Wenn man Rad fährt, bewegt man sich auf einer Vielzahl unterschiedlicher Arten von Wegen, auf denen jeweils eigene Regeln gelten. Generell gilt: Fahrräder gehören auf die Fahrbahn – genau wie andere Fahrzeuge. Lediglich Kinder unter acht Jahren müssen auf dem Gehweg fahren.

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Es gibt jedoch einige Ausnahmen und Sonderregelungen für Fahrräder. Diese 9 Radwege-Arten sollte man kennen:

Video: Chaos auf dem Radweg | Zur Sache! Baden-Württemberg

1. Radfahrstreifen

Radfahrstreifen sind Radwege, die auf der Fahrbahn angelegt sind. Sie sind mit einem durchgezogenen weißen Strich gekennzeichnet. Diese Streifen sind benutzungspflichtig für Radfahrerinnen und Radfahrer, dürfen nur in Fahrtrichtung befahren werden und sind durch ein Radweg-Verkehrszeichen gekennzeichnet. Mit dem Auto darf die weiße Linie nicht überfahren werden und auch das Parken und Halten auf den Radfahrstreifen ist nicht zulässig. Da die Radfahrstreifen nicht als Teil der Fahrbahn gelten, müssen Autofahrer beim Überholen auch keine 1,5 bzw. zwei Meter Mindestabstand halten.

Deshalb gibt es zusätzlich die Sonderform des „Geschützten Radfahrstreifens“. Diese Idee stammt aus den USA. Dabei wird ein farblich markierter Radfahrstreifen durch Anpflanzungen, Poller oder Leitplanken von der Fahrbahn nochmals getrennt, was das subjektive Sicherheitsgefühl auf dem Rad verbessert.

Fahrräder im Straßenverkehr - Häufige Rechtsirrtümer

Radfahrer fährt auf Radfahrstreifen in der Stadt

www.pd-f.de/Arne Bischoff

Radfahrstreifen haben eine dicke, durchgezogene Linie als Begrenzung, gelten aber nicht als Teil der Fahrbahn und deshalb müssen Autofahrer auch keine 1,5 Meter Abstand halten. Radfahrern ist also geraten, sich von sich aus rechts zu halten, zu eigenen Sicherheit.

2. Radweg - baulich getrennt

Ein baulich getrennter Radweg ist meist durch den Bordstein oder einen Grün- bzw. Parkstreifen von der Fahrbahn und vom Gehweg abgehoben. Zur besseren Visualisierung kommt beispielsweise ein anderer Untergrundbelag zum Einsatz. Der Radweg ist einseitig in Fahrtrichtung zu befahren, außer wenn durch ein Schild das Fahren entgegen der Fahrtrichtung freigegeben ist. Aber: Ein baulich getrennter Radweg muss nicht zwangsläufig befahren werden. Erst ein Schild (Radweg Z 237, getrennter Rad- und Fußweg Z 241, gemeinsamer Rad- und Fußweg Z 240) macht den Radweg auch benutzungspflichtig.

Ist kein Schild angebracht, darf man selbst entscheiden, ob man mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn oder dem Radweg fahren möchte. Auch wenn der benutzungspflichtige Radweg durch einen Gegenstand, zum Beispiel ein parkendes Auto, versperrt oder im Winter nicht geräumt ist, darf man auf die Fahrbahn – und nicht auf den Gehweg – ausweichen.

Mann mit Hund fährt Rad auf Radweg

www.pd-f.de/Kay Tkatzik

Dieser baulich getrennte Radweg hat einen Brodstein und verfügt über eine farbige Markierung.

3. Schutzstreifen

Schutzstreifen, auch als Angebotsstreifen oder Suggestivstreifen bezeichnet, sind ebenfalls auf der Fahrbahn aufgemalt, jedoch nicht mit durchgezogenen, sondern mit gestrichelten Linien gekennzeichnet. Autos dürfen deshalb bei Bedarf, zum Beispiel um dem Gegenverkehr auszuweichen, die Linie überfahren. Allerdings mit der Einschränkung, dass der Radverkehr nicht beeinträchtigt wird. Beim Überholen von Fahrrädern muss der Mindestabstand eingehalten werden.

Auf dem Schutzstreifen darf zudem nicht mit einem Kfz oder Lkw gehalten oder geparkt werden – auch nicht zum Be- und Entladen. Eine Benutzungspflicht des Schutzstreifens gibt es zwar nicht, allerdings kann eine Strafe wegen Missachtung des Rechtsfahrgebots drohen, wenn man den Streifen nicht benutzt.

Vorfahrtsverletzung durch Radfahrer: Wer haftet?

Radfahrer auf einem Schutzstreifen für Fahrräder auf der Straße

www.pd-f.de/Arne Bischoff

Die Autos dürfen über die gestrichelte Linie fahren, aber es herrscht absolutes Halteverbot und der Abstand beim Überholen von Fahrrädern muss 1,5 Meter betragen.

