NUSSBAUM Trainerschule: Wenn Trainer die Schulbank drücken

Sie fiebern an der Seitenlinie des Spielfeldes, angespannt bis unter die Haarspitzen, rufen, gestikulieren, treiben ihre Mannschaften zu maximaler Leistung an. An jedem Wochenende. Oft seit Jahren. Die Rede ist jedoch nicht von den hoch dotierten professionellen Coaches im feinen Zwirn. Gemeint sind die Trainerinnen und Trainer der Amateur-Vereine. Also die Frauen und Männer, denen Eltern ihre Kinder anvertrauen, damit sie sportlich gefördert werden. Mit einem Trainerschein haben sie sich sportlich qualifiziert. Einen pädagogischen Hintergrund indes haben wenige.

Dabei ist es eine gereifte Erkenntnis im Sport: Junge Menschen benötigen einen gut ausgebildeten Trainer, Coach oder Mentor an ihrer Seite. Arsène Wenger, der ehemalige Trainer des FC Arsenal, geht sogar noch weiter: „Für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren ist es besser, keinen Trainer zu haben als einen schlechten. Daher müssen wir die Trainer besser ausbilden.“

Kostenloses Angebot

Hier setzt die Ende 2022 gegründete „NUSSBAUM Trainerschule – Pädagogik im Sport“ an, ein Gemeinschaftsprojekt von Nussbaum und Anpfiff ins Leben.  Unterrichtet wird nach den Leitlinien der von dem Verein erprobten Jugendsport-Förderung. Das kostenlose Lehrprogramm für Vereine in Baden-Württemberg fußt auf der Erkenntnis, dass in Mannschaftssportarten Ausgrenzung, übertriebene Härte und Fremdenfeindlichkeit zwar nicht grundsätzlich, aber doch zu häufig gegenwärtig sind.

Jedes Jahr Vielfalt

In der ersten Runde haben sich knapp 30 Trainerinnen und Trainer in der NUSSBAUM Trainerschule pädagogisch in Theorie und Praxis ausbilden und auf kritische Situationen vorbereiten lassen. Die Resonanz der Vereine auf das kostenfreie Angebot war groß. Das Einzugsgebiet reicht vom Stuttgarter Raum bis nach Mannheim. Überraschend facettenreich sind auch die Sportarten. Neben den "Klassikern" Fußball und Handball sind dabei auch Tennis, Volleyball, Turnen und Unterwasser-Rugby vertreten.

Entgegen dem Trend

Bereits in den ersten Workshops an den Nussbaum-Standorten St. Leon-Rot und Filderstadt zeigte sich, wie identisch die Herausforderungen Sportart-übergreifend sind. 70 Prozent der Kinder hören bis zu ihrem 13. Lebensjahr mit dem Sport auf, weil sie den Spaß daran verloren haben. Der Deutsche Olympische Sportbund sieht seit 2020, wohl auch ausgelöst durch die Corona-Pandemie, einen Rückgang der jugendlichen Vereinsmitglieder um 3,5 Prozent. Und das, obwohl die Sportanlagen wieder geöffnet sind. Diesem Negativ-Trend will die NUSSBAUM Trainerschule entgegenwirken. Sie ist davon überzeugt, ein ganzheitlich ausgebildeter Trainer kommt der Jugendarbeit und Vereinskultur zugute und schafft einen Mehrwert für Kind und Verein.

„Viel mehr als 1:0“

Heinz Janalik, Ehrenpräsident des Badischen Sportbunds und Speaker für Anpfiff ins Leben, sieht aktuell große Herausforderungen für die Vereine. Ein ausschlaggebender Punkt ist das Verständnis von Sport: „Sport ist viel mehr als 1:0. Alle, die zu Bundesligaspielen strömen, haben ein ganz falsches Bild von Sport. Sport ist ein Medium, sich persönlich zu entwickeln, er muss mit Werten belegt werden.“ Ziel der NUSSBAUM Trainerschule ist es daher, direkt auf die Arbeit mit den Jugendlichen und auf die Entwicklung der Vereinskultur einzuwirken. Nach der Weiterbildung sollen die Coaches in ihren Vereinen als Mentoren für eine nachhaltige Entwicklung sorgen und die Jugendarbeit stärken. Das ist auch der Grund, warum die NUSSBAUM Trainerschule mindestens bis 2027 geöffnet sein wird. 2024 startet Runde 2 mit Workshops an den NUSSBAUM Standorten Filderstadt und Ettlingen.