„In der Küche wird ein erheblicher Teil der privaten Zeit verbracht. Bei der Planung berät der Küchenfachhandel daher intensiv im Hinblick auf optimale, komfortable Bedingungen, mit denen Überlastungen etwa des Rückens vorgebeugt werden kann“, sagt Volker Irle, Geschäftsführer der AMK – Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V.
„Die deutsche Küchenindustrie hat vielfältige innovative Lösungen im Angebot, mit denen die Küche individuell auf die jeweiligen ergonomischen Anforderungen zugeschnitten werden kann.“
Video: Küche planen - Tipps zur Ergonomie
Perfekte ergonomische Arbeitshaltung
Wichtig ist vor allem eine aufrechte und damit rückenfreundliche Position für den Nutzer. Denn eine nach vorne gebeugte Haltung kann zu Verspannungen und Ermüdungserscheinungen führen. Die ideale Arbeitshöhe für Vorbereitungs- und Spültätigkeiten liegt 10 bis 15 Zentimeter unterhalb der Ellenbogenhöhe. Zur exakten Messung hat die AMK für den Fachhandel den AMK ergonoMeter© entwickelt, der im Stand an den angewinkelten Ellenbogen angelegt wird.
Um jeweils die optimale Arbeitshaltung zu gewährleisten, werden die Küchenunterschränke und die Sockel in verschiedenen Höhen angeboten. Empfehlenswert kann auch eine elektrisch höhenverstellbare Küchenzeile oder Kochinsel sein, die sich per Tasten in die ideale Arbeitsposition bringen lässt – etwa in Haushalten, in denen die Familienmitglieder starke Größenunterschiede aufweisen. Ergonomie in der Küche ist entscheidend.
Video: Mehr Stauraum in der Küche – Tipps vom Profi
In der Küche alles griffbereit
Für ein ergonomisches Umfeld spielt zudem die Positionierung der Hausgeräte eine wichtige Rolle. Außer dem Kühlschrank werden auch Backofen, Mikrowelle und Dampfgarer mittlerweile in der Regel meist höher eingebaut, so dass sie sich im Stehen bedienen lassen und das lästige Bücken entfällt. Auch bei Geschirrspülern kann es sinnvoll sein, die Geräte in leicht erhöhter und bequemer Zugriffshöhe einzubauen.
Bei der Küchenplanung ist zudem auf eine bestmögliche Anordnung der unterschiedlichen Arbeitszonen zu achten, um gerade in einer geräumigen Küche die Laufwege kurz zu halten und den Arbeitsfluss zu erleichtern. Beispielsweise sollten die Bereiche „Spülen“, „Vorbereiten“ und „Kochen“ möglichst eng beieinander liegen. Beliebt sind Koch- und Vorbereitungsinseln. Die freistehenden Elemente lockern optisch auf, schaffen Arbeitsfläche, können ein zusätzlicher Essplatz sein und als Raumteiler fungieren.
Stauraum in der Küche – ein Muss!
Von entscheidender Bedeutung für eine rückenschonende Küchenarbeit ist darüber hinaus eine intelligente Stauraumplanung. Die Küchenutensilien, das Geschirr und die Vorräte sollten übersichtlich untergebracht und bequem zu erreichen sein. Dazu tragen etwa Unterschränke mit Vollauszügen bei, die den Zugriff deutlich vereinfachen. Im Vergleich zu einem mit Türen versehenen Unterschrank sind insbesondere die im hinteren Schrankteil verstauten Töpfe, Teller oder Vorratsdosen wesentlich leichter zugänglich. Auf die Knie zu gehen, um nach bestimmten Kochgerätschaften zu suchen, ist nicht mehr nötig.