4. Pop-up-Radweg (Pop-up-Bike-Lane)

Bei einem Pop-up-Radweg handelt es sich eigentlich um eine temporäre Fahrradinfrastruktur. Für eine kurze Zeit werden in einer Stadt abgetrennte Fahrradstreifen auf der Fahrbahn angelegt, die zeigen sollen, wie sich die Infrastruktur zum Positiven verändert, wenn der Radverkehr mehr Platz bekommt. Die Idee stammt ebenfalls aus den USA, wo es weniger rechtliche Hürden bei der Errichtung von Fahrradinfrastruktur gibt.

In Deutschland bekamen die Pop-up-Radwege 2020 erstmals erhöhte Aufmerksamkeit, als in Berlin erste temporäre Fahrradstreifen eingerichtet wurden.

Pop-up Radweg oder Pop-up Bike-Lane in der Stadt

www.pd-f.de /ADFC/Tosic

Die Idee der temporär "aufpoppenden" Fahrradwege stammt aus den USA.

5. Fahrradstraße

Bei einer Fahrradstraße handelt es sich um einen Bereich, in dem der Radverkehr Vorrang genießt. Im Gegensatz zum Radweg ist dabei die komplette Fahrbahn für den Radverkehr vorgesehen. Weitere Verkehrsteilnehmerinnen und -Teilnehmer sind offiziell nicht zugelassen, es sei denn, ein Verkehrszeichen gibt die Straße für zum Beispiel für Kfz frei. Dem Radverkehr ist dann weiterhin Vorrang zu gewähren und sich an die gängigen Regelungen zu halten.

Dazu zählen u. a. eine Regelgeschwindigkeit von maximal 30 km/h sowie, dass Fahrräder nebeneinander fahren dürfen. Allerdings: Kinder unter acht Jahren müssen auch in einer Fahrradstraße auf dem Gehweg fahren.

Fahrradstraße nur für Fahrräder

www.pd-f.de/Thomas Geisler

Andere Verkehrsteilnehmer dürfen die Fahrradstraße nur nutzen, wenn sie explizit für sie freigegeben ist.

6. Fahrradzone

Fahrradzonen stellen eine flächenmäßige Erweiterung der nur streckenmäßig anzuordnenden Fahrradstraßen dar. Sie können von Kommunen ähnlich wie Tempo-30-Zonen eingerichtet werden, dürfen sich jedoch nicht mit Tempo-30-Zonen überschneiden. Sie werden meist für Nebenstraßen eingerichtet und dienen dazu, die Sicherheit für Fahrräder in einem größeren Bereich zu erhöhen.

7. Radschnellweg

Die Wege dienen dazu, Radverkehr möglichst kreuzungs- und ampelfrei über längere Distanzen auf direkten Strecken zu ermöglichen. Sie werden deshalb gerne auch als „Radautobahnen“ betitelt, weil sie zudem möglichst breit angelegt sein sollen, damit man mit dem Fahrrad auch problemlos überholen kann. Radschnellwege sind separiert von Kfz- und Fußverkehr angelegt und alleinig Fahrrädern vorbehalten.

Radfahrerin auf einem Radschnellweg

ferrantraite/E+/Getty Images

Eine "Autobahn" für Fahrräder ist der sogenannte Radschnellweg.

8. Freigegebener Gehweg

Wenn es durch ein spezielles Zusatzschild „Radfahrer frei“ gekennzeichnet ist, ddarf man hier mit dem Rad auch auf dem Gehweg fahren. Das ist jedoch mit Verhaltensregeln verbunden: So muss möglichst Schrittgeschwindigkeit gefahren und Fußgängern Vorrang gewährt werden. Es besteht keine Benutzungspflicht, weshalb man selbst entscheiden kann, ob man den Gehweg oder die Fahrbahn nutzen will. Deshalb ist die Regelung in erster Linie dazu gedacht, an stark frequentierten Straßen eine Alternative zur Fahrbahn für zu bieten, falls man sich mit dem Rad zwischen den motorisierten Fahrzeugen unsicher fühlt.

Radfahrer auf freigegebenem Gehweg

www.pd-f.de/Arne Bischoff

Den Gehweg darf man fürs Radfahre nur benutzen, wenn er offiziell dafür freigegeben ist.

9. Freigegebene Einbahnstraße

Immer häufiger werden Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung für Fahrräder freigegeben und somit eine bessere Verkehrsführung für den Radverkehr erreicht. Gegenseitige Rücksichtnahme ist hier erforderlich. Außerdem ist eine Geschwindigkeit von max. 30 km/h zu empfehlen.

Zusätzlich ist eine Freigabe für den Radverkehr auch bei sogenannten „unechten Einbahnstraßen“ möglich. Dabei handelt es sich beispielsweise um Straßen, auf denen ein Verbot von Kraftfahrzeugen herrscht oder auch eine Fahrradstraße, die nur in eine Richtung zum Befahren von Kraftfahrzeugen freigegeben ist.

Für Fahrräder freigegebene Einbahnstraße mit Schildern

www.pd-f.de/Arne Bischoff

Manche Einbahnstraßen dürfen von Fahrrädern auch in der eigentlich "falschen" Richtung befahren werden - wenn sie entsprechend gekennzeichnet sind.

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