Plötzlich auftretende Pflegebedürftigkeit, beispielsweise infolge einer akuten Krankheit, stellt eine große Herausforderung für die gesamte Familie dar: Die meisten Betroffenen und ihre Angehörigen wünschen sich eine Betreuung in den eigenen vier Wänden – jedoch lässt sich dieses Pflegekonzept häufig nicht ohne Unterstützung meistern. Pflege-Experte Markus Küffel erklärt, wie Familien das richtige Pflegemodell finden.

Video: Versorgungsmodelle

Pflege: Betreuung für alle Lebenslagen

Um zu entscheiden, welche Pflegeform sich am besten eignet, sollten Familien sich intensiv mit den verschiedenen Möglichkeiten auseinandersetzen. Bei einer externen Lösung wählen Betroffene zwischen einer stationären Versorgung, bei der sie in einem Altersheim leben, oder einer Unterbringung in einer Wohngruppe, in der sie gemeinsam mit anderen leben und zusätzlich von Fachpersonal versorgt werden.

Mithilfe eines ambulanten Dienstes oder der sogenannten 24-Stunden-Betreuung dagegen können Pflegebedürftige weiterhin in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Beim 24-Stunden-Modell lebt die Betreuungskraft mit den Pflegebedürftigen für zwei bis drei Monate unter einem Dach, bevor sie wieder nach Hause reist und eine andere Pflegekraft ihren Platz einnimmt.

Pflegeheime: Deutlich besser als ihr Ruf

Eine Pflegekraft serviert einer Seniorin zuhause das Essen

SilviaJansen/E+/GettyImages

Beim 24-Stunden-Modell wird der Pflegebedürftige rund um die Uhr zuhause betreut.

Kein starrer Prozess in Sachen Pflege

Insbesondere in Deutschland ist dies in Kombination mit einer Unterstützung durch Verwandte ein häufig genutztes Konzept. „Hier bietet sich Betroffenen ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit und die Möglichkeit, ein weiterhin größtenteils selbstbestimmtes Leben im gewohnten Umfeld zu führen“, erklärt Markus Küffel. Auch bei diesem Modell gilt das deutsche Arbeitszeitgesetz und Betreuungskräfte dürfen maximal 48 Stunden die Woche arbeiten.

Um eine dauerhafte Lösung zu finden, sollten Angehörige und Pflegebedürftige die regionalen Möglichkeiten prüfen und gegebenenfalls mehrere Modelle ausprobieren, bis sie sich endgültig entscheiden. Betreuung ist kein starrer Prozess, er unterliegt einer gewissen Dynamik, weshalb die Situation fortlaufend von allen Beteiligten beobachtet und neubewertet wird. Auch eine Kombination aus verschiedenen Konzepten ist möglich: Angehörige übernehmen beispielsweise einen Teil der Fürsorge und eine Betreuungskraft aus Osteuropa unterstützt umfassend.

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Wohnkonzepte für Pflegebedürftige

Aber auch die individuelle Wohnsituation spielt eine Rolle. Im besten Fall lässt sich das Eigenheim behindertengerecht einrichten – beispielsweise mit einer ebenerdigen Wohnung oder einer befahrbaren Dusche. Nicht jedes Wohnkonzept eignet sich für jeden Pflegebedürftigen gleichermaßen. „Während Menschen mit Parkinson im fortgeschrittenen Stadium eine permanente Betreuung benötigen, reicht in anderen Fällen eine häusliche Versorgung häufig aus“, weiß Experte Markus Küffel.

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Individuelle Situation als Leitfaden für Pflege

Um ein passendes Betreuungskonzept zu finden, sollte insbesondere der Pflegegrad des Betroffenen berücksichtigt werden. Wenn bei der Prüfung des medizinischen Dienstes der Krankenkassen eine Pflegebedürftigkeit festgestellt wurde, erhält der Versicherte einen Pflegegrad zwischen eins und fünf.

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Bei Personen mit höherer Staffelung wie Stufe vier oder fünf gestaltet sich ein Leben in den eigenen vier Wänden häufig als Herausforderung, die es zu meistern gilt. Mit einer guten Planung und der Einbindung des Pflegedienstes kann eine 24 Stunden Betreuung jedoch gut gelingen.

Pflege- bzw. Versorgungsmodelle: Vor- und Nachteile

Die Wahl der richtigen Pflegeform ist also eine individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt. Es gibt keine pauschale Antwort, welches Modell das beste ist. Wichtig ist, die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen zu berücksichtigen und die Vor- und Nachteile der einzelnen Modelle abzuwägen.

Pflegeheime
Vorteile:
  • Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch qualifiziertes Personal
  • Medizinische Versorgung und Therapien im Haus
  • Gemeinschaft mit anderen Menschen
  • Abwechslungsreiches Freizeitangebot
  • Entlastung für pflegende Angehörige
Nachteile:
  • Hohe Kosten
  • Verlust von Privatsphäre und Selbstständigkeit
  • Heimweh und Einsamkeit
  • Gefahr von Infektionen und Krankheiten
  • Mögliche Unzufriedenheit mit der Qualität der Pflege
Senioren-WGs
Vorteile:
  • Selbstbestimmtes Leben in Gemeinschaft
  • Geringere Kosten als im Pflegeheim
  • Unterstützung im Alltag durch Mitbewohner und Pflegedienst
  • Erhalt der sozialen Kontakte
  • Förderung von Aktivität und Selbstständigkeit
Nachteile:
  • Notwendigkeit, sich auf andere Menschen einzustellen
  • Weniger Privatsphäre als in der eigenen Wohnung
  • Mögliche Konflikte mit Mitbewohnern
  • Abhängigkeit von der Hilfsbereitschaft der anderen Bewohner
  • Nicht geeignet für Menschen mit hohem Pflegebedarf
Betreutes Wohnen
Vorteile:
  • Selbstständiges Wohnen in barrierefreier Wohnung
  • Sicherheit durch Notrufsystem
  • Wahlweise buchbare Serviceleistungen wie z. B. Reinigung, Hauswirtschaft und Essen
  • Gemeinschaft mit anderen Menschen
  • Möglichkeit, bei Bedarf zusätzliche Pflegeleistungen in Anspruch zu nehmen
Nachteile:
  • Höhere Mieten als für vergleichbare Wohnungen
  • Kosten für Serviceleistungen
  • Verlust von Privatsphäre durch regelmäßige Besuche des Pflegedienstes
  • Einsamkeit, wenn keine sozialen Kontakte vorhanden sind
  • Nicht geeignet für Menschen mit hohem Pflegebedarf
24-Stunden-Pflege
Vorteile:
  • Verbleib in der gewohnten Umgebung
  • Individuelle und bedarfsgerechte Betreuung
  • Rund-um-die-Uhr-Versorgung
  • Entlastung für pflegende Angehörige
Nachteile:
  • Hohe Kosten
  • Abhängigkeit von der Pflegekraft
  • Mögliche Sprachbarrieren
  • Verlust von Privatsphäre
  • Eingewöhnungszeit an die neue Situation

Sicherlich haben die einzelnen Modelle noch weitere Vor- und Nachteile, diese gehören zu den wichtigsten.