Einen guten Überblick über den Schrankinhalt bieten auch Hochschränke. „Intelligente Auszüge sorgen dabei für einen schnellen Zugriff auf die Vorräte“, sagt Irle und verweist auf die Variantenvielfalt. So bieten die Küchenhersteller etwa Hochschränke an, bei denen sich mit Öffnen der Tür die Körbe oder Schubladen automatisch nach vorne vor den Schrank bewegen. Bei anderen Modellen können die Schubladen einzeln herausgezogen werden. Wegen des umfangreichen Stauraums sind Hochschränke gerade auch für kleine Küchen zu empfehlen. Als wahre Stauraumwunder gelten zudem Eckschränke, bei denen ein Tablarauszug den Inhalt komplett heraus fährt.
Video: Küchenplanung mit Eckschrank
Bei Oberschränken bieten sich nach oben klapp- oder faltbare Türen an. Auf diese Weise ist der Schrankinhalt leicht erreichbar und es stehen – etwa beim Einräumen des Geschirrs – keine Türen im Weg. Auf Wunsch kann auch eine elektrische Öffnungsunterstützung geordert werden. Im Trend liegen bei Hochschränken auch elegante, komfortable Schiebetüren, die einen schnellen Zugriff erlauben. Moderne Traumküchen bieten mittlerweile viel Komfort.
Schubkästen sowie praktische Apotheker- und Eckauszüge holen Lebensmittel, Kochgeschirr & Co. aus den Tiefen des Schranks nach vorn und nutzen Platzreserven optimal aus. Eine maßgeschneiderte und flexible Innenorganisation für Besteck und Vorräte macht alles übersichtlicher. Farben wie Grau und Schwarz und Eichenholz dominieren bei der Ausstattung, die meist Bezug auf das äußere Erscheinungsbild nimmt. Obligatorisch sind Beschläge mit Dämpfungssystemen, sie garantieren ein sanftes, kontrolliertes und geräuscharmes Schließen. So individuell wie das Innenleben wird von vornherein auch die Höhe der Arbeitsfläche geplant, nämlich genau passend zur Körpergröße des Nutzers. Auch kleine Küchen können mit der richtigen Einrichtung "groß rauskommen".
Bildergalerie: Beispiele für intelligenten Stauraum in der Küche
Für einen reibungslosen Arbeitsfluss sorgt zudem ein praktisches Abfalltrennsytem. Meist im Spülenunterschrank untergebracht lässt sich die Mülltrennung mit mobilen Behältern und einem Frontauszug bestens organisieren. Bei vollen Händen kann die Front mit einem leichten Drucks des Knies oder per Sensor mittels einer Fußbewegung bequem geöffnet werden. Müllreduktion in der Küche: So geht's.
Für viel Bewegungsfreiheit am Kochfeld sorgen Schräg- oder Deckenhauben sowie Kochfeldabzüge. So individuell wie jeder Raum, ist auch jeder (Hobby-)Koch. Der Küchenplaner gestaltet jede Küche nach den Raummaßen und den individuellen Wünschen.
Technik in der Küche für mehr Genuss
Dass ein hocheingebauter Backofen ein echter Komfortgewinn ist, hat sich herumgesprochen. Inzwischen findet die Idee, auch Weinkühlschränke, Kaffeeautomaten, Dampfgarer und Geschirrspüler in rückenfreundlicher Bedienhöhe zu platzieren, immer mehr Anhänger. Vor allem bei Letzterem ergibt das Sinn, denn es erleichtert das Ausräumen des sauberen Geschirrs. Aktuelle Küchentrends für Foodies und Feinschmecker erhöhen den Spaßfaktor beim Kochen und Backen.
Viele Einbaugeräte wie Kühlschrank und Geschirrspüler sind vollintegriert oder verschwinden hinter großen Schranktüren, wohingegen Backofen & Co. meistens sichtbar bleiben. Passend zum beschriebenen Möbeltrend sind ihre Fronten fast durchgängig schwarz, die Metallanteile aus Edelstahl werden reduziert oder dunkel getönt. Das verhindert Stil-Kollisionen mit anderen aufkommenden Metallfarben wie Messing oder Kupfer.
