Gell’, irgendwann kommt sie, die Situation, in der man gern einen Wein trinken, aber den Alkohol weglassen würde? Jede schwangere Frau kann ein Lied davon singen, und jeder, der abends ausgeht und mit dem Auto nach Hause muss. Manchmal ist der Alkoholverzicht auch gesundheitsbedingt.
Gut zu wissen
Nach deutschem Lebensmittelrecht dürfen Getränke als alkoholfrei bezeichnet werden, die maximal 0,5 % Alkohol enthalten.
Beim Bier hat sich „alkoholfrei“ schon vor Jahren etabliert. Es gilt sogar als isotonisch und wird deshalb gerne nach dem Sport getrunken. Die gute Nachricht: Weltweit ist auch der Trend zu alkoholfreien Weinen zu sehen.
Ich gestehe: Lange Zeit war ich mit den alkoholfreien Schaumweinen und Weinen eher auf Kriegsfuß. Aber nur, weil sie geschmacklich für mich „ausgezogen“ wirkten. Mittlerweile kann ich eine ganze Reihe dieser guten Alternativen aufzählen. Hohe Qualität lässt sich natürlich nur mit hochwertigem Lesegut erreichen, also mit gesunden, vollreifen Trauben und moderner Technik. Gerade in dem Bereich hat sich in den vergangenen Jahren viel getan.
Anstrengen für den Genuss …
Der große Vorteil eines alkoholfreien Weines ist, dass er im Gegensatz zu Fruchtsäften trocken ausgebaut wird. Beim Traubensaft haben Sie circa 180 Gramm Restzucker pro Liter, beim alkoholfreien Wein meist zwischen 8 und 30 Gramm. Man könnte die Weine noch trockener ausbauen, allerdings ist Alkohol ein Geschmacksträger, wie Fett beim Essen. Damit die Weine nicht karg erscheinen, hilft etwas Restsüße ganz enorm. Wie bei einem herkömmlichen Wein bringen sie Vielschichtigkeit mit, ein tolles Aromenspektrum, eine wunderbare Säure sowie gesundheitsfördernde Polyphenole in Form von Tanninen.
Ursprünglich wurde die sogenannte „Spinning Cone Column“, die Schleuderkegelkolonne, eingesetzt. Diese Technologie kann den Wein in Alkohol, Aroma und Wasser aufteilen. Danach hat der Kellermeister die Möglichkeit, den Wein mit weniger Alkohol oder ganz ohne Alkohol wieder zusammenzuführen. Beispielsweise in Australien und Kalifornien wird seit vielen Jahren diese Technik eingesetzt, um den Alkoholgehalt im Wein zu reduzieren.
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Allerdings bedeutet es für den Wein auch eine anstrengende Prozedur. Deutsche Winzer setzen daher immer mehr auf Vakuumdestillation. Moderne Anlagen können den Alkohol schon bei 27 bis 30 Grad Celsius entziehen. Für den Winzer bedeutet das allerdings, dass er einen Flüssigkeitsverlust von bis zu 20 Prozent in Kauf nehmen muss. So wird schnell klar, dass der promillefreie Wein mit mehr technischem Aufwand und Mengenverlust preislich gar höher ausfallen muss.
Schwärmen von „Nullstoff“-Pricklern
In zahlreichen Verkostungen behaupten sich die alkoholfreien Weine ganz exzellent. Die Hochschule Heilbronn führte vor Kurzem eine Verkostung diverser Sektsorten durch. Dabei waren sie sich einig: Je feiner die Perlage und je länger das Aufsteigen der Perlen zu sehen war, desto höher war die Qualität. Insgesamt waren sich die Prüfer einig, dass die Produkte ohne „Stoff“ den herkömmlichen nicht nachstanden.
Dazu muss man wissen, dass die Kellerei Schloss Wachenheim schon 30 Jahre alkoholfreie Sekte produziert. Die gute Qualität schlägt sich auch in Zahlen nieder: Im Jahr 2020 konnten die alkoholfreien Prickler schon einen Marktanteil von 5 Prozent verzeichnen. Warten wir gespannt ab, wie es weitergeht.
Voller Null-Prozent-Genuss aus dem Ländle
Secc0hne weiß Staatsweingut Weinsberg, Württemberg
Er funkelt in kräftiger Strohfarbe und zeigt eine sehr feine Perlage. Im Duft aromatisch, erinnert er an Holunderblüten, Cassis und Stachelbeeren; Gewürze schwingen auch mit – eben wie ein Muskateller. Am Gaumen macht er Appetit mit seiner lebendigen, leichten und beschwingten Art.
Zero – alkoholfreier Weißwein Genossenschaftskellerei Heilbronn, Württemberg
Die Cuvée aus Riesling und Kerner leuchtet in hellem Gelb und präsentiert sich schon im Duft vielschichtig; denken Sie an Äpfel und Birnen, frische Kräuter wie Kerbel, aber auch an florale Aromen. Im Mund spüren Sie seine feine frische und belebende Säure, die dem Wein Finesse verleiht.
Null.Stoff Secco weiss Weingut Bieselin, Baden
Der Prickler zeigt ein leuchtendes Gold mit feinem Moussieren, schon im Duft wirkt er strahlend und erinnert an Mirabellen, Aprikosen und Gewürze – sehr vielschichtig. Beim Trinken bleibt er vollmundig bei toller Balance zwischen Frucht und würzigen Aromen. Im Nachhall erinnert er an reife Pfirsiche.
AlkoholFrei Null Alkohol – voller Genuss 2020er Spätburgunder Weingut Löffler, Baden
Im Glas leuchtet er in dunklem Kirschrot und imponiert mit einer warmen, fast südländischen Art. Geschmacklich erinnert er an dunkle Kirschen und Menthol. Am Gaumen wirkt er frisch, hat eine wunderbar beerige Art, eine angenehme Tanninstruktur und eine feine frische Gerbsäure.
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