Sonnenbühl: Wo die Schwäbische Alb am heitersten ist

Eine Jacke im Gepäck muss sein. Hier auf 775 Meter Höhe ist es zwar oft sonnig, aber auch gerne etwas frischer als im Tal. Deshalb sagt der Volksmund, es sei „en Kittel kälter do hoba“. Richtig angezogen kann man aber in der 7000-Einwohner-Gemeinde allerhand Herzwärmendes erleben.

Sonnenbühl macht seinem Namen Ehre: Nach Freiburg hat die Gemeinde deutschlandweit die meisten Sonnenstunden im Jahr. Und kaum Näbel – the Länd’s bäschd Pläis sozusagen.
- Sonja Faber-Schrecklein

Auf der Hochfläche der Kuppenalb, etwa 15 Kilometer südlich von Reutlingen, begegnet man einer herbschönen Naturlandschaft mit charakteristischen Trockentälern. Hier liegen die Eingänge zu den größten Schauhöhlen der Region, und die tollen Leut’ haben alle besondere Geschichten.

► Entdecken Sie weitere Höhlen bei unseren Ausflugszielen

Sonnenbühl auf der Schwäbischen Alb: Bäcker, Metzger, Unterwelt

Genkingen, Undingen, Willmandingen und Erpfingen heißen die vier Dörfer, die zusammen seit bald 50 Jahren den strahlenden Ort Sonnenbühl bilden. Genkingen allein bietet schon vier verschiedene Möglichkeiten, vom Tal hoch- und runterzukommen. Die aus Esslingen über Reutlingen-Gönningen kam mir immer am schönsten vor. Oben angekommen machen Sie einen Besuch beim unglaublich netten Orts-Bäcker. Im südlich gelegenen Undingen steht das Rathaus von Sonnenbühl – und ein sehr guter Metzger gleich um’s Eck. (Wenn Sie ständig im Land unterwegs sind, wie meine Kollegen und ich, dann sind Sie froh über jeden guten Tipp. Also, Undingen: sehr guter Metzger!)

Frisch gestärkt könnten Sie die Nebelhöhle besuchen. Sie gehört zu den Besonderheiten auf der Kuppenalb; die heißt so, weil es hier viele bewaldete Kuppen gibt. Sie sind Reste einstiger Korallenriffe des Jurameers, das vor etwa 150 Millionen Jahren Süddeutschland bedeckte. Die vielen Steine im Ackerboden sind oft verkarstete Reste von Tieren aus dieser Zeit; das nur nebenbei. 141 Stufen führen also in die Unterwelt. Wenn es Hochnebel gibt, dann hat „oiner die Tür zur Nebelhöhle offa g’lassa“, das erklärt Ihnen jeder Älbler. Das magische Reich aus Tropfsteinformationen erstreckt sich auf rund 450 Meter Länge. Natürlich ranken jede Menge Sagen und Mythen um den wild-romantischen Ort; bekannt auch aus Wilhelm Hauffs Roman „Lichtenstein“.

► Mehr über die Nebelhöhle in Sonnenbühl

Wer in Sonnenbühl-Undingen urlaubt, kann seine Kinder auch oberirdisch beschäftigen, im Bikerpark – oder auf Krimispuren. Der Undinger Zimmermannsmeister Julian Letsche kann nämlich nicht nur alte Dachstühle wieder aufrichten, sondern auch spannende Krimis schreiben. Ursprünglich wollte der sympathische Älbler Journalist werden, hat aber seine Liebe zum Holz vorangestellt. Außerdem singt er noch. Saugut, sag ich Ihnen.

Schöner Wohnen in Sonnenbühl

Nach Sonnenbühl-Erpfingen schick ich Sie zum Wohnen. Entweder im Feriendorf Sonnenmatte oder im Hotel Hirsch. Das erstere rustikaler und sehr familienfreundlich, das zweite etwas schnieker und mit Sternekoch.

► Die besten Sternerestaurants in Baden-Württemberg

Jetzt haben Sie die Qual der Wahl. Infos gefällig? Das Feriendorf Sonnenmatte hat 55 einzelne Häuschen, alle gleich gebaut in den 1960er-Jahren, fünf davon eignen sich für Menschen mit Handicap. Die Feriendorfleiterin Sabine Linsin gibt wirklich alles. Wer will, kann Halbpension buchen. Viel Freiraum, viel Natur, viel Ruhe, ein toller Platz zum Abschalten. Gleich nebenan kann man die Sommerrodelbahn runtersausen oder im Luftkurort Erpfingen das Ostereimuseum besuchen, den Klimaweg begehen, einen Waldsportpfad ausprobieren, verschiedene Eisen auf Bälle auf dem 18-Loch-Golfplatz schlagen, Ballonfahren, die Bärenhöhle samt Märchenwelt erkunden …

► Mehr zur Sommerrodelbahn
► Die Bärenhöhle bei Erpfingen
► Märchenwelt im Freizeitpark Traumland
► Osterei-Museum Sonnenbühl
► Kletterpark Erpfingen

Sonnenbühl ist auch kulinarisch eine Reise wert. Gerd Windhösel im Hirsch hat seit 27 Jahren einen Stern und kocht immer noch leidenschaftlich gern. Sein Geheimnis: Sonne im Herzen und Freude an Produkten der Schwäbischen Alb. Ich durfte mal einen Tag lang helfen, was dazu führte, dass alles ein bissle länger gedauert hat. Er verarbeitet Beluga-Linsen aus Erpfingen, Sonnenbühler Safran, Wagyu-Rinder und Fisch aus einem Nachbarort, alles aus der Nähe.

Die Gelben Rüben von Bioland-Landwirt Andreas Werner aus Willmandingen werden zu einem Gedicht in vier Ausformungen (bei mir gäbt’s halt Karotteng’müs). Windhösel und Werner schaffen seit Jahrzehnten zusammen. Der eine hat erkannt, dass seine Salate und Wurzelgemüse besondere Aromen bekommen, weil die kargen Böden der Schwäbischen Alb sehr trocken sind. Wenig Wasser heißt langsames Wachstum und bessere Konsistenz. Und der andere macht daraus essbare Kunst. Beide sind echte Älbler und in ihrem Fachgebiet der Knaller.

►Die Alblinse: Verschollen und durch Zufall wieder aufgetaucht

Schwere Mädels

Apropos: Wenn’s knallt, sind Damen am Zug. Wo Uschi Wurster aus Willmandingen mit ihren Kaltblut-Mädels auftaucht, gibt es ein Riesenhallo. Gina und Eva sind perfekt eingespielt auf’s Kutschefahren, das Uschi schon viele Jahre anbietet. Hochzeiten, Vesperfahrten, Tagesausflüge – alles möglich. Ihr Mann Ulli Thumm informiert als Alb-Guide über die tolle Landschaft. Manchmal sieht man Uschi und ihr Gespann auch auf den Äckern von Andreas Werner. Wenn die Rösser nämlich die Felder eggen, ist die Bodenverdichtung geringer und das wenige Wasser kann in den Acker fließen. Schonend und schön anzusehen, aber ein Heideng’schäft für Uschi, die danach womöglich noch ihre Wanderreitgäste versorgen muss.

Ich könnte noch viel mehr erzählen aus Sonnenbühl, einer zauberhaft schönen Gegend, über der die Sonne lacht und deren Bewohner die Sonne im Herzen tragen. Ich freu mich auf mein nächstes Mal dort. Kommen Sie dazu?