Video: Smart Home Küche - Trend der Zukunft
Smarte Küchen
Es steckt in den Geräten viel Hightech und künstliche Intelligenz, die im Dienst von Komfort und Kulinarik steht. Es soll alles unkompliziert und intuitiv zugehen, beispielsweise per Sprach- und Gestensteuerung. Dann reagieren Kühlschrank und Backofen auf Zuruf, einen Wink oder einen Fingertipp. Geräte sind miteinander und übergreifend mit der Haustechnik vernetzt, Stichwort Connectivity und Smart Home oder eben Smart Kitchen.
Assistenzsysteme unterstützen bei Dosierung und Wartung, so beim Geschirrspüler oder Kaffeeautomaten. In offenen Grundrissen wird großer Wert darauf gelegt, dass sämtliche Geräte extra leise arbeiten. In ihrer Bedeutung halten sich Funktionalität und Energieeffizienz die Waage.
Geräte können mehr
Konkret nachgefragt sind bei Kühlgeräten größere Frischhaltezonen und clevere Stauraumlösungen, außerdem eine bequeme No-Frost-Ausstattung und ein geringer Energieverbrauch. Weintemperierschränke sollen kompakt und übersichtlich sein und getrennte Lager- und Temperaturzonen bieten.
Induktion, am besten vollflächig und flexibel, macht Kochfelder schneller. Dunstabzüge sitzen über dem Kochfeld oder sind als Muldenlüfter in die Glaskeramikfläche integriert und reagieren idealerweise per Sensor selbstständig auf das Kochgeschehen: Ein Herdwächter passt beim Kochen auf.
Werbehinweis
Backöfen, Dampfgarer und Mikrowellen sowie die populären platzsparenden Kombigeräte setzen auf vielseitige Beheizungsarten, Speed- und Automatikprogramme mit Geling-Garantie. En vogue ist Garen bei Dampf und Niedrigtemperatur mit der Sous Vide-Methode. Beim Geschirrspüler sind Geschwindigkeit, Energieeffizienz und ein hoher Hygienestandard die relevantesten Kriterien.
Wie sieht die angesagte Küche denn nun aus?
Auf jeden Fall zurückhaltend und geradlinig. Sie ist häufig grifflos und wird teils mechanisch, teils mit elektrischer Unterstützung geöffnet. Griffe sind allenfalls dezent und bestehen aus Metall. Oder Griffmulden und -leisten sitzen direkt in der Front, das gibt der Küche ein ruhiges Erscheinungsbild.
Die aktuellen Stilrichtungen reichen vom Industrial Look über eine neutrale und pure Geradlinigkeit bis hin zum modernen und schlichten Landhaus-Look. Der traditionelle Landhausstil ist rückläufig. Zimmerpflanzen und Kräuterhalten Einzug in die Küche, Stichwort Urban Farming. Neben dem klareren Skandi-Look gibt es auch Ausflüge in die rustikalere alpine Welt, Stichwort Holz und Natur.
Das Schöne: nichts ist dogmatisch, statt „entweder-oder“ gilt „sowohl-als auch“, Stilmix ist der Schlüssel zu einer individuellen Gestaltung. Holz sieht in der modernen Küche ebenso gut aus wie jedes andere Material.
Stil- und Materialmix in der Küche
Die klassisch-weiße Küche ist nicht wegzudenken, aber der Trend zur dunklen Optik bleibt: Die Möbelfronten präsentieren sich weiterhin in Schwarz und in Grautönen wie Anthrazit, Taupe oder Graphit. Dazu kommen warmes Beige und Sand sowie ausdrucksstarke Holz- und Betondekore. Wenn es dann doch einmal bunter zugeht, sind die Farben eher gedeckt oder mindestens pastellig. Bei den Materialien liegt der Fokus auf matten Oberflächen in Lack, Lacklaminat, Schichtstoff und Melamin, mit insgesamt steigendem Bedarf an Anti-Fingerprint-Ausstattungen. Dazu kommt hochwertiges Echtholzfurnier, ganz vorn Eiche.
