begrünte Fassaden, die oft keinen guten Ruf haben und als Zeichen für Vernachlässigung gesehen werden, sind klassischen, verputzten Hausfassaden gegenüber im Vorteil: Untersuchungen des Instituts für Biologiedidaktik der Uni Köln und des Forschungsinstitut Jülichs zeigten, dass Efeu und andere Begrünungen im Sommer nachhaltig kühlend und im Winter wärmedämmend auf die Fassade wirken. Die Temperaturschwankungen sind deutlich geringer als bei unbegrünten Fassaden. Die Bewohner profitieren so von einem ausgeglichenen Wohnklima.

Video: Warum eine begrünte Fassade Wohnen angenehmer macht

Außerdem konnten die Forscher zeigen, dass Efeu gesundheitsschädliche Stickoxide absorbiert und Feinstaub filtriert, zudem hatte die Begrünung einen positiven Effekt auf die CO2-Absorption. Diese Ergebnisse sind besonders wichtig für Stadtbewohner: Mit fortschreitendem Klimawandel und wärmeren Temperaturen wird der sogenannte Hitze-Insel-Effekt, wie das Aufheizen von Städten im Vergleich zum ländlichen Umland genannt wird, zunehmen und zu einem erhöhten Gesundheitsrisiko für die Bewohner werden. Eine naturnahe und nachhaltige Lösung dafür ist die Fassadenbegrünung. Damit kann an extremen Hitzetagen eine Kühlung um bis zu 5 °C erreicht werden.

Die Vorteile einer Fassadenbegrünung im Überblick:

  • Geringe Temperaturdiffenzen an der Fassade, kein Aufheizen
  • Verdunstungskühlung und höhere Luftfeuchtigkeit im Sommer
  • Luftreinigung und Schadstoffbindung
  • Dämmung und Lärmschutz
  • Biodiversität
Altbau mit Efeu bewachsen

Emmeci74/ iStock / Getty Images Plus

Mit Efeu begrünte Fassaden filtern Feinstaub und sorgen für ein angenehmes Wohnklima.

Fassadenbegrünung günstig realisieren

Für eine Fassadenbegrünung müssen es nicht immer teure vertikale Gärten mit aufwendiger und teurer Bewässerung sein. Günstiger lässt sich die grüne Wand mit Kletterhilfen realisieren, die an der Wand verankert werden. An ihnen können dann direkt im Erdreich verwurzelte Pflanzen in die Höhe ranken. Da diese Pflanzen Wasser und Nährstoffe direkt aus dem Boden ziehen, ist der Pflegeaufwand minimal. Und denkbar sind zahlreiche Pflanzen von den Klassikern wie Efeu und wilder Wein über Blumenschmuck wie Blauregen, Kletterrosen und Clematis bis hin zu einem Nutzgarten aus Spalierobst und rankenden Erbsen.

Kosten für die Dachbegrünung

Die Kosten für eine extensive Dachbegrünung belaufen sich durchschnittlich auf 25 bis 35 Euro je Quadratmeter Gründach. Eine intensive Dachbegrünung kostet dagegen rund doppelt so viel. Reduzieren lassen sich die Kosten mit einer Förderung für die Dachbegrünung. Wer keine Förderung in Anspruch nimmt, kann seine Handwerkerrechnungen von der Steuer absetzen.

Im Vergleich mit einem bekiesten Flachdach sieht die Kostenrechnung so aus: Auf einem Flachdach kostet die Dachbegrünung 15 bis 25 Euro mehr pro Quadratmeter als ein Kiesbelag. Bei einer Dachfläche von 80 Quadratmetern entstehen also Mehrkosten von circa 2.000 Euro. Dafür wird aber auch die Dachabdichtung geschützt und die Lebensdauer auf bis zu 40 Jahre verlängert. Ein Flachdach mit Kiesbelag muss dagegen oft schon nach 15 bis 25 Jahren saniert werden. Langfristig gesehen lohnt sich also die Investition in ein Gründach auch aus Kostensicht.

Diese Fördermöglichkeiten stehen für die Dachbegrünung zur Verfügung

  • BAFA-Zuschuss für die Dachsanierung mit Gründach: Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) kann ein Zuschuss für die Dachsanierung/Dachdämmung beantragt werden. Der Zuschuss beträgt 15 Prozent der förderfähigen Kosten. Ein zusätzlicher Bonus in Höhe von 5 Prozent ist möglich, wenn die Dachsanierung als Maßnahme im individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) enthalten war = iSFP-Bonus.
  • Förderkredit mit Tilgungszuschuss von der KfW für eine Sanierung zum Effizienzhaus (Programm 261): In diesem KfW-Programm wird eine Sanierung zum KfW-Effizienzhaus gefördert. Maximal sind 150.000 Euro Kredit pro Wohneinheit möglich, dazu kommt ein Tilgungszuschuss je nach erreichtem Effizienzhaus-Standard. Zu den förderfähigen Kosten beim Effizienzhaus gehören im Rahmen von Dacharbeiten auch ein Dachaufbau mit Dachbegrünung.

Regionale Förderprogramme für die Dachbegrünung

Bei einer geplanten Dachbegrünung lohnt es sich auch, nach Förderprogrammen vor Ort Ausschau zu halten. Im Rahmen von Klimaschutzplänen oder Artenschutzvorhaben bieten immer mehr Kommunen auch eigene Förderprogramme an. Wie bei der Förderung auch gilt hier: Rechtzeitig informieren, damit der Antragszeitpunkt nicht verpasst wird.

Förderprogramme in Baden-Württemberg

Stadt Förderprogramm Geförderte Maßnahmen
Biberach an der Riß Thermische Solaranlage (Zuschuss) Maßnahmen wie Dachbegrünung, Fassadenbegrünung, Flächenentsiegelung in Verbindung mit Begrünungsmaßnahmen, Hecken-, Feldgehölz- und Streuobstwiesenpflanzungen
Freiburg Förderprogramm GebäudeGrün hoch³ (Zuschuss) Dach- und Fassadenbegrünungen. Es wird eine standardisierte, kostenlose Beratung für Interessierte angeboten.
Friedrichshafen Mehr Natur in Friedrichshafen (Zuschuss) Maßnahmen zur Förderung und zum Erhalt der biologischen Vielfalt im Stadtgebiet Friedrichshafen, z. B. Dachbegrünung und.Entsiegelung sowie Fassadenbegrünung.
Heidelberg Förderprogramm Nachhaltiges Wassermanagement / Dachflächenbegrünung (Zuschuss) Erstellung einer dauerhaften „geschlossenen“ Dachbegrünung mit einer auf der Dachfläche aufliegenden Substrat- und Vegetationsschicht. Die Verwendung einer standortangepassten, in ökologischer Hinsicht wertvollen Vegetationsgesellschaft (z.B. Arten der Trocken- und Magerrasengesellschaft, Mauerpfeffer-Fettblattarten / Sedum) ist Voraussetzung für die Förderung.
Karlsruhe Programm "Grüne Höfe, Dächer und Fassaden für Karlsruhe" Unterstützung der Dachbegrünung in einigen Stadtteilen. Der Zuschuss beträgt maximal 4.000 Euro, auch Eigenleistungen werden gefördert. Der Antrag muss vor der Maßnahme gestellt werden.
Mannheim Klimaschutzagentur Mannheim - Begrünung von Dach-, Fassaden- und Entsiegelungsflächen (Zuschuss) Dachbegrünungen, Fassadenbegrünung, Begrünung von entsiegelten Flächen.
Ludwigsburg Natur- und Umweltschutzprogramm (Zuschuss) Dach- und Fassadenbegrünungen.
Stuttgart Förderprogramm Stuttgarter Grünprogramm (Zuschuss) Dach- und Fassadenbegrünungen bei Neubauten und Instandsetzungen erneuerungsbedürftiger Begrünungen, vorausgesetzt, es wurde keine verpflichtende Vorgabe im Bebauungsplan oder in der Baugenehmigung ausgesprochen. Gefördert werden 50 Prozent der Kosten, max. 10.000 Euro auch für Eigenleistungen ist eine Förderung möglich. Die Dachbegrünung muss mindestens 10 Jahre erhalten und gepflegt werden.
Tübingen Förderung der Artenvielfalt (Zuschuss) Maßnahmen zur Förderung und Erhaltung der Biodiversität - u. a. Dach- und Fassadenbegrünung

Quelle: www.co2online.de/foerdermittel/liste/dachbegruenung/

Gut zu wissen:

Regelungen fürs Eigenheim
Wichtig: Für Eigenheimbesitzer kann es bei der Fassadenbegrünung bestimmte Vorgaben vom Bauamt geben. So dürfen die Pflanzen nicht zu sehr in den öffentlichen Raum ragen. „Vielleicht macht der Bebauungsplan Vorgaben zur Fassadengestaltung. Ist das Gebäude denkmalgeschützt, kann die Denkmalschutzbehörde äußerliche Veränderungen untersagen und womöglich Fördergelder zurückverlangen“, informiert Juristin Michaela Rassat. „Hier heißt es also: erst nachfragen.“ War ein Baudenkmal auch früher schon von außen begrünt, hat die Behörde in der Regel keine Einwände.

Bei der Dachbegrünung ist zwischen der extensiven Dachbegrünung, also klassischen Gründächern mit einer dünnen Substratschicht und robusten Pflanzen wie Flechten, Wildkräutern oder Moosen, und der intensiven Dachbegrünung, bei der auf dem Dach ein richtiger Garten mit größeren Pflanzen entsteht. Hierfür ist eine dickere Substratschicht erforderlich. Aufgrund des Gewichts von Substrat und Pflanzen und der erhöhten Wasserspeicherkapazität ist es bei Dachgärten notwendig, die Tragfähigkeit des Daches vorab zu prüfen und die geltenden Richtlinien zu beachten. „Zudem müssen Eigentümer je nach Landesrecht insbesondere für die intensive Variante unter Umständen eine Baugenehmigung einholen“, ergänzt die Rechtsexpertin.

Hauseingang mit blühendem Vorgarten

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Auch ein abwechslungsreich bepflanzter Vorgarten sorgt für Biodiversität.

Bepflanzter Vorgarten als klimatischer Ausgleich zu Straßen und Häusern

Schottergarten adé: Ein farbenfroher und begrünter Vorgarten ist allemal die bessere Visitenkarte. Auch wenn der Platz begrenzt ist, finden sich passende Pflanzen für eine pflegeleichte Begrünung. Wer sich einmal für strukturgebende Gehölze und an den Standort angepasste Pflanzen entschieden hat, kann sich in den folgenden Jahren entspannt zurücklehnen: Denn ein begrünter Vorgarten wird mit den Jahren immer schöner und macht immer weniger Arbeit – anders als bei einem Garten mit Kies oder Schotter, wo sich zunehmend Unrat sammelt, Unkräuter, Laub und Moose festsetzen.

Tipps zur Umgestaltung von Schottergärten plus Förderung

Auch im Vorgarten reinigen Pflanzen die Luft, kühlen an heißen Sommertagen und schlucken Schall, so werden Wohnquartiere lebenswerter und ruhiger. Damit sind Vorgärten ein wichtiger Ausgleich zu Straßen und Gebäuden.

Ein schöner Vorgaten: Visitenkarte des Hauses

Und innen?

Mit Pflanzen verbessert man das Raumklima und das Ambiente.

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