Reproduktionen von Holz sowie Beton punkten mit authentischer Farbigkeit und Textur. Der Anteil an Folienfronten sinkt. Beobachten sollte man die Entwicklung von Holzwerkstoffen und recycelten Materialien. Selten wird alles aus einem Guss gestaltet, Kombinationen verleihen der Küche eine persönliche Note.
Video: Arbeitsplatte kaufen - Tipps vom Küchenspezialisten
Farbe in der Küche
Analog zu den Möbeln zeigt die Farbpalette der Arbeitsplatten viele Grau- und Brauntöne sowie Schwarz. Gern gesehen sind Naturstein und Holz mit markanter Maserung und Struktur – ob echt, als Dekor oder originalgetreu nachgebildet aus Keramik. Schichtstoff, Holzwerkstoffe und Quarzkomposit ergänzen die Material-Range. Ob Holz, Metall oder Stein in der Küche – entscheidend ist vor allem der eigene Geschmack.
Besonders bei dunklen matten Oberflächen wird eine Anti-Fingerprint-Ausstattung immer wichtiger. Gefragt sind in erster Linie dünne Arbeitsplatten ab 12 Millimetern, aber auch Stärken um 40 Millimeter haben ihre Fans.
Die Küchennische von morgen hat viele Gesichter
Immer öfter fertigt man sie aus dem Material der Arbeitsplatte, dadurch entsteht eine durchgehende Optik. Parallel sind Paneele mit abstrakten Dekoren und unauffälligen Mustern im Kommen. Die Materialvielfalt ist groß und reicht über Melaminharz, Schichtstoff, Furnier und Aluminiumverbundstoffe bis hin zu Glas. Eine Alternative für die Wandverkleidung sind offene Stauraumlösungen oder Paneele mit Regalen und Ablagen, beispielsweise für Kochutensilien und Gewürze. Licht spielt in der Nische die größte Rolle, einerseits zur Beleuchtung der Arbeitsfläche, andererseits, um ein stimmungsvolles Ambiente im Raum zu erzeugen.
Farbe fürs Spülbecken
Die Spüle bekennt inzwischen ebenfalls Farbe. Neben dem bewährten Edelstahl werden Keramik und Verbundwerkstoffe deutlich attraktiver. Flächenbündig in die – na klar – dunkle Arbeitsplatte eingebaut, präsentiert sich der meistfrequentierte Arbeitsplatz oft komplett in Schwarz oder Grau, und zwar vom Exzenter bis zur Armatur. Zubehör in Form von Sieben, Ablagen und Schalen wertet die Spüle als funktionale Workstation auf, zu der im Übrigen auch das Abfallsystem für den Unterschrank zählt.
Der Schwerpunkt liegt auf Einzelbecken mit Radien um 10 Millimeter – dieses Design ist puristisch und pflegeleicht zugleich. Die Armatur selbst erfüllt Profiansprüche aller Art: Ausziehbare Schlauchbrause, Trinkwasserfilter als Kombi mit Kühl-, Sprudel- und Kochendwassertechnik, Messbecherfunktion und Sensorbedienung lassen keine Wünsche offen. Ihre Form ist geradlinig und schlicht, die Farbgebung abgestimmt auf die Spüle.
Küche als Herz des Hauses
Der facettenreiche Ausblick der Möbel- und Gerätespezialisten macht klar, wie komplex Küche ist und wie viele Gestaltungsmöglichkeiten es gibt. Neben der „Hardware“ gibt es die emotionale Komponente – nicht umsonst ist das „Herz des Hauses“ eine gängige Metapher.
Jeden Tag ergibt sich aufs Neue die Chance, die Küche den Menschen wie einen Maßanzug auf den Leib zu schneidern. Wenn er gut passt, bemerkt man ihn gar nicht. So soll auch die Küche zum selbstverständlichen Wohlfühlraum werden, in dem Kochen, Essen und Zusammenleben eine Einheit bilden.